Umfrage:Solidarische Vermieter

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Kurzarbeit, Jobverlust, Covid-19: Manche Mieter geraten da in finanzielle Not. Aber sie stoßen bei vielen Vermietern auf Verständnis.

(Foto: imago)

Immobilien­eigentümer sind in der Krise zu Zugeständnissen bereit - manche sogar dazu, auf Mieteinnahmen ganz zu verzichten.

Von Marianne Körber

Die Coronavirus-Krise belastet zunehmend die Immobilienwirtschaft. So hat jeder zweite Eigentümer bereits Einbußen bei der Miete. Besonders stark trifft es die Vermieter von Gewerbeflächen, wie eine Umfrage des Beratungsunternehmens Rueckerconsult ergab. Auf den Wohnungsbereich werde die Pandemie frühestens Anfang Mai durchschlagen, wenn sich die Corona-Krise auch bei den Arbeitnehmerbudgets auswirke, vermuten die Experten.

Mit auf drei Monate begrenzten Mietausfällen kämen die meisten Eigentümer noch zurecht, bei acht Prozent der Befragten sei aber schon bei maximal zehn Prozent Einnahmerückgang das Ende der Leistungsfähigkeit erreicht. Dabei hofften die Eigentümer auf eine rasche Nachzahlung gestundeter Mieten - jeder dritte wünsche sich eine Überweisung der ausstehenden Zahlungen bereits nach sechs Monaten, knapp ein weiteres Drittel innerhalb eines Jahres. 16 Prozent der Befragten sagten, die zurückgestellte Miete solle gezahlt werden, wenn die wirtschaftliche Lages des Mieters es erlaube.

Die finanzielle Leistungsfähigkeit der Mieter wird von den Eigentümern unterschiedlich bewertet. 69 Prozent erwarten, dass Büromieter coronabedingte Schwierigkeiten aus eigener Kraft meistern können. Bei Einzelhandelsfilialisten und Wohnungsmietern wird das nur noch jedem zweiten zugetraut. Dabei sei klar, dass das Wohnen ein existenzielles Bedürfnis sei und daher eine besondere Rolle spiele. Großvermieter wie Vonovia kämen daher ihren Mietern entgegen und verzichteten derzeit auf Mieterhöhungen, Kündigungen und Räumungen.

Mit erhöhter Sensibilität können auch Restaurants und Inhaber von Einzelhandelsgeschäften rechnen. Nur zwei Prozent der Eigentümer gehen demnach davon aus, dass Restaurants den Einnahmeausfall kompensieren und ihre Mietzahlungen leisten können. Bei Einzelgeschäften sind es vier Prozent.

Die Krise mache stärker bewusst, dass Mieter und Vermieter aufeinander angewiesen seien, heißt es bei Rueckerconsult. Drei von vier Vermietern seien bereit, kleinen Einzelhändlern Mietzahlungen gegebenenfalls ganz zu erlassen. Bei Restaurants und Cafés wären noch 64 Prozent zu diesem Schritt bereit, während nur neun Prozent der Einzelhandelsfilialisten auf einen Erlass hoffen dürfen. Gute Nachricht für Mieter: 45 Prozent der befragten Wohnungseigentümer könnten sich unter den aktuellen Gegebenheiten vorstellen, auf Mieteinnahmen zu verzichten.

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