Studie von Greenpeace:Gift in Markenklamotten für Kinder

Studie von Greenpeace: Greenpeace hat Markenklamotten für Kinder getestet

Greenpeace hat Markenklamotten für Kinder getestet

(Foto: Quelle: Greenpeace)

Adidas, Burberry, American Apparel - ist teure Kleidung weniger mit Schadstoffen belastet als günstige? Greenpeace hat Anziehsachen für Kinder untersucht. Das düstere Ergebnis: Manche Textilien wiesen eine so hohe Belastung auf, wie sie zum Beispiel für Spielzeug nicht erlaubt ist.

Im besten Fall hilft der Preis beim Einkaufen. Ein hoher Preis signalisiert, dass ein Produkt von guter Qualität ist und unter fairen Bedingungen hergestellt wurde. Dummerweise funktioniert das oft nicht - schon gar nicht in der Bekleidungsindustrie.

Einmal mehr belegt dies eine Untersuchung der Umweltorganisation Greenpeace, die Kleidung und Schuhe für Kinder auf Schadstoffe geprüft hat. Ergebnis: Die Verbraucher können sich nirgends sicher fühlen. Mode der großen Handelsketten ist genauso mit Schadstoffen belastet wie Sportkleidung und Edelware. Weichmacher, Nonylphenolethoxylate (NPE) oder per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) - alles findet sich in den Textilien. Manche dieser Stoffe wirken den Angaben von Greenpeace zufolge wie Hormone, andere begünstigen Krebs oder verseuchen das Wasser in den Produktionsländern.

Den selbst gesetzten Grenzwert drastisch überschritten

Greenpeace-Experte Manfred Santen sagt dazu: "Teure Klamotten sind nicht sauberer produziert als billige. Der teure Kinderbadeanzug von Burberry war genauso belastet wie der billige von Primark. Der Badeanzug von Adidas war sogar am stärksten verunreinigt."

Besonders ärgerlich: Die Belastung durch Weichmacher war in zweien der Bekleidungsstücke - einem T-Shirt der Modekette Primark sowie einem Baby-Body von American Apparel - so hoch, dass die gefundenen Konzentrationen in Spielzeug nicht zulässig gewesen wären. Doch was für Kinderspielzeug gilt, gilt für Kinderkleidung nicht. Darum darf die Ware verkauft werden. Insgesamt hätten sich in 33 von 35 getesteten Kleidungsstücken mit Plastisol-Aufdrucken so genannte Phthalate gefunden. Das sind Stoffe, die im Verdacht stehen, wie manche Hormone Übergewicht und Unfruchtbarkeit hervorzurufen.

File photo of Adidas shoes are piled up in a display window at the new Adidas Brand Center store in Beijing

Auch Adidas-Schuhe wurden untersucht

(Foto: Reuters/ClaroCortes IV)

Die getesteten Adidas-Produkte seien vor allem mit PFC belastet gewesen. Genauer: unter anderem mit der als krebserregend geltenden Perfluoroctansäure (PFOA) oder Substanzen, die zu PFOA abgebaut werden könnten. Einige PFC sollen das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen können.

Ein Badeanzug enthielt Greenpeace zufolge 15 Mikrogramm PFOA pro Quadratmeter. Damit habe er die von Adidas selbst gesetzte Höchstmarke für PFOA um das Fünfzehnfache überschritten. Auch in Kleidungsstücken von Marken wie Nike, Puma, Burberry und H&M seien diese Stoffe festgestellt worden.

Der Stoff NPE hingegen werde in der Umwelt zu Nonylphenol abgebaut, das hormonell wirksam und vor allem für Wasserorganismen schädlich sei. In einem Shirt der Luxusmarke Burberry fand Greenpeace mit 780 Milligramm pro Kilogramm vergleichsweise große Mengen NPE. Noch höhere Werte seien allerdings in Schuhen von C&A und Kleidungsstücken von Disney und American Apparel nachgewiesen worden.

Mit der aktuellen Studie setzt Greenpeace die sogenannte Detox-Kampagne fort - Detox steht für Entgiftung. Im Rahmen dieser Kampagne fordert die Organisation Modekonzerne auf, Schadstoffe durch ungefährliche Substanzen zu ersetzen. 18 große Textilfirmen, etwa H&M, Levi Strauss oder Nike, haben sich bereits der Kampagne angeschlossen. Sie wollen entsprechend bis zum Jahr 2020 gefährliche Chemikalien wie PFC vollständig ersetzen und ihre Produktionswege überprüfbar machen.

Ergänzung: Leser wollten wissen, ob die Chemikalien beispielsweise durch Waschen vor dem ersten Tragen entfernt werden könnten. Eine Greenpeace-Sprecherin erklärt: "Da gibt es keine pauschale Antwort. Bei Nonylphenol haben wir das mal getestet, da gehen beim ersten Waschen 80-90 Prozent raus. Bei den Weichmachern und PFC ist das anders - die sind ja dafür da, möglichst lange das Plastik weich und die Kleidung schmutz- und wasserabweisend zu halten. Die Stoffe bleiben sehr viel länger in der Kleidung, werden aber mit der Zeit auch weniger (deswegen imprägnieren viele Leute ihre Outdoor-Jacken und -Schuhe, die oft mit PFC außen beschichtet sind, nach)."

Linktipp: Die Greenpeace-Studie in der Kurzfassung.

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