Studie zu Energiekosten:Ist Strom mit Energiewende wirklich teurer als ohne?

Deshalb summiert die FÖS-Studie auch die gesamten volkswirtschaftlichen Kosten der Stromerzeugung auf. So gerechnet trägt die Gesellschaft im Jahr 2012 bei einer Kilowattstunde Windstrom Kosten von 8,1 Cent und bei Wasserstrom 7,6 Cent. Steinkohle beläuft sich auf 14,8 Cent. Atomstrom kommt je nach Bandbreite der angesetzten externen Kosten mindestens auf 16,4 Cent, im höchsten Fall auf 42,2 Cent. Den vergleichsweise hohen Wert bei Fotovoltaik von 36,7 Cent stellen die FÖS-Experten in Relation zur Markteinführung der Atomenergie. Solarstrom ist derzeit vor allem wegen der hohen Anfangsinvestitionen für den Bau von Fotovoltaikanlagen relativ teuer. Vergleicht man diese Ausgaben aber mit den frühen Jahren der Kernenergie, dann zeigt sich, dass die staatliche Unterstützung für Atomstrom mit mehr als 60 Cent je Kilowattstunde damals fast doppelt so hoch lag.

"Diese Zahlen zeigen, dass einige erneuerbare Energien heute schon günstiger sind als konventionelle Energieträger, wenn außer dem Strompreis auch die Kosten von staatlichen Förderungen sowie die Kosten für Umwelt- und Klimabelastung sowie nukleare Risiken einbezogen werden", stellt Meyer fest. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Jochen Luhmann vom "Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie". "Wir müssen die Frage stellen, ob Strom mit Energiewende wirklich teurer wäre als ohne. Die entsprechenden Untersuchungen zeigen inzwischen, dass die Variante mit Energiewende die billigere ist."

Dass der Ausbau von Ökostrom schon heute einen dämpfenden Effekt auf die Gesamtkosten hat, rechnet die Agentur für Erneuerbare Energien vor. Demnach konnte Deutschland 2011 dadurch auf den Import von fossilen Energieträgern im Wert von sechs Milliarden Euro verzichten. Fest steht schon jetzt, diese Einfuhren werden in den nächsten Jahren nicht billiger. 2011 musste Deutschland für den Import fossiler Energierohstoffe mehr als 80 Milliarden Euro ausgeben. Bei gleichbleibenden Mengen dürften diese Ausgaben bis 2020 auf 120 Milliarden Euro steigen, prognostiziert die Agentur für Erneuerbare Energie.

Rohstoffexperten erwarten, dass die Preise für Kohle, Gas und Erdöl in den nächsten Jahren drastisch steigen werden - und das nicht nur, weil die weltweite Nachfrage steigt. Inzwischen zeichnet sich ab, dass die Vorräte an Erdöl, Gas und Kohle zur Neige gehen. Selbst die konservative Internationale Energieagentur (IEA) in Paris ist der Meinung, dass das weltweite Fördermaximum bei Erdöl, dem wichtigsten Energielieferanten überhaupt, bereits überschritten ist.

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