SZ-Serie: Die großen Spekulanten (19):Immobilientycoon und Popstar

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Donald Trump wurde mit Wolkenkratzern und Kasinos erst ganz reich und dann ganz arm - heute verdient er schon alleine mit seinem Namen viel Geld.

Jörg Häntzschel

Es gibt viele Popstars, die nebenbei erfolgreiche Unternehmer sind. Doch es gibt wohl nur einen Unternehmer, der nebenbei Popstar ist: Donald Trump. Der New Yorker Immobilien-Tycoon, Casino-Mogul, Hotel-Besitzer, Golfplatz-Betreiber und Misswahl-Impresario trinkt nicht, raucht nicht, aber er ist ganz offensichtlich süchtig nach Aufmerksamkeit.

Alles Gold: Donald Trump macht mit seinem protzigen Lebensstil von sich reden. (Foto: Foto: AP)

Erst kamen die Bücher - nicht eines, nicht zwei, sondern 14 Stück, alle mit unwiderstehlichen Titeln wie "How to Get Rich" oder "Never Give Up", in denen sich Trump jeweils als ausgekochter Immobilienzocker darstellt. Dann kamen die Auftritte bei Wrestling-Turnieren, in Filmen und Fernsehserien. Und irgendwann war Trump, der Spekulant und dreifache Milliardär, von dem halbironischen, grell ausgeformten Leinwand-Trump kaum noch zu unterscheiden, einem protzigen, polternden Boss, wie aus der Frühzeit des Kapitalismus.

Holprige Schullaufbahn

Die eigene TV-Serie war der logische nächste Schritt. "The Apprentice", der Azubi, war der Titel. Die Serie erwies sich als so erfolgreich, dass Trumps Honorar pro Episode von 50.000 Dollar beim Start 2003 auf zuletzt drei Millionen anstieg. Das Prinzip ist immer dasselbe: Eine Gruppe erfolgshungriger Jungmanager muss Geschäftssinn und Aggressivität unter Beweis stellen. Am Ende jeder Folge lässt Trump den Schwächsten gehen: "You're fired". Wer am Ende übrig bleibt, dem winkt der Hauptgewinn: Er darf bei einer Trump-Firma anheuern.

Trump begann seine Karriere nach einer holprigen Schullaufbahn in der Firma des Vaters, der sich auf den Wohnungsbau für die untere Mittelklasse in New Yorks Vororten spezialisiert hatte. Doch was ihn lockte, war Glitzer und Glamour. In Atlantic City, dem Las Vegas der Ostküste, zog er ein Kasino nach dem anderen hoch, und in Manhattan stürzte er sich in den Bau extravaganter Wolkenkratzer wie den Trump Tower an der Fifth Avenue, wo er bis heute seine 3000-Quadratmeter-Wohnung besitzt.

Es waren die Achtziger, Tom Wolfe schrieb "Bonfire of the Vanities", und der Immobilienmarkt ging durch die Decke. Doch als die Rezession von 1989 die große Sause abrupt beendete, war auch für Trump der Spaß vorbei. Er konnte die Kredite für sein drittes, eine Milliarde teures Kasino Taj Mahal nicht abbezahlen, seine Firma war bankrott und er selbst war es beinahe auch.

"Tolle Deals"

"Ist Dir klar, dass dieser Mann um 900 Millionen Dollar reicher ist als ich?", fragte Trump damals einen Freund, als sie gerade an einem Penner vor Tiffany's vorbeiliefen. So hoch waren damals Trumps persönliche Schulden. Er schien am Ende. Doch Trump wusste, dass spektakuläre Verluste ebenso prestigeträchtig sind wie spektakuläre Reichtümer, und dass es sich lohnt, einmal ganz unten gewesen zu sein, wenn man ganz nach oben will.

Statt die Beinahe-Pleite zu vertuschen, posaunte er sie als kathartische Episode seiner Privatmythologie überall herum. Schon Mitte der Neunziger war er wieder hoch oben in den schwarzen Zahlen, kurbelte neue Projekte an wie den Trump World Tower, eines der höchsten Gebäude in New York, und schwärmte von der "heißesten Stadt des Planeten", vom "irren ökonomischen Klima", von "tollen Deals".

