Süddeutsche Zeitung

Steuern und Abgaben 2013:Deutsche müssen weniger Steuern zahlen

Mehr Netto vom Brutto: Arbeitnehmer mit mittleren Einkommen werden 2013 um bis zu 20 Euro pro Monat entlastet. Dazu kommt es, weil sich Steuern und Abgaben ändern - vielfach ohne Zutun der Bundesregierung.

Von Claus Hulverscheidt, Berlin

Die Arbeitnehmer in Deutschland werden im neuen Jahr bis zu 240 Euro weniger an Steuern und Abgaben zahlen müssen als noch 2012. Das ergeben Berechnungen des Finanzexperten Frank Hechtner von der Freien Universität Berlin für die Süddeutsche Zeitung.

Bei Berücksichtigung aller relevanten Änderungen im Steuer- und Abgabenrecht kommt ein unverheirateter Durchschnittsverdiener mit einem Bruttomonatslohn von 3400 Euro demnach auf eine Ersparnis von 185 Euro im Jahr. Bei einem Ehepaar mit zwei Kindern sind es knapp 200 Euro. Da einige der Reformen nicht rechtzeitig zum Jahreswechsel verabschiedet wurden, wird der volle Effekt aber wohl frühestens auf der Gehaltsabrechnung für April sichtbar werden.

Hinter dem Nettolohnplus steht ein ganzes Bündel aus Be- und Entlastungen, die weniger das Ergebnis eines politisches Gesamtkonzept der christlich-liberalen Koalition sind - sondern eher auf übliche Veränderungen zum Beginn eines Jahres zurückgehen.

Das gilt für die bessere steuerliche Berücksichtigung von Altersvorsorgeaufwendungen ebenso wie für die Anhebung des sogenannten Grundfreibetrags, der sicherstellt, dass jedem Bürger ein gewisser Betrag als Existenzminimum bleibt. 2013 sind das 8130 Euro, 126 Euro mehr als 2012.

Die deutliche Senkung des Rentenbeitragssatzes von 19,6 auf 18,9 Prozent des Bruttolohns basiert dagegen auf einem Beschluss der Koalition. Sie ist jedoch nur möglich, weil die gute Wirtschaftsentwicklung die Reserven der Rentenversicherung vorübergehend kräftig aufgepolstert hat.

Von den Gesetzesänderungen profitieren auch Geringverdiener, die künftig statt 400 bis zu 450 Euro im Monat steuer- und abgabenfrei und bis zu 850 Euro mit reduzierter Abgabenbelastung verdienen können. Daraus ergibt sich ein maximaler Vorteil von immerhin etwa 100 Euro im Jahr.

Den Erleichterungen stehen aber auch Belastungen gegenüber, darunter die Erhöhung des Beitrags zur Pflegeversicherung von 1,95 auf 2,05 Prozent und vor allem die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenzen. Sie bestimmen, bis zu welcher Lohnhöhe Beiträge zu den Sozialversicherungen gezahlt werden müssen und welcher Teil des Gehalts beitragsfrei bleibt. Werden die Grenzen angehoben, müssen Besser- und Spitzenverdiener mehr Abgaben zahlen.

Diese Abgabenerhöhungen werden im laufenden Jahr den Großteil der Steuererleichterungen wieder auffressen. In Westdeutschland etwa steigt die Bemessungsgrenze in der Renten- und Arbeitslosenversicherung von 5600 auf 5800 Euro. Das bedeutet: Ein Single mit einem Monatsgehalt von 5600 Euro wird 2013 um knapp 240 Euro im Jahr und damit maximal entlastet. Sein Kollege dagegen, der nur 200 Euro im Monat mehr verdient, auf diese Summe aber ab sofort Beiträge zahlt, muss sich mit einem Plus von nur 26 Euro begnügen.

Hechtners Berechnungen zeigen allerdings nicht nur, auf wie viel zusätzliches Geld sich die Deutschen 2013 freuen können, sondern auch, was ihnen entgeht: Wäre die Koalition nämlich mit ihren Plänen für eine umfassendere Steuerreform nicht am SPD-dominierten Bundesrat gescheitert, wären Durchschnittsverdiener um bis zu 350 Euro entlastet worden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1564608
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 04.01.2013/fzg
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.