Tipps für Anleger:Hoffen auf die Hausse

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Alles eine Frage der Interpretation: Womöglich kommt die Börsenpanik ja gerade recht, um ein Schnäppchen zu machen.

Markus Zydra

Mancher Börsenmeister bezeichnet schnell und stark fallende Aktien als "Exekutionsware", die man sofort kaufen soll. Sie wissen, dass Menschen jüngste negative Ereignisse oft überbewerten und dadurch den klaren Blick verlieren.

Börsenpanik: Manchmal verliert man durch kurzfristige Ereignisse den klaren Überblick. (Foto: Foto: ap)

Angenommen, ein Privatanleger hat 10.000 Euro in Aktien investiert und in den vergangenen beiden Handelstagen zehn Prozent - also 1000 Euro - verloren. Interpretiert der Sparer die Verluste als einmaligen Marktausrutscher, ist die weitere Strategie einfach: Drinbleiben und neue Fondsanteile oder Einzelaktien zukaufen, um von den alsbald steigenden Kursen überproportional zu profitieren. Verwegene Zeitgenossen erwerben dann noch Hebelpapiere, die bei geringem Kapitaleinsatz die mögliche Gewinnhöhe vervielfachen - ebenso jedoch wie das Risiko des Totalverlusts.

Mit welcher Strategie auch immer, solch ungezügelter Optimismus wäre jetzt sehr mutig, auch wenn manche Fachleute es empfehlen. Schließlich geht man damit eine Wette ein, die derzeit nur wenige Profis wagen. Ein etwas bedächtigerer Optimist würde sich deshalb Gedanken über die augenblickliche Zusammensetzung seines Aktiendepots machen.

Ist es richtig gewichtet? Liegt der Schwerpunkt bei Schwellenländern, bei Banken, bei Pharmawerten oder bei Nebenwerten?

"Auch wenn Bankenaktien schon viel verloren haben, verbrennt man sich damit die Finger. Ich kaufe Minenaktien und generell Rohstoffe", sagt Hugh Hendry, Investmentchef des Londoner Hedgefonds Eclectica.

Keiner weiß, wie es weitergeht

Hendry gilt als Querdenker. Er hat im schlimmen Börsenjahr 2002 als einer von wenigen Geldverwaltern Profite erzielt. Doch vergangene Erfolge bieten keine Garantie für künftige. Niemand - kein Guru, kein Profi und auch kein vertrauter Bankberater - weiß, wie es weitergeht. Dennoch prasseln Prognosen auf den Anleger ein, der das alles verdauen muss, um sich selbst ein Bild zu machen.

Prinzipiell gilt: Jede Veränderung des Portfolios kostet Geld. Wer seinen "Aktienfonds Global" nun verkauft, um einen "Aktienfonds Asien" zu zeichnen, muss bis zu fünf Prozent Aufschlag bezahlen - es sei denn, er bekommt den Fonds an der Börse. Wer einen Teil seiner Aktien verkauft, um beispielsweise kursabsichernde Discountzertifikate zu erwerben, muss ebenfalls Gebühren bezahlen. Discountzertifikate bieten Anlegern einen Schutzpuffer vor Verlusten, was durch eine Deckelung der Gewinnchance bezahlt wird.

Somit gilt: Wer an die Hausse glaubt, kauft noch mehr Aktien. Wer an die Hausse glaubt, gleichzeitig aber mit diesem Glauben hadert, sollte nichts machen. Handeln ergibt Sinn, wenn man sich halbwegs sicher ist - geht es schief, kennt man wenigstens den Schuldigen.

© SZ vom 23.01.2008/ang - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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