Uncredit macht Verluste:Mamma Mia

Der Rücktritt von Berlusconi kam für die italiensiche Großbank Unicredit wohl grade noch rechtzeitig: Tief in den roten Zahlen, braucht die Mutter der früheren Hypo-Vereinsbank nun frisches Geld - doch woher soll das kommen?

Ulrike Sauer

Berlusconi muss weg - das forderte im Namen der italienischen Geldhäuser zuletzt sogar der Präsident des Bankenverbandes ABI, Giuseppe Mussari. Und zwar mit zunehmender Dringlichkeit.

UniCredit SpA Headquarters Ahead Of Strategic Plan News Conference

Die italienische Großbank UniCredit steckt tief in den roten Zahlen - 10,6 Milliarden Verluste im dritten Quartal.

(Foto: Bloomberg)

Für die Großbank Unicredit kam der Rücktritt des viermaligen Premiers am Samstag gerade noch rechtzeitig: Denn seit Wochen prüft die italienische Großbank ihre Chancen, an den überreizten Finanzmärkten frisches Kapital einzusammeln. Das Misstrauen gegenüber Italien verstärkte sich mit jedem Tag, den der als völlig unglaubwürdig empfundene Berlusconi sich an die Macht klammerte. Der blitzschnelle Regierungsauftrag an den parteilosen Wirtschaftsfachmann Mario Monti schien dann Unicredit-Chef Federico Ghizzoni den letzten Stoß gegeben zu haben. Der Weg schien nun frei.

Am Montag beschloss die Hypovereinsbank-Mutter schließlich die Aufstockung ihres Eigenkapitals um 7,5 Milliarden Euro - und machte zugleich klar, warum das offenbar dringend notwendig ist. Unicredit steckt tief in den roten Zahlen: Im dritten Quartal erlitt Italiens größte Bank einen Verlust von 10,6 Milliarden Euro - sie hatte unter anderem wegen der Schuldenkrise in Europa Abschreibungen von 9,6 Milliarden Euro vorgenommen.

Gegen eine Kapitalspritze hatte man sich an der Mailänder Piazza Cordusio viele Monate gesträubt. Eine dritte Kapitalerhöhung sei im Moment nicht notwendig, wiegelte Ghizzoni ab. Schon 2009 und 2010 brauchte die Bank wegen der Finanzkrise Geld.

Das Dilemma der Bank: Je dringender die Erhöhung der Kernkapitalquote von 8,7 Prozent (Ende September 2011) wurde, desto ungünstiger entwickelten sich die Marktverhältnisse nach der Infizierung Italiens mit dem griechischen Virus. Schließlich attestierte die europäische Bankenaufsicht EBA Unicredit vor dem Hintergrund der dramatisch zugespitzten Schuldenkrise eine Eigenkapital-Lücke von 7,4 Milliarden Euro. Sie muss bis zum nächsten Sommer geschlossen sein.

Unicredit strebt nun eine Kernkapitalquote von 10,35 Prozent an. Sie sei komplett durch ein Bankenkonsortium garantiert und soll im ersten Quartal 2012 abgeschlossen sein. Ghizzoni kann nur hoffen, dass sich bis dahin ein kräftiger Monti-Effekt an der Mailänder Börse eingestellt hat.

Unicredits Aktienkurs war in den vergangenen Monaten extremen Schwankungen ausgesetzt. Ghizzonis Vorhaben ist daher ambitioniert: Der Börsenwert von Unicredit hat sich seit Jahresbeginn halbiert und liegt inzwischen mit 15 Milliarden Euro weit unter dem Buchwert. Wie die anderen italienischen Banken wurde auch Unicredit ein Opfer der handlungsunfähigen Regierung in Rom, die das Vertrauen in Italien zerrüttet hat und eine Kapitalflucht aus dem Land ausgelöst hat. Ghizzonis Institut gehört zudem als einziges italienisches Geldhaus zu den weltweit 29 systemrelevanten Banken, die ab 2016 besonders hohe Kapitalpuffer aufweisen müssen. "Das ist eine Anerkennung für uns und für Italien", kommentierte Ghizzoni stolz.

Der Unicredit-Chef kämpft an vielen Fronten gleichzeitig. Zunächst muss er bei den Aktionären, die 2011 keine Dividende ausgezahlt bekommen, frisches Geld locker machen. Die italienischen Sparkassenstiftungen, die zusammen mit 13 Prozent die größten Unicredit-Aktionäre sind, ziehen wohl mit, behalten sich aber wohl eine Prüfung des dreijährigen Geschäftsplans vor. Darin versprach Ghizzoni am Montag, die Bank bis 2013 auf einen Konzerngewinn von 3,8 Milliarden Euro zu trimmen.Eine weitere Vereinfachung der Konzernstruktur und Stellenabbau sollen Kosten senken.

Unicredits Leitmotiv bis 2015 lautet: stärkere Ausrichtung auf Unternehmen und Kunden, weniger aggressive Vorgaben im Investmentbanking. Die neue Strategie soll in Zukunft konstantere Ergebnisse garantieren. Das Geldgeschäft in Italien ist derzeit jedoch extrem schwierig. Die Banken kämpfen infolge der Schuldenkrise mit dem kombinierten Effekt einer niedrigen Ertragsquote und rapide steigenden Finanzierungskosten

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