Strategieschwenk bei der HSH Nordbank:Nur noch ein Bänkchen

Expansion ade: Die angeschlagene HSH Nordbank stellt sich neu auf. Als einfaches Regionalinstitut konzentriert sie sich auf ihr Kerngeschäft - und lagert riskante Bereiche in eine "Bad Bank" aus.

Die schwer angeschlagene HSH Nordbank verabschiedet sich von ihren Expansionsträumen und will zu einer norddeutschen Regionalbank schrumpfen. Der neue Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher kündigte am Dienstag an, die Landesbank für Hamburg und Schleswig-Holstein werde sich auf das Geschäft mit Firmenkunden und Sparkassen fokussieren. Wertpapierportfolios sollen abgebaut und nicht-strategische Aktivitäten ausgegliedert werden. Dabei handelt es sich unter anderem um das Leasinggeschäft und Teile des Investmentbankings. Die angekündigte Streichung von 750 der 4300 Arbeitsplätze werde möglicherweise nicht ausreichen, sagte Nonnenmacher.

Strategieschwenk bei der HSH Nordbank: Die HSH Nordbank schrumpft und gibt ihre riskanten Geschäfte in eine "Bad Bank".

Die HSH Nordbank schrumpft und gibt ihre riskanten Geschäfte in eine "Bad Bank".

(Foto: Foto: Reuters)

Das besonders von der Finanzkrise getroffene Kreditgeschäft für große Firmenübernahmen, die in die Kritik geratenen strukturierten Finanzierungen und das US-Immobiliengeschäft sollen in eine "Bad Bank" ausgelagert werden, um die Bilanz zu entlasten. Die Bilanzsumme soll dadurch um 80 auf rund 120 Milliarden Euro sinken.

Mit den Einschnitten reagiert die HSH Nordbank auf die dramatischen Verluste, die das Institut infolge der Finanzkrise verbucht hat. Die Abschreibungen summieren sich seit Ausbruch der Krise vor eineinhalb Jahren auf fast 2,7 Milliarden Euro. Für das laufende Quartal werden weitere Abschreibungen erwartet. Bis Ende September schrieb die HSH Nordbank 360 Millionen Euro Verlust.

Eigenständigkeit bleibt

Die HSH-Anteilseigner sollen der Bank nun erneut mit Geld aushelfen und die Kernkapitalquote auf ein wettbewerbsfähiges Niveau von 8,0 Prozent schrauben. Derzeit sind es 7,4 Prozent. Auch vom Bankenrettungsfonds der Bundesregierung würde die HSH eine Kapitalspritze annehmen, sollten sich die Eigner nicht einigen können, sagte Nonnenmacher. Die Sparkassen, die knapp 15 Prozent an der HSH halten, haben eine Beteiligung an neuen Kapitalspritzen bereits ausgeschlossen. Damit blieben die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein sowie der Finanzinvestor JC Flowers. Vom Staat hat sich das Institut bereits bis zu 30 Milliarden Euro an Bürgschaften gesichert.

An ihrer Eigenständigkeit will die HSH vorerst festhalten. "Wir führen derzeit keine Fusionsverhandlungen", sagte Nonnenmacher, schränkte aber ein: "Wenn sich Möglichkeiten ergeben, Kräfte zu bündeln, werden wir uns der Diskussion nicht verschließen."

Das gesunde Nachbarinstitut NordLB gab sich ebenfalls zurückhaltend. "Größe allein bringt nichts", sagte Vorstandschef Hannes Rehm in Hannover, dessen Landesbank in diesem Jahr als einzige einen Gewinn erwartet. Die NordLB habe ihr hartes Kostensparprogramm, das 1000 Mitarbeiter den Job kostete, nicht hinter sich gebracht, um zum Spielball Dritter zu werden. Die Sparkassen als wichtige Eigentümer-Gruppe drängen auf Zusammenschlüsse der Landesbanken.

Sparkassen auf dem Rückzug

Da Landespolitiker aus Furcht vor dem Verlust an Bedeutung alle Fusionsvorhaben blockiert haben, denken die Sparkassen immer lauter über einen Ausstieg bei den öffentlich-rechtlichen Spitzeninstituten nach. "Die Sparkassen drängen auf ein verändertes Geschäftsmodell der Landesbanken, aber die Länder spannen lieber eigene Rettungsschirme auf und lassen sonst alles beim Alten", sagte ein Sparkassen-Funktionär Reuters. Viele Eigentümerinstitute wollten die Risikopolitik der Landesbanken nicht mehr mittragen.

Der Sparkassenverband Schleswig-Holstein will seinen Anteil "liebend gerne verkaufen", wie Verbandspräsident Jörg-Dietrich Kamischke in einem Zeitungsinterview sagte. Bei der mit roten Zahlen kämpfenden BayernLB wird sich der Anteil der Sparkassen durch die Milliardenspritze des Freistaats Bayern deutlich verwässern. Auch dort gilt ein Komplettrückzug nicht als ausgeschlossen.

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