Straßen in München:Margaretenplatz

"Die hässlichste Barockkirche Münchens", so wird über St. Margaret gelästert. Doch dem Laien ist es Wurst, ob barock oder barockähnlich. Denn der beschauliche Platz rund um die Kirche hat viel Atmosphäre.

Christa Eder

"Die hässlichste Barockkirche Münchens", lästert manch böse Zunge in Sendling über Sankt Margaret. Doch dem Laien ist es ziemlich Wurst, ob barock oder nur barockähnlich. Denn der beschauliche Platz rund um die mit Moospatina überzogene Kirche verströmt viel Atmosphäre.

Der schönste Teil ist der westliche zur Unterführung hin, mit den zwei sanierten Genossenschaftsblöcken aus den 20er Jahren, die von Baumreihen gesäumt sind. Der eigentliche Margaretenplatz aber liegt vor der Kirche, zur Plinganserstraße hin. Der Bauherr, die Erzdiözese, hatte lange über eine Umnutzung von Sankt Margaret nachgedacht. "Das käme einer Zerstörung gleich", befürchtet Günter Pelkowski vom Bezirksausschuss 6 Sendling. Inzwischen sind die Pläne vom Tisch.

Dennoch wird am Margaretenplatz kräftig gebaut. Derzeit ist das Areal für die Anwohner abgeriegelt. Das neue Pfarrheim mit Kindergarten und Dienstwohnungen soll im Herbst 2009 fertig sein. In dem denkmalgeschützten ehemaligen Bürgermeisterhaus wurde ein Kloster eingerichtet werden. Hier sind vor zwei Jahren die Mutter-Theresa-Schwestern des Ordens Missionaries of Charity eingezogen.

Die renovierten Gebäude werden den Platz sicherlich aufwerten - allerdings sei da noch der "Plattensee" rundherum, wie Pelkowski sagt: "Und vor allem der nördliche Teil zur Stemmerwiese hin ist eine einzige Stein- und Blechwüste", kritisiert er. "Früher war der gesamte Kirchplatz Parkplatz. Seit dort Absperrpfosten, Findlinge eingesetzt und der abgesenkte Bürgersteig wieder erhöht worden ist, ist aber wenigstens dieses Problem weg." Nur die alljährlichen Wohnwagenkolonien zur Wiesnzeit werden die Anwohner wohl weiter hinnehmen müssen. "Jetzt denken wir an einen neuen Belag, ein bisschen Grün, Sitzgelegenheiten, Plätze zum Verweilen."

Margaretenplatz

Klingt gut, und alle wollen es. Das Baureferat, die Diözese, der Kirchenvorstand. Der Bezirksausschuss und die Anwohner auch. Doch keiner hat Geld. "Alles steht in den Sternen," sagt Pelkowski. Ob die Gewerbesteuer für die Städte bleibt, ob vielleicht das Bau- und Gartenreferat eventuell noch Mittel locker macht? Auch der Bezirksausschuss denkt über Möglichkeiten nach. "Zur Not müssen wir betteln gehen und uns Sponsoren suchen." Pelkowski ist es ernst.

Der kleine Wochenmarkt hinter der Kirche am Samstag besteht derzeit aus vier bis fünf Ständen. Obst, Gemüse, Käse, Fisch. "Dieser Markt soll unbedingt erhalten bleiben", so Pelkowski, "oder besser noch weiter entwickelt werden. Das würde viel zur Belebung des Platzes beitragen."

In der Nähe gibt es einen Biomarkt, eine Metzgerei und eine Bäckerei um die Ecke - alles andere gibt's am Harras. Sendling sei nicht mehr die "Insel der Glückseligen" , sagt Pelkowski.

Seit den 90er Jahren befinde sich das Viertel in der Aufwertungsphase, und das spüre man an den Miet- und Immobilienpreisen. Innenstadtnah, grünnah und eine hervorragende Verkehrsanbindung. Das gilt auch für den Margaretenplatz, der aber dank der Erhaltungssatzung auch in nächster Zeit von explodierenden Preisen verschont bleiben wird. "Die Stadt hat hier ein Vorkaufsrecht und ein starkes Interesse, frei werdende Objekte genossenschaftlich umzuwandeln", sagt Pelkowski. "Das bedeutet, der Anteil an Genossenschaftswohnungen nimmt in Sendling weiter zu."

Freilich auch um den Margaretenplatz seien die Durchschnittsmieten gestiegen - sie lägen alle im oberen Bereich des Mietspiegels, und auch der Anteil an Eigentümern sei gestiegen, zum Beispiel in der Meindlstraße. Dennoch ist der Margaretenplatz keine Spekulationsecke und der Mietmarkt entsprechend ruhig. Zudem gebe es hier noch Vermieter vom alten Schlag, die nicht nur auf Gewinnmaximierung aus seien.

Wer in einem der schönen Blöcke zwischen S-Bahn-Unterführung und Rückseite der Margaretenkirche wohnt, ist Genosse, hat einen Nutzungsvertrag und damit ein Mitspracherecht, ein lebenslanges Wohnrecht und ist sicher vor Mieterhöhungen. Mit gepflegten Altbauten kann auch die Meindlstraße aufwarten, während im nördlichen Teil 60er- und 70er-Jahre-Bauten und in Richtung Plinganser Straße Nachkriegsbauten stehen.

Am Margaretenplatz wohne der Querschnitt alteingesessener Sendlinger, weiß Pelkowski: Angestellte, Beamte und vor allem viele Familien, da der Anteil an großen Wohnungen relativ hoch sei. Auffallend gering sei hingegen der Ausländeranteil. Im Gegensatz zu früher habe sich auch der Altersdurchschnitt verjüngt.

Was fehlt, ist allerdings eine intakte Infrastruktur. Abgesehen von zwei, drei Kleinläden und ein paar Büros ist der Margaretenplatz ein reines Wohngebiet, aber vielleicht ist es gerade das, was ihm seinen speziellen Charakter verleiht: ein authentisches Stück Sendling.

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