Tesla geht an die Börse:Fliegender Start

Erster Börsengang eines US-Autoherstellers seit 1953, und Tesla verkauft mehr Aktien als geplant: Unternehmenschef Elon Musk hat schon einmal bewiesen, dass er Ideen zu Geld verwandeln kann.

Moritz Koch

Als sich das letzte Mal ein amerikanischer Autohersteller an die Börse wagte, da regierte der Weltkriegsgeneral Dwight D. Eisenhower die USA, in West-Deutschland begann die Wiederaufrüstung und die Ungarn erhoben sich gegen die Sowjetunion. 1953 gab Ford sein Debüt am Aktienmarkt. Mehr als ein halbes Jahrhundert später war es am Dienstag wieder so weit: Mit Tesla Motors feierte ein US-Autobauer seine Erstnotierung. Und wie. Der Neuling an der Technologiebörse Nasdaq verkaufte mehr Aktien als geplant und das zu dem unerwartet hohen Preis von 17 Dollar. An einem Tag, an dem Konjunktursorgen weltweit die Aktienkurse einbrechen ließen, lieferte Telsa einen weiteren Beleg dafür, wie weit sich das Gravitätszentrum der US-Industrie in den vergangenen 50 Jahren verschoben hat.

Tesla geht an die Börse: Börse, wir kommen: Tesla-Chef Elon Musk feiert sich und sein Unternehmen.

Börse, wir kommen: Tesla-Chef Elon Musk feiert sich und sein Unternehmen.

(Foto: ap)

Das erst vor sechs Jahren gegründete Unternehmen hat nur wenig gemein mit Ford, General Motors und Chrysler, den Großkonzernen, die jahrzehntelang den Automarkt in den USA beherrschten. Anders als die Großen Drei ist Tesla nicht im Rust Belt um die Autostadt Detroit zuhause, sondern im sonnigen Kalifornien. Genauer: Im Silicon Valley, der Brutstätte der amerikanischen Hochtechnologie. Und so baut Tesla auch keine spritfressenden Pick-up-Trucks, sondern PS-starke Elektroautos.

Hype um alternative Antriebe

Das Unternehmen hat sich einen günstigen Zeitpunkt für den Aktienverkauf ausgesucht. Zwar geht an den Märkten die Angst vor einer neuen Rezession um. Doch der Hype um alternative Antriebe ist ungebrochen. Viele Investoren sind davon überzeugt, dass Elektroautos die Zukunft der Mobilität darstellen - eine Einschätzung, die nicht zuletzt durch die Ölpest im Golf von Mexiko bestärkt wird.

Tesla ist einer der wenigen Hersteller, der heute schon batteriebetriebene Modelle im Angebot hat, etwa den Zweisitzer Roadster, der seine Antriebskraft aus gewöhnlichen Steckdosen bezieht, sich in Sachen Beschleunigung mit Porsche messen kann und Spitzengeschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern erreicht.

1061 Stück hat Tesla bisher verkauft. George Clooney hat einen. Brad Pitt auch. Weniger vermögende Autofreunde können sich den batteriegetriebenen PS-Protz allerdings kaum leisten. Mehr als 100.000 Dollar kostet der Tesla-Roadster, der auch in Deutschland vertrieben wird. Als Schwachstelle aller Elektroautos galt bisher ihre geringe Reichweite. Doch die Batterien auf Lithium-Ionen-Basis, die Tesla in einer Kooperation mit dem deutschen Autokonzern Daimler entwickelt hat, haben Kraft für immerhin 400 Kilometer.

Schon einmal ein Vermögen gemacht

Obwohl Tesla neben Daimler auch das Emirat Abu Dhabi und die Google-Gründer Larry Page and Sergey Brin als Geschäftspartner gewinnen konnte, ist bis heute fraglich, ob es jemals über seinen Status als Nischenanbieter herauskommen wird. Skeptiker fühlen sich daher an die Zeiten des Internet-Booms erinnert. Doch Tesla-Chef Elon Musk hat schon einmal bewiesen, dass er Ideen zu Geld verwandeln kann. Mit dem Verkauf des Bezahldienstes Paypal an das Internetauktionshaus Ebay verdiente er ein Vermögen.

Und so gab sich Musk vor der Aktien-Emission optimistisch. 185 Millionen Dollar wollte er mit dem Börsengang einnehmen, eine Erwartung, die sogar noch übertroffen wurde. Wegen der großen Nachfrage der Anleger stieg das Emissionsvolumen auf 226 Millionen Dollar. Tesla kann das Geld gut gebrauchen. Denn die Kapitalreserven neigen sich dem Ende entgegen. Das junge Unternehmen wirtschaftet hochdefizitär. Allein im ersten Quartal belief sich das Minus auf fast 30 Millionen Dollar und das bei einem Umsatz von gerade einmal 21 Millionen Dollar.

Die Investoren schrecken die tiefroten Zahlen kaum. Wohl auch, weil sie es inzwischen gewöhnt sind, dass amerikanische Autohersteller Verluste schreiben. GM und Chrysler verbrannten Milliardensummen, ehe sie in einem geordneten Insolvenzverfahren saniert wurden. Ford erging es nicht viel besser, nur die Verpfändung aller Firmenwerte, inklusive des Markenlogos, rettete den Konzern vor dem Konkurs. Mit den Einnahmen aus dem Börsengang will Tesla unter anderem den Ausbau seines Händlernetzes vorantreiben - ein wichtiger Schritt, um sich stärker im Bewusstsein der Amerikaner zu verankern und den Großen Drei Konkurrenz zu machen.

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