Tüv-geprüfte Fonds:Kein Verlass

Tüv-Plaketten führen Anleger auf den Holzweg: Bis zu 18 Prozent Rendite versprechen Berater für Zinsdifferenzgeschäfte mit Fonds - verschwiegen werden unüberschaubare Risiken und hohe Kosten.

Mit Prädikaten blenden

Tüv-geprüfte Fonds: Das Tüv-Siegel ist keine Garantie für erfolgreiche Anlagen.

Das Tüv-Siegel ist keine Garantie für erfolgreiche Anlagen.

(Foto: Foto: dpa)

Drei Fondsanbieter versprechen Anlegern mit Zinsdifferenzfonds erstaunliche Wertzuwächse. Die Cis AG wirbt für den Prospekt ihres Garantie-Hebelplans '09 mit dem Prädikat "gut" des Tüv Nord. Der Tüv Rheinland vergibt das Urteil "akzeptabel" für den "DSS Premium Select 3", dem Zinsdifferenzfonds der Münchner DSS AG. Und auch der Bund der Verbraucher (BDV) empfiehlt das DSS Produkt als verbraucherfreundlich und ethisch einwandfrei. Dritter im Bund ist der F.I.P. Maxi Fo, der F.I.P. Vermögensverwaltungs GmbH. Er verspricht bis zu 18 Prozent Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital.

Tüv prüft alles mögliche

Was der Kunde höchstens auf Nachfrage erfährt: Tüv Nord hat den Garantie Hebelplan '09 nur an Hand des Prospekts auf Transparenz und Plausibilität geprüft. Tüv Rheinland hat nur festgestellt, das der Fonds plausibel ist, mehr nicht. Über den Anlageerfolg sagen die Prüfsiegel kein Wort. Bei dem Bund der Verbraucher (BDV) in München können sich Unternehmen bewerben, wenn sie ein Siegel wollen. Der BDV prüft dann, ob ein Produkt nach seinen Anforderungen ethisch und verbraucherfreundlich ist. Auch hier keine Aussage zu den Erfolgsaussichten.

Das Zahlenspiel der Cis

Die Cis AG rechnet für den Garantie-Hebel-Plan '09 vor: Bei einem "Einfachhebel" erhält der Anleger mit Eigenkapital von 10.000 Euro noch 10.000 Euro Fremdkapital. Für diesen Kredit zahlt er 4 Prozent Zinsen jährlich. Die 20.000 Euro werden angelegt. "Bei einer angenommenen Rendite der Zielanlagen von 8 Prozent würde er (der Anleger) einen Zinsdifferenzgewinn in Höhe von 4 Prozent erzielen, ­bezogen auf das Fremdkapital wie auch auf das Eigenkapital", schreibt die Cis AG. Tatsächlich entsteht der Zinsdifferenzgewinn nur für den Kreditanteil. Nach Abzug der Kreditzinsen blieben hier von der Anlagerendite die 4 Prozent übrig. Die Cis schlägt diese 4 Prozent auf die 8 Prozent Anlagerendite des Kunden drauf und kommt so auf 12 Prozent.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Tipps und die Warnliste der Zeitschrift Finanztest.

Kein Verlass

Was Anbieter verschweigen

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Anbieter und Vermittler verraten aber nicht, dass der Hebel auch kräftig nach unten ziehen kann. Das geschieht, wenn die Rendite der eigentlichen Anlage unter den Kreditzins fällt. Bereits bei einer Anlagerendite von 2 Prozent und einem gleich hohen Kreditzins von 4 Prozent rutscht die Anlegerrendite ins Minus. Wird nur gerade einmal das Anlagekapital erhalten, kommt sogar eine Minusrendite von 4 Prozent heraus.

Bis zu 44 Prozent Kosten

Neben der Milchmädchenrechnung schmerzen auch die hohen Kosten. Beim Fonds Garantie Hebel '09 der Cis AG sind es 18 Prozent des Anlegergelds in Höhe von 39 Millionen Euro plus 2 bis 4 Millionen Euro Provisionen für die Vermittler. Spitzenreiter in punkto Kosten ist der F.I.P. Maxi Fo. Von den 20 Millionen Euro der Anleger gehen insgesamt 8,8 Millionen Euro für Kosten drauf. Das sind zusammen 44 Prozent der Beteiligungssumme. Finanztest hat alle drei Fonds auf die Warnliste gesetzt. Sie nennt Anbieter und Initiatoren, die negativ aufgefallen sind.

Tipps

Qualitätssiegel. Lassen Sie sich nicht durch Siegel, die der Tüv oder dubiose Verbraucherschutzorganisationen vergeben haben, zum Abschluss von Geldanlagen bewegen. Die Siegel stehen für alles Mögliche, nicht aber für die Sicherheit der Anlage.

Warnliste. Finanztest setzt die Zinsdifferenzfonds Garantie Hebel Plan '09 der Cis Deutschland AG, den F.I.P. Maxi Fo der F.I.P. GmbH und den Premium Select 3 der DSS AG auf die Warnliste Geldanlageangebote. Die Fonds haben hohe Kosten und Risiken. Die angestrebten Renditen sind unrealistisch.

Details dazu lesen Sie in Finanztest 10/2008.

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