Tipps zur Geldanlage:Was bedeutet es, wenn ein Unternehmen eigene Aktien zurückkauft?

  • Aktienrückkäufe sind für Konzerne eine Möglichkeit, Anleger zu belohnen: Das Unternehmen steigert selbst die Nachfrage nach seinen Wertpapieren - und damit deren Kurs.
  • Kritiker warnen jedoch, dass dadurch die Kennzahlen verfälscht werden: Sind diese nicht durch besser laufende Geschäfte gedeckt, droht die Stimmung der Anleger irgendwann zu kippen.
  • Bei Fragen zur Geldanlage schreiben Sie an sz-finanzen@sueddeutsche.de.

Von Jan Willmroth

Jede Woche neue Rekorde. In der vorigen wieder eine symbolische Marke: Zum ersten Mal in der Geschichte übersteigt die Marktbewertung der Börsenkonzerne in der Welt 70 Billionen Dollar. An diesen Rekorden haben die börsennotierten Unternehmen einen nicht unerheblichen Anteil. Vor allem in den USA nutzen sie ihre gut gefüllten Kassen zunehmend, um eigene Aktien zurückzukaufen.

Die Frage

Was bedeutet es, wenn eine Aktiengesellschaft eigene Aktien zurückkauft?

Nach Schätzungen der Wall-Street-Bank Goldman Sachs dürften US-Unternehmen in diesem Jahr Aktien im Wert von 604 Milliarden Dollar zurückkaufen. 2014 waren es der Ratingagentur Standard & Poor's zufolge noch 553 Milliarden Dollar. Zweistellige Wachstumsraten sind da zu beobachten, der Trend zu Aktienrückkäufen geht also weiter, so wie bereits in der vorigen Boom-Phase bis 2007. Warum machen die Unternehmen das? Wie viel Einfluss haben Aktienrückkäufe auf ihren Marktwert und damit auf die Portfolios der Anleger? Und inwiefern ist das riskant?

Wie Börsenkonzerne ihre Anleger belohnen

Für Börsenkonzerne gibt es grundsätzlich zwei einfache Wege, ihre Anleger zu belohnen. Der eine besteht in Dividendenzahlungen. Dabei überweisen Unternehmen einen Teil ihres Gewinns an die Anteilseigner. Während der vergangenen vier Jahre sind in den USA die Dividenden durchschnittlich um 14 Prozent pro Jahr gestiegen. Auch deutsche Unternehmen verteilen angesichts hoher Gewinne gern Geschenke: So hoch wie für das Geschäftsjahr 2014 waren die Dividenden der 30 Dax-Konzerne noch nie.

Der andere, derzeit vor allem in den USA beliebtere Weg, sind ebenjene Aktienrückkäufe. Dabei steigert das Unternehmen selbst die Nachfrage nach seinen Wertpapieren - und damit deren Kurs. Zuletzt machte der Siemens-Konkurrent General Electric auf sich aufmerksam; er will über drei Jahre hinweg Aktien im Wert von etwa 90 Milliarden Dollar zurückkaufen.

Russ Koesterich, Chef-Investmentstratege des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock, bringt solche Ankündigungen mit niedrigeren Wachstumsaussichten in Verbindung: "In den Büchern stehen enorme Mengen Geld, das nominale Wachstum in den meisten Ländern ist aber sehr langsam, also gibt es weniger Orte, um dieses Geld einzusetzen", sagte er kürzlich der Financial Times. Dahinter steckt also eine Kombination aus mangelnden Investitionsmöglichkeiten und einem verhaltenen Willen zu investieren. In den Depots der Anleger, so die Logik, ist es dann doch am besten aufgehoben.

Wie sich Rückkäufe auf Kennzahlen auswirken

In der Rangliste der größten Aktienrückkäufer stehen immer wieder Tech-Konzerne weit vorn: Apple, Intel und IBM sind prominente Beispiele. Ein Blick auf den S&P 500 Buyback Index, der besonders fleißige Käufer eigener Anteilsscheine auflistet, zeigt, dass sich deren Aktienkurs während der aktuellen Hausse im Schnitt deutlich besser entwickelt hat. Die US-Bank Morgan Stanley hat berechnet, dass die Wertpapiere von Aktienrückkäufern in den zwölf Monaten nach der Ankündigung der Maßnahme deutlich stärker steigen als der Markt.

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Außerdem verfälschen die Rückkäufe wichtige Kennzahlen: Die Anzahl der Aktien sinkt, wodurch der Gewinn pro Aktie und die Dividendenrendite steigen. Das ist riskant: Sind die höheren Kennzahlen nicht durch besser laufende Geschäfte gedeckt, droht die Stimmung der Anleger irgendwann zu kippen. Und Kritiker bemängeln, dass eine überproportionale Belohnung der Anleger zulasten von Investitionen langfristig schlecht für die Wirtschaft ist.

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