Tipps für Verbraucher:So trickst die Kosmetikindustrie

Zaubern Anti-Aging-Cremes Falten weg? Stoppen Shampoos Haarausfall? Die Kosmetikindustrie animiert die Käufer mit schönen Worten, viel Geld auszugeben. Doch die Konsumenten zahlen vor allem für eine Illusion. Einige Beispiele.

Von Florian Bahrdt

Falten wegcremen, Haare stärken und Wimpern verlängern: In der Werbung verspricht die Kosmetikindustrie viel. Doch was können die Produkte wirklich?

In Kooperation mit dem NDR zeigen wir, dass viele Angebote nicht halten, was sie versprechen. Manche Produkte sind völlig wirkungslos, andere enthalten sogar krebserregende Stoffe. Die wichtigsten Ergebnisse:

Lohnen sich teure Kosmetika?

Bei kaum einer Produktgruppe existieren so riesige Preisunterschiede wie bei Kosmetika. Ein Lippenstift kann unter zwei Euro oder sogar mehr als 40 Euro kosten. Auch bei Cremes und Shampoos gehen die Preise weit auseinander.

Lohnen sich diese teuren Kosmetika überhaupt ? Der NDR hat günstige und teure Feuchtigkeitscremes, sowie unterschiedliche Make-Up-Sets miteinander verglichen.

Die Tests haben gezeigt: Oft spenden ausgerechnet die preiswerten Cremes sehr gut Feuchtigkeit. Und auch die Produkte des günstigen Make-Up-Sets hinterlassen beim Schminken im Test einen hochwertigeren Eindruck als die teuren. Qualität und Preis hängen bei Kosmetika also häufig nicht zusammen.

Krebserregende Stoffe in Wimperntusche

Petrolatum, Paraffinum Liquidum, Sodium Benzolatum - viele Verbraucher wissen nicht, was in Kosmetikprodukten wirklich enthalten ist. Der Gesundheit dürfen sie jedenfalls nicht schaden, so schreibt es die Kosmetikverordnung vor.

Stichprobenartig hat der NDR Wimperntusche in Drogerien und Parfümerien gekauft und im Labor auf krebserregende Nitrosamine untersuchen lassen. Bei drei dieser Proben wurde der Stoff nachgewiesen. Betroffen sind nach Angaben des NDR die Marken NYX (mit 156 Mikrogramm/kg), Bourjois (60 Mikrogramm/kg) und Chanel (44 Mikrogramm/kg).

Bereits für das verarbeitete Rohmaterial, das für Wimperntusche benötigt wird, liegt der EU-Grenzwert bei 50 Mikrogramm/kg. Die Belastung der fertigen Wimperntuschen liegt nach der Laboruntersuchung im Auftrag des NDR in zwei Fällen darüber.

Nach Einschätzung des Bundesamtes für Risikobewertung müssen in allen drei Fällen bereits die Rohstoffe zu stark kontaminiert gewesen sein. Die Produkte dürften deshalb nicht mehr verkauft werden.

Die Hersteller reagierten unterschiedlich auf die Ergebnisse. NYX kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen, Bourjois hat auf die NDR-Anfrage nicht reagiert und Chanel teilte dem Sender mit, in solchen Mengen habe der Stoff keine Auswirkung auf die Gesundheit.

Cremes, die ihre Versprechen nicht halten

Für immer jung und schön, das ist eines der Versprechen der Kosmetikbranche, Anti-Aging ist zum Schlagwort der gesamten Industrie geworden. Produkte, die jünger machen sollen, halten aber so gut wie nie, was sie versprechen.

Der NDR hat drei Hersteller von Anti-Falten-Cremes an ihren eigenen Werbeversprechen gemessen. Drei Probanden ließen die Tiefe ihrer Falten messen und testeten die Cremes anschließend über einen Zeitraum von vier Wochen. Ihr Ergebnis: Eine Veränderung war weder sichtbar noch messbar.

Zwar beinhalten die getesteten Produkte einige Wirkstoffe, die den Alterungsprozess der Haut mildern sollen. Diese haben allerdings oft Nebenwirkungen, sodass man sie in ausreichenden Konzentrationen nur auf Rezept erhalten kann.

Werbetricks statt Wissenschaft

Was Kosmetikprodukten an wissenschaftlich erwiesener Wirksamkeit fehlt, wird oft durch kreative Leistung in Marketing-Abteilungen der großen Hersteller wettgemacht: Bei Mitteln gegen Haarausfall, Cellulite und Falten übertreffen sich die Werber, um die Verbraucher vom Nutzen des Produkts zu überzeugen.

Dafür nutzen sie oft Fremdwörter, deren Bedeutung wohl viele Kunden nicht kennen. "Ein Fremdwort vermittelt Sachkenntnisse und Expertise", sagt Werbepsychologe Björn Held, der lange für den Kosmetikkonzern Beiersdorf gearbeitet hat.

Dabei lassen die Wirksamkeitsnachweise oft sehr zu wünschen übrig: Mal wurden die Wirkstoffe ausschließlich im Labor untersucht, mal nur wenige Probanden zur Wirksamkeit befragt. Der Grund: Anders als bei Arzneimitteln gibt es für Kosmetik keine strengen Auflagen, was den tatsächlichen Nutzen angeht.

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