Überteuertes Gas:"Ein Durchschnittshaushalt kann 400 Euro sparen"

Der Preis für Erdgas sinkt, doch die Endkunden spüren es kaum. Energieexperte Uwe Leprich erklärt, wie durch den Wechsel des Anbieters Geld gespart werden kann.

Die Verbraucher in Deutschland zahlen nach einer Untersuchung der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes zu hohe Gaspreise. Die Gasanbieter hätten bislang nur rund die Hälfte der nach dem Fall der Ölpreise eigentlich möglichen Preissenkungen an die Kunden weitergeben, urteilen die Forscher. Der Grund ist für den Energieexperten der Hochschule, Uwe Leprich, klar: "Es gibt keinen Wettbewerbsdruck."

Überteuertes Gas: Teures Gas: Nur drei Schritte trennen den Konsumenten von einem neuen Lieferanten.

Teures Gas: Nur drei Schritte trennen den Konsumenten von einem neuen Lieferanten.

(Foto: Foto: AP)

Der Fachmann beantwortet die wichtigsten Fragen zur Situation auf dem deutschen Gasmarkt:

Frage: Wie steht es aktuell um den Wettbewerb auf dem Gasmarkt?

Leprich: Schlecht. Nach den jüngsten von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Zahlen nutzte 2007 nur gut jeder hundertste Haushaltskunde die Möglichkeit, den Gasversorger zu wechseln. Der Präsident der Wettbewerbsbehörde, Matthias Kurth, hat deshalb die Verbraucher aufgefordert, mehr Mut zum Anbieterwechsel zu haben und so den Wettbewerb anzuheizen.

Frage: Lohnt sich ein Wechsel denn?

Leprich: Ja, zumindest in vielen Fällen. Nach Angaben der Wettbewerbsbehörde kann ein Durchschnittshaushalt dadurch jährlich bis zu 400 Euro einsparen.

Frage: Gibt es denn Alternativen zu meinem Gasversorger?

Leprich: Ja. Die Auswahl der Anbieter für Normalkunden ist inzwischen auch im Gas-Sektor deutlich größer geworden. Konnten die Verbraucher noch Anfang 2008 im Durchschnitt nur zwischen zwei Gaslieferanten wählen, so waren es laut Bundesnetzagentur im Januar 2009 bereits sieben. In einigen Regionen buhlen sogar bis zu 18 Anbieter um Kunden.

Frage: Ist der Wechsel des Gasversorgers schwierig?

Leprich: Nein. Nur drei Schritte trennen den Konsumenten von einem neuen Energielieferanten: 1. Er muss seinen Energieverbrauch und seine Energiekosten ermitteln. 2. Er muss Preise und Konditionen der Gasanbieter vergleichen. 3. Er muss den neuen Liefervertrag abschließen.

Frage: Wie ermittele ich meinen Energieverbrauch?

Leprich: Die Angaben zum Gasverbrauch findet man auf der letzten Jahresabrechnung.

Frage: Wie verschaffe ich mir einen Überblick über Preise und Leistungen der Anbieter?

Leprich: Online-Tarifrechner wie verivox.de oder toptarif.de bieten einen ersten Überblick über Energielieferanten und Energiepreise am jeweiligen Wohnort. Danach sollte der Verbraucher Angebote von verschiedenen Energielieferanten anfordern und die Verträge kritisch prüfen, rät die Netzagentur. Besonderes Augenmerk sollte er dabei den Vertragslaufzeiten und den Kündigungsfristen widmen. Wichtig sind außerdem eventuelle Preisgarantien, Preisanpassungsklauseln sowie die Zahlungsmodalitäten. Zu Vorsicht rät die Behörde bei Vorkasse-Angeboten: Falls der Energielieferant pleitegehe, kann die Vorauszahlung verloren gehen.

Frage: Wie funktioniert dann der Wechsel?

Leprich: Der Verbraucher muss nur einen neuen Vertrag mit dem Anbieter seiner Wahl abschließen. Der neue Energielieferant erledigt dann im Regelfall alle Formalitäten für den Kunden. Dass heißt, er kündigt auch den Liefervertrag beim bisherigen Versorger.

Frage: Sind Kündigung und Lieferantenwechsel mit Kosten verbunden?

Leprich: Nein. Der Wechsel ist kostenlos.

Frage: Kann es zu Lieferunterbrechungen kommen?

Frage: Nein. Selbst wenn etwas schiefgeht beim Wechsel, ist der örtliche Grundversorger gesetzlich verpflichtet, die Versorgung sicherzustellen. Es kann allerdings sein, dass die Konditionen dann vorübergehend schlechter sind.

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