Steuer-CD: Herkunft der Daten:Spurensuche mit lachendem Dritten

UBS? HSBC? Oder doch die Credit Suisse? Woher stammen die Daten der mutmaßlichen Steuersünder? Dem Fiskus kann die Unsicherheit nur recht sein.

Für deutsche Steuersünder könnte es eng werden. Es kursiert eine CD mit Schweizer Kontodaten. Darauf sollen auch die Namen von mehr als 1500 mutmaßlichen Steuerhinterziehern gespeichert sein. Für 2,5 Millionen Euro bietet ein Informant die CD der deutschen Steuerfahndung zum Kauf an - Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) haben bereits angedeutet, dass sie den Kauf befürworten. Nur, welche Bankkunden müssen zittern? Woher stammen die Daten?

Credit Suisse, Foto: AP

Stammen die sensiblen Bankdaten, die deutschen Behörden angeboten wurden, von der Credit Suisse? Ein Sprecher der Bank sagte, er wisse davon nichts.

(Foto: Foto: AP)

Unbestätigten Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zufolge führt die Spur zu der zweitgrößten Schweizer Bank, der Credit Suisse. Ein Sprecher der Bank sagte zu sueddeutsche.de jedoch, er habe keine Kenntnisse davon, dass die Bank von einem Datendiebstahl betroffen sei.

Doch von welcher Bank könnten die Daten noch stammen? Die Credit Suisse war bereits im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit gestohlenen Bankdaten genannt worden, berichtet die FAZ. Damals jedoch war die HSBC in Genf der Ursprung gewesen.

Es ist in den vergangenen Tagen viel über die Herkunft der geheimnisvollen CD spekuliert worden. Die Schweizer Großbank UBS wurde ebenfalls genannt, vor allem aber immer wieder die HSBC. Am Montag hatte die Financial Times Deutschland berichtet, der Franko-Italiener Hervé Falciani, ein ehemaliger HSBC-Mitarbeiter, habe deutschen Behörden entsprechende Informationen angeboten. Falciani bestritt dies jedoch. Er habe nur mit der französischen Justiz zusammengearbeitet. Auch in Berliner Regierungskreisen wurde am Wochenende bestritten, dass die HSBC in den aktuellen Fall verwickelt sei.

"Wir nennen das Sandkasten"

Der Informant hatte den französischen Behörden tausende Namen von mutmaßlichen Steuersündern in der Schweiz geliefert. Der französische Fiskus hat die Liste genutzt, um Steuerflüchtlinge unter Druck zu setzen. 3500 von ihnen nahmen nach Bekanntwerden der Liste das Angebot zur Selbstanzeige an, was dem Fiskus fast 700 Millionen Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen einbrachte. Frankreich hat nach eigenen Angaben nie etwas für die Kontendaten gezahlt.

Er sei nicht der Einzige gewesen, der über die HSBC-Kontendaten verfügt habe, sagte Falciani. Als er vor drei Jahren bei der Genfer Niederlassung des Instituts als Informatiker gearbeitet habe, hätten "tausende Personen" denselben Zugriff auf die Datensätze gehabt wie er.

Sie seien von der Informatikabteilung zur Entwicklung und für Tests neuer Banksoftware benutzt worden. "Wir nennen das Sandkasten", sagte Falciani. Alle Mitarbeiter, die mit dem Projekt beschäftigt gewesen seien, hätten Zugang gehabt - "selbst diejenigen, die in China oder Indien stationiert waren".

Der deutschen Steuerfahndung dürfte die Debatte indes sehr willkommen sein: Je länger die Herkunft der Bankdaten diskutiert wird, desto höher wird die Unsicherheit bei jenen, die ihr Geld an der Steuer vorbei in die Schweiz transferiert haben. Rainer Wendt, der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, hat Steuersünder bereits gewarnt: "Sie sollten sich jetzt melden, bevor wir diese CD haben."

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