Umstrittene Steuerspar-Modelle:Commerzbank hilft klammen Kunden aus

Das Geldhaus hat umstrittene Steuerspar-Modelle vermittelt, nun offeriert es Kredite für Nachzahlungen an den Fiskus.

Klaus Ott

Für ihre Kunden, die dringend Geld brauchen, ist die Commerzbank immer erreichbar. Das Finanzinstitut verleiht Tag und Nacht fünfstellige Beträge per Internet. Bis zu 40.000 Euro sind drin, "einfach und schnell ... mit nur wenigen Klicks". Und das zu einem "günstigen Zinssatz" ab 5,9 Prozent. Gedacht ist der Online-Kredit beispielsweise für Verliebte, die sich ihre Wünsche erfüllen wollen.

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Das ist längst nicht alles, was das Frankfurter Geldhaus für seine Klientel unternimmt. Einer ganz besonderen Kundengruppe hilft die Commerzbank jetzt sogar, größere Steuerrückstände zu begleichen. In Not geratenen Anlegern, die in die Medienfonds VIP 3 und 4 investiert haben, offeriert die Bank nach eigenen Angaben auf Anfrage einen Spezialkredit zu einem noch günstigeren Zinssatz: 4,13 Prozent. Die Anleger könnten dadurch einem unerwarteten Zahlungsbescheid des Fiskus Folge leisten, sagt Monika Scherer von der Geschäftsleitung der VIP-Fondsverwaltung.

Fehlinvestition in Hollywood

Die Commerzbank hat, wie sie selbst bestätigt, rund 7500 Kunden an die beiden Medienfonds vermitteln. Die bangen nun, wie alle anderen der 12.000 Geldgeber von VIP 3 und 4, um ihr Kapital. Die Finanzbehörden haben ein Steuersparmodell bei Kinofilmen, in das die Anleger der beiden Fonds 665 Millionen Euro investiert hatten, hinterher aberkannt. Weil er Steuern zu Gunsten der Anleger hinterzogen haben soll, steht der VIP-Gründer Andreas Schmid ab April in München vor Gericht.

Er soll den Großteil des Kapitals bei Banken heimlich wie Festgeld angelegt haben, statt es steuersparend in Kinowerke wie das Science-Fiction-Stück Outlander vor allem aus Hollywood zu stecken, lautet der Vorwurf. Schmid und seine Anwälte widersprechen heftig. Bis die Sache bei der Justiz geklärt ist, dürfte es noch viele Monate dauern.

Der Fiskus bittet zur Kasse

So lange will der Fiskus nicht warten. Finanzämter in ganz Deutschland bitten VIP-Anleger nachträglich zur Kasse. Deren Steuerschuld beträgt zusammen 275 Millionen Euro. Hier kommt nun die Commerzbank ins Spiel, als alter und neuer Partner von VIP.

Das Institut hat unter den eigenen Angestellten und Kunden mit vielen tollen Versprechen für VIP geworben: Vorteile bei Einkommens-, Erbschafts- und Schenkungssteuern, hohe Renditen, garantierte Schlusszahlung. Die Mindesteinlage betrug 25.000 Euro. Eines der Werbeargumente für vermögende Geschäfts- und Privatkunden der Bank lautete, man könne unter Umständen sogar in den Genuss der Eigenheimzulage kommen, weil die für diesen Zuschuss geltende Einkommensgrenze dank VIP unterschritten werde.

Er kenne Fälle, in denen Anleger sowohl Steuern nachzahlen als auch die Eigenheimzulage zurückgeben müssten, sagt der Bremer Anwalt Jens-Peter Gieschen. Er vertritt mehrere hundert Leute, die um ihr Geld prozessieren, teils gegen die Commerzbank. ´

Spezialkredit für eine Zwischenfinanzierung

Die habe falsch beraten, ihr Kredit sei keine dauerhafte Lösung, glaubt Gieschen. Die Rückzahlungs-Bescheide des Fiskus seien für "viele Anleger eine Katastrophe, weil sie so viel Geld nicht flüssig haben".

Um diesen Kunden zu helfen, hat VIP Partner für eine Zwischenfinanzierung der Steuerschuld gesucht, und vor allem in der Commerzbank gefunden. Bisher habe man für fast 80 Prozent der betroffenen Anleger eine Lösung finden können, steht in einem VIP-Rundschreiben.

Der Kredit sei "besser, als gar nichts zu machen", sagt VIP-Vertreterin Monika Scherer. Das sei nicht genug, entgegnet Gieschen. Die Bank müsse für den Schaden aufkommen. Das sieht das Institut anders und betont, der Spezialkredit sei "keinesfalls ein Schuldeingeständnis".

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