Umlage:Mieterverein beklagt teure Modernisierung

Weil die Mieten nach Modernisierungen stark steigen, werden viele Mieter aus ihren Vierteln verdrängt. Das kritisiert der Berliner Mieterverein - und fordert, die bestehenden Regelungen abzuschaffen.

Der Berliner Mieterverein befürchtet im Zuge der energetischen Sanierung und der Modernisierung von Wohnungen eine massive Verdrängung von Menschen aus ihren Kiezen. "Die Modernisierung ist aus dem Ruder gelaufen", kritisierte Geschäftsführer Reiner Wild. Der Nutzen, zum Beispiel gesparte Heizkosten, sei oft gering und stehe in keinem Verhältnis zu den Mieterhöhungen. Eine Studie des Verbandes kam zu dem Ergebnis, dass sich die Nettokaltmiete nach Modernisierungsmaßnahmen im Durchschnitt um knapp 2,50 Euro je Quadratmeter oder monatlich etwa 190 Euro erhöhte. Im Durchschnitt sei die monatliche Kaltmiete von 4,73 Euro auf 7,14 je Quadratmeter und Monat gestiegen.

Für seine Untersuchung nahm der Mieterverein etwa 200 Projekte zur Modernisierung und Energieeinsparung aus den Zeiträumen 2012/2013 und 2015/2016 unter die Lupe. Bei einem Viertel lag die damit verbundene Mietsteigerung bei drei Euro je Quadratmeter und mehr. Sauer stößt dem Mieterverein auch ein anderes Ergebnis auf: Demnach bringen Modernisierungsmaßnahmen oft kaum Einsparung beim Energieverbrauch.

In einigen wenigen Fällen sei der Heizenergie-Verbrauch in einer Größenordnung von durchschnittlich 35 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr zurückgegangen. Das mache bei einer 70 Quadratmeter großen Wohnung eine Ersparnis von 200 Euro im Jahr aus. Dem stehe jedoch ein durchschnittliches Mietplus allein aufgrund der energetischen Sanierung von 1300 Euro im Jahr gegenüber. Wild sprach von einer "eklatanten Differenz" zwischen vor Baubeginn angenommenen und den Mietern versprochenen sowie den tatsächlichen Energie-Einsparungen. Der Deutsche Mieterbund fordert daher unter anderem eine Abschaffung der bundesgesetzlichen Regelung, wonach Vermieter jährlich bis zu elf Prozent der Modernisierungskosten auf die Miete aufschlagen dürfen.

© SZ vom 18.08.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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