Umkehrhypothek:Ein Pfand für mehr Rente

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Mit einer Umkehrhyptohek lässt sich die Rente aufbessern. Senioren machen ihr Eigenheim zu Geld, können aber weiter darin wohnen. Finanztest erklärt das Modell.

In Deutschland neu: die Umkehrhypothek. Sie ermöglicht es Haus- und Wohnungseigentümern im Rentenalter, ihre Immobilie zu Geld zu machen und damit ihre Rente zu verbessern. Der Clou: Sie können zu Hause wohnen bleiben. Finanztest informiert über die ersten Angebote.

Haus- und Wohnungseigentümer eigentümer im Rentenalter können ihr monatliches Budget mit einer Umkehrhypothek erhöhen. (Foto: Foto: AP,istock)

Hypothek ohne Zins und Tilgung

Viele Rentner leben in ihrem abbezahlten Eigenheim, verfügen aber nur über eine geringe Rente. Es fehlt an Geld - etwa für Modernisierungen oder größere Anschaffungen. Dennoch lehnen es die meisten Ruheständler ab, ihr Haus zu Lebzeiten zu verkaufen. Eine Lösung für finanzielle Engpässe kann die Verrentung der Immobilie sein - etwa durch eine Umkehrhypothek.

Und so funktionierts: Der Eigentümer erhält einen Kredit auf seine Immobilie, für den er weder Zinsen noch Tilgung zahlen muss. Je nach Angebot bekommt er das Geld als Rente, Einmalzahlung oder Mischform. Erst wenn der letzte Eigentümer stirbt, das Haus verkauft oder dauerhaft auszieht wird der Kredit plus Zinsen fällig. Der Kreditgeber bekommt sein Geld aus dem Verkaufserlös der Immobilie. Oder die Erben tilgen die Schulden und behalten das Haus. Umkehrhypotheken gibt es derzeit bei der Deutschen Kreditbank (DKB) und voraussichtlich ab Januar 2010 bei der Förderbank Schleswig-Hostein.

Immorentenplus der DKB

Die Immokasse mit Sitz in Grünwald bietet mit Immorentenplus eine Umkehrhypothek der DKB an.

Bedingungen: Der Eigentümer muss mindesten 65 Jahre alt sein, eine schuldenfreie oder nur gering belastete Immobilie besitzen, sie selbst nutzen und instandhalten. Die Immokasse zahlt den Kredit als Einmalbetrag aus. Die Kreditsumme hängt vom Alter des Rentners und vom Immobilienwert ab. Sie liegt bei höchstens 15 bis 35 Prozent des Immobilienwerts. Das Darlehen ist relativ teuer.

Durch Zinsen, Gebühren und Pauschalen verdoppelt sich die Kreditschuld bereits nach zehn Jahren. Dies verdeutlich auch die Grafik Immobilienrente der DKB anhand eines Beispiels. Ziehen die Eigentümer nach einigen Jahren in ein Pflegeheim, müssen sie diese weitaus höhere Kreditsumme zurückzahlen. Immerhin: Eine Überschuldung müssen sie oder ihre Erben nicht befürchten. Grund: Nur die Immobilie sichert die Rückzahlung des Kredits ab.

Das ist bei der Förder-Immorente, die die Investitionsbank Schleswig-Holstein in ihrem Bundes­land ab 2010 anbieten will, anders. Der Hausbesitzer haftet mit seinem Vermögen für die Rückzahlung des Kredits.

(Foto: Grafik: Stiftung Warentest)

Durch eine vorsichtige Bewertung der Immobilie soll das Risiko aber minimiert werden. Das Darlehen gibt es meist als monatliche Rente. Eine Einmalzahlung ist nur zweckgebunden möglich und lässt sich mit einer Rente kombinieren. Bedingungen für das Darlehen: Der Eigentümer muss mindestens 60 Jahre alt sein und seine Immobilie instandhalten.

Der Kreditnehmer entscheidet sich entweder für eine höhere Rente bis zum Ende seiner statistischen Lebenserwartung oder eine niedrigere Rente bis zum 110. Lebensjahr. Die Rentenhöhe richtet sich nach dem Alter des Eigentümers, dem Immobilienwert und der Rentenvariante. Im Vergleich zum Wert des Hauses fällt sie bescheiden aus, das Darlehen ist teuer. Dies verdeutlich auch die Grafik Förder-Immorente. Der Effektivzins liegt oft über 10 Prozent.

Alternative: Zustifterrente

Einen anderen Weg beschreitet die Stiftung Liebenau. Sie vergibt keine Darlehen, sondern kauft älteren Menschen ihr Haus gegen ein lebens­langes Wohn­recht ab.

Sie übernimmt die Instandhaltung. Die Ex-Eigentümer erhalten - je nach Wunsch - eine befristete oder lebens­lange Rente, eine Einmalzahlung oder eine Kombination aus Rente und Einmalbetrag. Die Zeitrente ist ihnen auch sicher, falls sie ausziehen.

Im Todesfall fließt sie an die Erben weiter. Bei Auszug oder Tod gibt es zudem eine vorher vereinbarte Abfindung für das Wohnrecht. Doch auch die Zustifterrente ist teuer: Mit Vertragsschluss verliert der Rentner sofort rund 30 Prozent seines Vermögen - für Gebühren, künftige Instandhaltungskosten und einen kräftigen Sicherheitsabschlag. Dafür bekommt er ein Rente, die zusammen mit den ersparten Instandhaltungskosten höher ausfällt als bei einer Umkehrhypothek. Nur wenn er früh auszieht oder stirbt, ist die Zustifterrente im Vergleich zur Umkehrhypothek nachteilig.

Verrentung oder Verkauf

Die Verrentung ihrer Immobilie ist vor allem für Hauseigentümer interessant, die in jedem Fall in ihrem Haus bleiben wollen und keine nahestehenden oder aber gut versorgte Erben haben. Mit einer Umkehrhypothek können sie einen Teil ihrer Immobilie zu Lebzeiten zu Geld machen. Das Darlehen ist aber teuer. Deshalb sollten sie vor Vertragsschluss den Verkauf der Immobilie zumindest erwägen - je nach gesundheitlicher und finanzieller Ausgangssituation.

Die Umkehrhypothek ist neu in Deutschland. Die Finanztest-Tipps verraten, worauf man achten sollte.

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