Studentenwohnungen:Rendite-Jagd

Private Betreiber drängen verstärkt auf den Markt. Sie haben derzeit etwa 17 000 Mikroapartments im Bau oder in Planung. Die Mietpreise: ab 450 Euro.

Von sabine richter

Weil die Wohnungsnot in den Universitätsstädten so groß ist, drängen verstärkt private Investoren in den studentischen Wohnungsmarkt. Überall entstehen neue Wohnheime - selbst in ostdeutschen Städten wie Leipzig und Greifswald, in denen es viel Leerstand gibt.

Laut Marktreport Studentisches Wohnen des Immobilienunternehmens CBRE sind derzeit 20 000 Plätze in Bau oder Planung, 17 000 davon von privaten Betreibern. "Im letzten Jahr wurde mit mehr als 200 Millionen Euro nicht nur das bisher mit Abstand höchste Transaktionsvolumen am Investmentmarkt für Studentenwohnanlagen registriert, es traten auch erstmals Pensionskassen und Versicherungen als Käufer in Erscheinung", heißt es in einer Analyse von Savills. Es dürften mehr werden: "Die Mikroapartments sind ein neues Spezialsegment in Deutschland; der Projektentwicklungs- und Investmentmarkt belebt sich zusehends. Da die Objekte vom Risiko her eher als Betreiberimmobilien zu sehen sind, liegen die Renditen bei mindestens fünf Prozent pro Jahr", sagt Roman Heidrich von JLL.

Zielgruppe sind Studenten, die mehr als 1000 Euro im Monat zur Verfügung haben

Zunehmend etablieren sich eigene Marken. Marktführer ist die Youniq AG, die in acht Universitätsstädten etwa 2400 Apartments betreibt. Die International Campus AG mit der Marke "The Fizz" wird, wenn im Oktober Frankfurt, Hannover und Darmstadt eröffnet haben, sechs Wohnhäuser für Studenten und Young Professionals mit über 3500 Apartments anbieten. "Neue Häuser sind in Windeseile voll vermietet", sagt Horst Lieder, Vorstandsvorsitzender der International Campus AG. In den nächsten Jahren will das Unternehmen auf 15 bis 20 Objekte wachsen. Auf den Zug aufgesprungen sind auch der Hamburger Asset- und Investment-Manager MPC Capital, der das dritte Staytoo (Kaiserslautern) realisiert und der Entwickler Formart, dessen erstem "Studio Eins" in Frankfurt weitere folgen sollen.

"Jungen Menschen, die ein erfolgreiches Studium mit einer hohen Lebens- und Wohnqualität in kosmopolitischer Atmosphäre verbinden wollen und in der Regel über mehr als 1000 Euro im Monat verfügen", so International Campus, soll mehr als Wohnen geboten werden. Deshalb erinnern die Kleinwohnungen eher an Budget-Design-Hotels als an Studentenbuden, vollmöbliert, mit modernem Duschbad, Pantryküche und einer durchschnittlichen Größe von 21 Quadratmetern. Die All-in-Mieten beginnen bei 450 Euro, die Nutzung der Gemeinschaftsflächen ist inklusive: Außenanlagen zum Grillen und Entspannen, Fahrrad- und Pkw-Stellplätze, Cooking Lounge, Seminar- und Lernräume, Wasch- und Trockenraum, House Manager Service wie eine Lounge mit TV-Beamer.

"Die Nachfrage nach möblierten Apartments und Kleinwohnungen insgesamt steigt deutschlandweit stark an", sagt Gerrit Ernst, Vorstand der GBI AG, die auch die Motel-One-Hotels bauen. Das Unternehmen ist mit fünf Objekten am Markt, weitere sind in Planung. "Es gibt heute mehr als 2,6 Millionen Studierende in Deutschland, mit einem steigenden Anteil an internationalen Studierenden", ergänzt Horst Lieder von International Campus. In den bundesweit 230 000 Plätzen in öffentlich geförderten Wohnheimen kommen allerdings nur etwa neun Prozent aller Studierenden unter.

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