Steuerhinterziehung:Fast 300 Selbstanzeigen in Bayern

Schlechtes Gewissen in Serie: 291 Selbstanzeigen gibt es bislang allein in Bayern - dem Fiskus sollen Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe sicher sein.

Noch liegen die Daten mutmaßlicher Steuerhinterzieher nicht in den Händen der Steuerfahnder, da macht sich die zukünftige Investition der Bundesregierung bereits bezahlt: Aus Angst, der eigene Name könnte womöglich auf der brisanten CD eingebrannt sein, entscheidet sich eine sprunghaft wachsende Zahl von Steuersündern zur Selbstanzeige.

Fasching, Steuerhinterzieher, ddp

Für Steuerhinterzieher kommt es derzeit ganz dicke: Eine CD mit Daten mutmaßlicher Steuerhinterzieher lässt deutschlandweit die Zahl der Selbstanzeigen rasant ansteigen - und auch für die Karnevalisten sind die Steuer-Delinquenten willkommenes Opfer.

(Foto: Foto: ddp)

Einer Umfrage der Financial Times Deutschland zufolge sind in den 16 Bundesländern dem Fiskus zusätzliche Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe sicher. Die Einkaufskosten der CD von 2,5 Millionen Euro hätten sich damit bereits gerechnet.

Sprunghafter Anstieg

Allein in Bayern hätten sich bis Ende vergangener Woche insgesamt 291 reuige Steuerhinterzieher gemeldet, berichtet die Zeitung. Eine Woche zuvor waren es den Angaben zufolge noch weniger als 20. In Hamburg stieg die Zahl der Fälle innerhalb von drei Tagen von zehn auf 88. Die Finanzbehörde der Hansestadt rechne mit Steuernachzahlungen von 20 Millionen Euro allein aus diesen Fällen.

In Niedersachsen habe es bis Freitag 174 Selbstanzeigen im Zusammenhang mit der Schweizer Bankdaten-CD gegeben. Die erwarteten Zusatzeinnahmen summierten sich hier auf 11,3 Millionen Euro. In Hessen gab es dem Bericht zufolge 113 Selbstanzeigen, die Berliner Behörden zählten 112 Fälle. In Schleswig-Holstein seien es bislang 36 Fälle. Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wollen ihre Zahlen in dieser Woche vorlegen, wie die FTD berichtete.

Rolf Schwedhelm, Anwalt des verurteilten Steuerhinterziehers und Ex-Post-Chefs Klaus Zumwinkel, sagte der Zeitung, seine Kanzlei habe in den vergangenen Tagen über 100 Selbstanzeigen begleitet. Einige Mandanten hätten zweistellige Millionenbeträge nachgemeldet.

Ein Informant hatte den deutschen Behörden eine CD mit Daten von hunderten Anlegern mit Schweizer Konto angeboten und im Gegenzug 2,5 Millionen Euro verlangt. Die Bundesregierung will die CD kaufen, die Entscheidung liegt jedoch zunächst bei den Ländern.

In den vergangenen Tagen waren in mehreren Bundesländern weitere CDs mit möglicherweise gestohlenen Informationen über deutsche Steuerflüchtlinge zum Kauf angeboten worden.

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