Tipps für Verbraucher:Wie teuer manches Schnäppchen ist

Mickrige Gutscheine, weniger Inhalt fürs gleiche Geld und Rabatte, die eigentlich keine sind: Hersteller bedienen sich allerlei Tricks, um ihre Produkte teuer zu verkaufen - oft ohne dass es der Verbraucher ahnt.

Von Ulrike Heimes und Heike Dittmers

Kunden entscheiden bei ihrem Einkauf gerne nach dem Preis und schlagen bei günstigen Angeboten und Rabattpunkte-Aktionen zu. Doch oft zahlt der Verbraucher dabei drauf, während der Hersteller das bessere Geschäft macht. Denn mit einigen Tricks gelingt es vielen Verkäufern, Preise versteckt zu erhöhen oder selbst bei Reduzierungen noch ordentlich zu profitieren. In Kooperation mit dem Norddeutschen Rundfunk zeigen wir die größten Preislügen anhand von Beispielen.

Strahlenmessung in der Wohnung für 780 Euro

Fernseher, Handys, Laptops - nahezu in jeder Wohnung liegen Geräte, die eletromagnetische Strahlung abgeben. Viele fürchten, dass sie gefährlich sein könnten. Mit dieser Angst lässt sich Geld verdienen: So genannte Baubiologen bieten Hausbesuche an, um mit einem speziellen Messgerät zu ermitteln, wie verstrahlt der Wohnraum ist.

Das NDR-Fernsehen hat einen Baubiologen testweise zu einem Besuch in eine Wohnung bestellt. Seine Einschätzung: Die Räume seien völlig verstrahlt. Doch die Werte, die der Baubiologe ermittelt hat, liegen deutlich unter den in Deutschland gesetzlich erlaubten Grenzwerten. Was also per Gesetz als normale Strahlung gilt, beurteilt der Baubiologe als Gesundheitsgefahr und rät zu umfangreichen Abschirmmaßnahmen. Außerdem ist die Messung des Baubiologen teuer: Das NDR-Fernsehen hat 780 Euro für den Besuch bezahlt.

Wie seriös ein Baubiologe arbeitet und ob er tatsächlich ein Experte ist, lässt sich für den Verbraucher kaum nachvollziehen. Denn die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Eine komplette Wohnung vor gefährlicher Strahlung zu schützen - etwa mit speziellen Netzen, Folien und Farben - kostet mehrere Tausend Euro.

400 Rabattpunkte - und ein Mini-Gutschein

Große Tankstellenbetreiber versuchen, Autofahrer mit Rabatten zu locken. Allerdings lohnt sich es selten, Rabattpunkte zu sammeln. Auch bei anderen vermeintlichen Vergünstigungen zahlt ein Autofahrer zuweilen sogar drauf.

So bietet etwa der Betreiber Esso immer wieder variierende Kooperationen mit der Deutschland-Card an. Für einen Test, ob sich ein solcher Rabatt lohnt, rechnete der NDR mit einem Durchschnittsfahrer, der im Schnitt 20.000 km im Jahr fährt und dessen Auto acht Liter auf 100 Kilometern verbraucht. 400 Punkte kann er im Jahr mit der Deutschland-Card sammeln und sie in Drogerien und Supermärkten einlösen. Der NDR hat dafür ein Glas Honig, einen Apfelsaft und eine Packung Tee bekommen - im Wert von acht Euro.

Für diese acht Euro hat der Autofahrer ein Jahr lang Punkte an einer Esso Tankstelle gesammelt - also bevorzugt dort getankt - und seine Kundendaten preisgegeben. Statt auf Rabatte zu achten, lohnt es sich meist mehr, die Preise an den Tankstellen zu vergleichen und bei günstigen freien Tankstellen zu tanken.

Schnäppchen - für viel Geld

Bei Rabatten schlagen viele Verbraucher zu - sie wittern ein Schnäppchen. Diese Jagd auf heruntergesetzte Waren nutzen manche Hersteller aus und erfinden zum Teil astronomisch hohe Preise, um diese dann künstlich herunterzusetzen.

Zum Beispiel bewarb der Otto-Versand in seinem Katalog eine Kaffeemaschine der Marke De Longhi, die von 999 Euro auf 555 Euro reduziert war - also fast nur noch die Hälfte kostete. Der Hersteller DeLonghi allerdings hat den Ursprungspreis mit unverbindlicher Empfehlung mit 699 Euro und damit sehr viel niedriger angegeben. Auf Anfrage des NDR hatte Otto geantwortet, der Ursprungspreis beziehe sich auf ein Internetangebot, das das Versandhaus online auf seiner Seite beworben haben soll. Gerade weil Kunden aber im Internet auf einen Blick Preise vergleichen können, ist ein Produkt dort selten teurer als es vom Hersteller empfohlen wird.

Es lohnt sich also, im Zweifel beim Originalanbieter nachzuprüfen, ob das gleiche Produkt nicht doch bei einem anderen Verkäufer zu einem günstigeren Ursprungspreis angeboten wird.

Teure Wurst - günstig gestreckt

In Würstchen würde ein Verbraucher wahrscheinlich Fleisch und Gewürze vermuten. In einigen industriellen Wurstwaren und Fleischprodukten ist eine Zutat allerdings Wasser.

Dabei handelt es sich nicht etwa nur um das natürlich im Fleisch enthaltene, sondern auch um zugegebenes Wasser. Damit die Wurst nicht völlig wabbelig wird, muss Wasser schnittfest sein. Dafür werden Binde- und Geliermitteln hinzugefügt.

Auf diese Weise verkauft der Hersteller günstiges Wasser als teure Wurst, reduziert also seine Kosten und maximiert seinen Gewinn. Gegen Gesetze verstößt der Verkäufer mit der Methode allerdings nicht. Das deutsche Lebensmittelbuch legt fest, was in ein Lebensmittel gemischt werden darf und was nicht. Wurst oder Fleisch zu verwässern, verbietet es nicht.

Gleicher Preis - weniger drin

Der Preis bleibt fast gleich - aber in der Packung ist weniger drin: Weil einige Hersteller nicht wollen, dass ihren Kunden eine Preiserhöhung auffällt, erhöhen sie den Preis des Produkts nicht direkt. Indirekt aber schon, indem sie einfach den Inhalt der Packung reduzieren.

Vor allem bei Produkten, die der Kunde nicht ständig nachkauft, fällt ihm die Preiserhöhung oft gar nicht auf. Spülmaschinen-Tabs zum Beispiel: So wurden über die Jahre zwar nach Angaben der Hersteller wie Calgonit solche Tabs mit weiteren Inhaltsstoffen angereichert, die Zahl der Tabs hat sich allerdings immer weiter reduziert. Ehemals befanden sich 100 Tabs in der Packung - über die Jahre sind es mehr als 20 Tabs weniger geworden.

Um die indirekte Preiserhöhung zu bemerken, muss der Verbraucher daher nicht nur die Preise, sondern auch den genauen Inhalt der Packung kennen.

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