Techem-Statistik:Kaum was gespart

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Von wegen Klimaschutz: Deutsche Haushalte verbrauchen fast so viel Heizenergie wie in den Vorjahren. Auffällig sind die regionalen Unterschiede.

Von Ralph Diermann

Wer im Lande wüsste besser als die Heizungsableser, wie es um Energiewende und Klimaschutz in den deutschen Wohngebäuden bestellt ist? Die von Energiedienstleistern wie Brunata-Metrona, Ista oder Techem erhobenen Daten geben ein ungeschminktes Bild davon, wie sich energetische Sanierungen, Effizienzvorgaben für den Neubau, Informationskampagnen und Energiespartipps auf den heimischen Heizwärmeverbrauch auswirken.

Seit dem Jahr 2000 veröffentlicht Techem jährlich ein umfangreiches Zahlenwerk mit anonymisierten, deutschlandweit erhobenen Verbrauchsdaten, aus dem sich ablesen lässt, welche Fortschritte hier zu verzeichnen sind. Die jüngste Auswertung - die den Gas-, Öl- und Fernwärmeverbrauch von mehr als 1,5 Millionen Haushalten in 130 000 Mehrparteienhäusern im Jahr 2015 darstellt - kommt dabei zu einem ernüchternden Ergebnis: Der witterungsbereinigte Heizenergieverbrauch ist gegenüber dem Vorjahr bundesweit nahezu konstant geblieben. Kaum besser fällt die Betrachtung aus, wenn man die vergangenen Jahre zugrunde legt. "Mit einem durchschnittlichen Rückgang des witterungsbereinigten Wärmeverbrauchs um jährlich rund 1,2 Prozent sind wir weit davon entfernt, die avisierten Klimaziele für die nächsten Jahre und Jahrzehnte zu erreichen", sagt Techem-Chef Frank Hyldmar. Um den Wärmeverbrauch bis 2020 wie geplant um zwanzig Prozent gegenüber 2008 zu reduzieren, wäre ein annähernd doppelt so hoher Rückgang nötig gewesen.

Die Bilanz in Ostdeutschland ist deutlich besser als in den westlichen Bundesländern

Haushalte mit Erdgas-Heizung verbrauchten witterungsbereinigt im Durchschnitt 134 Kilowattstunden Heizenergie pro Quadratmeter und Jahr, mit Ölkessel 132 Kilowattstunden und bei Fernwärme-Bezug 109 Kilowattstunden. Das entspricht ungefähr dem Doppelten des Bedarfs typischer Neubauten. Auffällig sind dabei die regionalen Unterschiede. So verbrauchten die ostdeutschen Haushalte abgesehen vom Großraum Berlin in fast allen Regionen im Durchschnitt weniger Heizenergie als jene im Westen. Der Grund dafür liegt wohl vor allem darin, dass dort nach der Wende ein sehr großer Teil der Wohngebäude umfassend saniert worden ist. Der energetische Zustand des Immobilienbestandes ist daher tendenziell besser als in den alten Bundesländern. Während etwa im Postleitzahlengebiet 01000 bis 09999 - das Sachsen sowie Teile Thüringens, Brandenburgs und Sachsen-Anhalts umfasst - gut sechzig Prozent der Immobilien einen Wärmeschutz haben, der mindestens dem Neubau-Standard von 1995 entspricht, sind es im Rhein-Main- oder Ruhrgebiet nur etwas mehr als ein Drittel.

Die Untersuchung macht aber auch deutlich, welch große Bedeutung das Nutzerverhalten hat. In vielen Gebäuden unterscheiden sich die Verbräuche der einzelnen Haushalte erheblich voneinander. Wie eine Befragung von 2000 Bewohnern durch Techem zeigt, lassen zehn Prozent von ihnen die Heizung im Winter auch bei Abwesenheit unverändert laufen. So kann ein verschwenderischer Umgang mit Energie die Wirkung einer guten Dämmung oder effizienter Heiztechnik aufheben. Der rechnerisch ermittelte Energiebedarf einer Immobilie und der reale Verbrauch der Bewohner weichen daher nicht selten deutlich voneinander ab.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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