Steuerflucht:Dieser Mann führte Reiche in Steueroasen

Steuerflucht: Hans-Lothar Merten ist Buchautor und Steueroasen-Experte

Hans-Lothar Merten ist Buchautor und Steueroasen-Experte

(Foto: Stephan Rumpf)

Hans-Lothar Merten schrieb jahrelang Ratgeber über Steuerschlupflöcher. Im Interview erzählt er, wo heute Schwarzgeld versteckt wird und wie er koksende Mörder traf.

Von Bastian Brinkmann und Alexander Hagelüken

Hans-Lothar Merten kennt sich aus mit Steueroasen. Er hat lange eine Art Reiseführer für Offshore-Interessierte veröffentlicht. Welches Land bietet welche Schlupflöcher für welches Anliegen - der jährlich aktualisierte Band polarisierte. Ein SZ-Rezensent schrieb mal darüber: "Es gibt Bücher, die lassen den Wunsch nach einer Zensurbehörde aufkommen. Dieses gehört dazu."

Merten selbst weiß, was er ausgelöst hat. Jungholz, eine österreichische Gemeinde, die nur von Deutschland aus zu erreichen ist, wurde Mitte der Neunzigerjahre zu einer riesigen Steueroase. Milliarden flossen aus Deutschland dorthin, 95 Prozent davon Schwarzgeld, schätzt Merten. "Der Ort wurde mit meinen ersten Büchern groß", sagt er.

Und Merten war nicht nur Buchautor. Er hat früher Menschen beraten, die sich für Schweizer Konten interessierten. Wer mit einer Million Euro Bargeld nach Zürich reiste, habe ohne Kontakte keine Chance gehabt, sagt Merten. Er dagegen habe Verbindungen zu Bankvorständen und zu Anwälten herstellen können. Er betont, nicht bei Steuerhinterziehung geholfen zu haben. Er habe nur seine Netzwerke zur Verfügung gestellt. "Und ich habe in den letzten Jahren mehrere Steuersünder dazu gebracht, Selbstanzeige zu erstatten. So flossen dem Staat hohe Beträge zu", sagt Merten.

Im Interview erzählt er, wie ein Unternehmer mit 45 Millionen Euro Schwarzgeld in der Schweiz reagierte, als Deutschland eine Steuer-CD von seiner Bank kaufte. Merten erzählt außerdem die Geschichte eines Schweizer Händlers, der in Deutschland ein Vertriebssystem aufbaute, um Schwarzgeld einzusammeln - sich aber auch Koks in den Gaumen drückte und schließlich alles verlor.

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