Strom aus erneuerbaren Energien:"Eine einzigartige Erfolgsgeschichte"

Deutscher Strom wird schneller grün: Schon 2020 sollen Wind, Wasser und Sonne fast 40 Prozent aller elektrischen Energie erzeugen.

Michael Bauchmüller

Der Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigt sich. Zahlen der Bundesregierung zufolge könnte bis zum Jahr 2020 schon im Schnitt 19,6 Prozent aller Energie regenerativ erzeugt werden. Das geht aus einem Entwurf zum "Nationalen Aktionsplan für erneuerbare Energien" hervor. Vor allem der Anteil des Öko-Stroms wächst - auch gegenüber früheren Prognosen.

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Bundesumweltminister Röttgen erklärt, die Kernkraft werde dann überflüssig, wenn sich ihr Anteil am deutschen Strommix komplett durch zusätzlichen Ökostrom auffangen lasse. Rein rechnerisch wäre das der Fall, sobald 40 Prozent des deutschen Stroms aus grünen Quellen stammen.

(Foto: ag.ddp)

Das 180-Seiten-Papier ist für die Europäische Kommission gedacht, eigentlich hätte es schon seit Mittwoch in Brüssel liegen müssen. Wie die anderen Mitgliedstaaten auch hat sich Deutschland verpflichtet, den Anteil der Öko-Energie aus Strom, Wärme und Kraftstoffen bis 2020 deutlich anzuheben und einmal jährlich Bericht zu erstatten. Für die Bundesrepublik liegt die Zielmarke bei 18 Prozent. Würde die jüngste Prognose Wirklichkeit, wäre diese Marke locker genommen. Noch 2005 lag der Wert bei nur 5,8 Prozent. "Eine einzigartige Erfolgsgeschichte", heißt es in dem Entwurf.

Vor allem beim Strom aus Wind, Sonne, Biomasse und Wasserkraft erwartet die Regierung Zuwachs. Liefern sie bisher gut 17 Prozent der Elektrizität, sollen es bis 2020 schon 38,6 Prozent sein. Das ist nicht ohne Brisanz. Denn vor allem das Bundesumweltministerium sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem Ausbau erneuerbarer Energien und längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke. Mehrfach hat Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) in der Vergangenheit erklärt, die Kernkraft werde überflüssig, wenn sich ihr Anteil am deutschen Strommix komplett durch zusätzlichen Ökostrom auffangen lasse.

Rein rechnerisch wäre das der Fall, sobald 40 Prozent des Stroms aus grünen Quellen stammen - mithin relativ bald nach dem Jahr 2020, behielte die Prognose recht. "Die Zahlen bestätigen uns in den positiven Annahmen, was die Entwicklung erneuerbarer Energien angeht", frohlockte Röttgen am Donnerstag. Mehr noch: Innerhalb der Bundesregierung ist der Entwurf schon von allen Ressorts abgenickt. Dabei hatte das Wirtschaftsministerium vehement darauf hingewiesen, die Kernkraftwerke seien noch weit nach 2020 vonnöten. Deshalb müssten die Laufzeiten der 17 deutschen Akw merklich verlängert werden. "Der Weiterbetrieb aller Kernkraftwerke muss möglich sein", sagte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) am Donnerstag bei einem Kongress in Berlin. Eine Entscheidung darüber soll im Herbst fallen, wenn die Koalition ihr Energiekonzept verabschieden will - sollte sie sich denn auf eins verständigen können.

Passend zu der Prognose schwenkte auch der neue niedersächsische Ministerpräsident David McAllister (CDU) auf Röttgens Linie ein. Zwar seien Kohle und Kernkraft derzeit unverzichtbar, sagte er am Donnerstag in seiner ersten Regierungserklärung, "aber wir sollten ihren Anteil nach und nach reduzieren - abhängig davon, wie schnell der Ausbau der erneuerbaren Energien gelingt." Im Übrigen seien längere Laufzeiten "nicht die zentrale Frage der Energiepolitik" - sondern der Ausbau der Ökoenergie.

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