Süddeutsche Zeitung

Tipps zur Geldanlage:Riester-Vertrag oder eigener Sparplan?

  • Gesetzliche Renten werden immer weniger - und immer stärker besteuert. Wie sichert man sich also für den Ruhestand ab?
  • Das stärkste Argument für den Riester-Vertrag ist die Sicherheit. Was einmal eingezahlt ist, kann einem niemand mehr nehmen.
  • Flexibler ist allerdings ein Sparplan mit selbst gemanagtem Fonds oder einem Indexfonds.
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Von Jan Willmroth

Die Rente sei sicher, sagte der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm zu Zeiten der Ära Kohl gleich zweimal. Erstmals 1986, im Wahlkampf. Und dann 1997, da musste die Bundesregierung zugeben, dass es in Zukunft nicht ohne Rentenkürzungen gehen wird. Bis heute ist etwas Wahres an dem Satz: Gesetzliche Renten wird es weiter geben. Nur eben immer weniger und immer stärker besteuert (wer von 2040 an in Rente geht, muss 100 Prozent seiner Alterseinkünfte versteuern). Wenige Jahre nach dem zweiten "die Rente ist sicher" beschloss die Schröder-Regierung deshalb Subventionen für diejenigen, die vom Einkommen etwas für später zurücklegen. Die Riester-Rente war geboren.

J. Grosche aus Köln hat gefragt:

Was bringt mehr Rendite: der Riester-Vertrag oder ein eigener Fondssparplan?

Jetzt haben die ersten Menschen ihr Erwerbsleben begonnen, die ein Deutschland ohne Riester-Rente nicht mehr kennengelernt haben. Und viele, die schon ein paar Jahre im Berufsleben stehen, denken darüber nach, wie sie in den nächsten 20 bis 30 Jahren klug für den Ruhestand vorsorgen sollen.

Also ein Riester-Vertrag? Das stärkste Argument für den Abschluss eines solchen lautet: absolute Sicherheit. Was einmal eingezahlt ist, kann einem per Gesetz keiner mehr nehmen. Dafür sorgt die Kapitalerhalt-Garantie, die bei allen Verträgen gilt. Wer riestert, erhält bis zu 154 Euro pro Jahr vom Staat. Für jedes vor 2008 geborene Kind gibt es zusätzlich 185, für jedes jüngere 300 Euro.

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Bis auf die Steuervergünstigungen war es das aber auch schon mit den Vorteilen - und selbst die Garantie kann zum Nachteil werden, weil sie die mögliche Rendite schmälert. Zwar haben Sparer vermutlich die höchsten Chancen, wenn sie beim Riestern auf einen Fondssparplan mit Aktienschwerpunkt setzen, bei dem müssen dann aber die Gelder stets so umgeschichtet werden, dass nichts verloren geht. Völlig automatisch, ohne Einfluss des Anlegers.

Dann die hohen Kosten: Zu günstigen Indexfonds, kurz ETF, bieten Banken und Versicherungen in der Regel keine förderfähigen Produkte an.* Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, schätzt, dass man mit einem ETF-Sparplan zwischen zwei und vier Prozent mehr Rendite pro Jahr erzielt - allein wegen der hohen Kosten bei Riester-Fondssparplänen und -Fondspolicen.

Zweitens sind Riester-Verträge auch eine Wette auf ein langes Leben. Derzeit werden die ersten Verträge ausgezahlt; viele Sparer wundern sich, wie lange es jetzt dauern wird, bis sie ihr Geld voll zurückerhalten haben. Und versteuern müssen sie die Einkünfte - Einzahlungen, Fördergelder und Rendite - auch noch.

Wer Indexfonds kauft, profitiert vom relativ geringen Risiko

Wer sich hingegen selbst einen Sparplan mit gemanagten Fonds oder besser noch ETF aussucht, hat die volle Flexibilität, kann jederzeit sein Depot auflösen oder noch länger halten, kann umschichten, die Zusammensetzung und die Einzahlungsraten ändern, die Depotbank wechseln und sich im Alter zwischen einer Auszahlung in Raten und einer einmaligen Überweisung entscheiden. Wer Indexfonds kauft, profitiert bei vergleichsweise geringem Risiko von der Entwicklung am Aktienmarkt - anders gesagt: von dem Renditeversprechen, das alle gern machen, die für Investitionen in Aktien eintreten.

Nur bei der Hausbank wird man mit dem Wunsch nach einem ETF-Sparplan nicht weit kommen - oder gar zu anderem überredet. Kaum eine Filialbank hat entsprechende Angebote. Bleibt nur der Weg über Direkt- und Fondsbanken und Fondsvermittler im Internet. Das ist nicht jedermanns Sache.

*In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, ETF-Sparpläne seien nicht förderfähig. Das ist so nicht korrekt. Richtig ist, dass kaum förderfähige Produkte am Markt sind, die auf Indexfonds basieren. Tatsächlich gibt es solche Produkte aber seit 2014. Weitere Informationen finden Sie hier und hier.

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SZ vom 23.03.2015/sana
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