SZ-Serie: Schatzsucher:Auf der Suche nach Atlantis

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Mit wenigen Sätzen bezauberte der griechische Philosoph Platon Schatzsucher und Forscher. Bis heute suchen sie das versunkene Atlantis - weltweit werden 50 Orte gehandelt.

Hannah Wilhelm

Schuld an allem ist Platon. Was hat er sich nur dabei gedacht? Ausgerechnet Atlantis! Er hätte der Welt einiges ersparen können.

Atlantis, Schatzsucher, oh

Akropolis in Athen: In Griechenland wird im Jahr 2011 die dritte internationale Atlantis-Konferenz stattfinden.

(Foto: Foto: dpa)

Aber dem griechischen Philosophen war sicher nicht klar, was er mit seiner farbenfrohen Schilderung der untergegangenen Stadt Atlantis anrichten würde. Nein, er ahnte bestimmt nicht, dass wegen ein paar Sätzen, ein paar Passagen in seinen Schriften bis heute Forscher, Suchende, Phantasten in Meeren tauchen, in Wüsten graben, Satellitenbilder scannen, sich zu Kongressen versammeln, immer und überall auf der Suche nach der sagenumwobenen Stadt.

Schilderungen in zwei Dialogen

Schuld an dem ganzen Wahnsinn ist er. Keine Frage. Denn all die Zehntausende Schriften, all die Bücher, Aufsätze, Artikel, die über Atlantis veröffentlicht wurden, sie alle fußen allein auf Platons Atlantis-Schilderungen in den beiden Dialogen "Kritias" und "Timaios". Mehr ist, mehr war da nicht.

Und dabei kann Platon nicht mal als wirklich glaubwürdiger Zeitzeuge gelten. Schrieb er die Texte doch wohl irgendwann in den Jahren zwischen 360 und 350 vor Christus - zu einer Zeit, zu der der angebliche Untergang der legendären Stadt schon gut sieben Jahrtausende her gewesen sein soll. Dafür sind seine Schilderungen detailgenau. Eine Supermacht sei Atlantis gewesen, auf Inseln, westlich von Gibraltar, üppig bewachsen, größer als Libyen und Asien zusammen, schreibt er.

Das Volk labte sich im Überfluss

Drei ringförmige Wasserkanäle umgaben das Zentrum der Hauptstadt, sie habe ein aufwendiges Bewässerungssystem sowie Thermen besessen, die aus heißen Quellen gespeist wurden. Im Zentrum der Stadt bauten die Bewohner einst - dass sie alle schön und hochgewachsen waren, versteht sich von selbst - eine Akropolis und stellten eine riesige Statue des Meeresgottes Poseidon auf. 90 Meter hoch soll sie gewesen sein und wie so vieles in Atlantis aus Gold, Silber und einem rätselhaften Erz namens Oreichalkos. Die Böden der Insel boten "Speisen und Salböl", das Volk labte sich im "Überfluss an ungerechtem Reichtum". Traumhaft, wunderbar, paradiesisch, erstrebenswert.

Doch das Paradies wurde zerstört. Durch ein Erdbeben und eine anschließende Flut. Auch das schreibt Platon. Innerhalb "eines einzigen Tages und einer unglückseligen Nacht", irgendwann um das Jahr 9700 vor Christus. Verloren, ausgelöscht durch Naturkatastrophen, verschwunden irgendwo im Ozean.

Triviales Ende einer großen Hoffnung

Wo genau das sein soll, weiß kein Mensch. Nun ja, viele meinen es zu wissen. Sie denken, den mythischen Ort endlich gefunden zu haben. Anfang dieses Jahres war da Bernie Bramford. Brite, Luftfahrtingenieur, Atlantis-Suchender. Auf den Satellitenbildern des Internetangebots Google Earth meinte er, die sagenhafte Stadt entdeckt zu haben, auf dem Grund des Atlantiks, 500 Kilometer nordwestlich der Kanaren, ein Rechteck von der Größe Hessens, eindeutig zu erkennen. Kann schon sein, ließ sich Charles Orser, Kurator für historische Archäologie am New York State Museum, von der britischen Zeitung Sun zitieren. Ja, das sei faszinierend und durchaus denkbar. Bernie Bramford jubilierte. Die Sun auch.

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