Lesen Sie weiter, wie Trump seinen Lebensstil zur Legende machte und damit Millionen verdiente.

Die Persona des Klischee-Milliardärs schmückt Trump sorgfältig aus. Während er zunehmend Schwierigkeiten hat, sein Haar noch zu der ingeniösen Kopfbedeckung zu ondulieren, die sein Markenzeichen geworden ist, werden die Frauen an seiner Seite immer jünger. Nach Ivana Zelnickova und Marla Maples lernte er das 24 Jahre jüngere slowenische Model Melania Knauss kennen und stellte befriedigt fest: "Wenn wir ein Restaurant betraten, brachen erwachsene Männer in Tränen aus."

2005 heiratete er sie. Im Jahr 2000 ließ er sich beinahe als Präsidentschaftskandidat der marginalen Reform-Partei aufstellen, was erneut willkommenen Presserummel einbrachte. Und immer ist im Hintergrund jede Menge Marmor zu sehen, Spiegel, Wasserspiele, vor allem Gold. Die Gurtschnallen seines Jets? Pures Gold, so geht die Legende. Andere in ähnlicher Position tun alles für ein seriöses Image, bemühen sich, Geschmack und Geist zu beweisen. Für "The Donald" hingegen, wie ihn die New Yorker Boulevardpresse nennt, kann die Zurschaustellung seines Reichtums gar nicht krass genug sein.

Lizenzgeschäfte mit dem eigenen Namen

Er ist der Midas von Atlantic City. Dahinter steckt durchaus Kalkül. Mindestens ebenso wertvoll wie Trumps Hotels und Golfplätze ist die Marke Trump, die er mit seinen nahezu karnevalesken Auftritten immer wieder ins Gespräch bringt. Die meisten der Hotels und Apartmentgebäude, auf denen in goldenen Lettern sein Name prangt, gehören keineswegs ihm, sondern namenlosen Konsortien, die viel Geld dafür zahlen, die Marke benutzen zu dürfen.

Dieses Lizenzgeschäft sorgt nicht nur für prächtige Gewinne, es lässt sein Imperium und seine eigene Macht auch um ein Vielfaches größer erscheinen als sie eigentlich sind. Und warum sollte er sich auf Immobilien beschränken? So sah die Welt das Parfum "Donald Trump The Fragrance", "Trump Steaks", das Flaschenwasser "Trump Ice'', "Trump Vodka" und nicht zu vergessen: die "Trump University", die mit nicht-lizensierten Fernkursen für Business-Adepten handelt.

Patriarch alter Schule

Wie kann sich Trump mit derlei kindischen Geschäftsideen halten? Wie will einer ernstgenommen werden, der mit seinem Goldkettchen-Schick aussieht wie ein neureicher Provinz-Autohändler? Es ist wohl gerade Trumps anachronistisches Auftreten, das ihn so berechenbar, für manche fast sympathisch wirken lässt. Wie undurchsichtig erscheint Bill Gates in seinem Versandhaus-Outfit, wie trügerisch ist der Studenten-Look der Internet-Mogule. Wer sind die CEOs der großen Konzerne? Man kennt sie nicht, man sieht sie nicht.

Ganz anders Trump: Je rücksichtsloser er sich selbst vermarktet, je öfter er in den Schlagzeilen ist, desto bodenständiger erscheint er. Ein Milliardär zum Anfassen, ein Patriarch alter Schule, der für das Geschäft mit seinem guten Namen einsteht.

Andere spekulieren mit Luftblasen, er besteht auf echten Marmor, echte Werte, Gold! Alles vom Vater gelernt, und der hatte es von Friedrich Trump aus Baden-Baden. Für den Spruch "You're fired" aus seiner Fernsehsendung hat Trump übrigens Titelschutz angemeldet.

© SZ vom 27.5.2008/jkf/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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