Steuer-CD:Der Dieb von Liechtenstein

Heinrich Kieber ließ mit gestohlenen Daten aus Liechtenstein Tausende Steuerbetrüger auffliegen - darunter auch Ex-Postchef Zumwinkel. Kieber hält sich seither versteckt - und wundert sich ganz "konspirativ".

Die Liechtensteiner Steuer-CD, die den Skandal um Ex-Postchef Klaus Zumwinkel ins Rollen brachte, enthielt offenbar auch Angaben zu zwielichtigen Finanzgeschäften dutzender weiterer Prominenter.

Steuer-CD

Datendieb Kieber will neben den Angaben zu Zumwinkel über Daten von insgesamt 46 sogenannten politisch exponierten Personen verfügt haben.

(Foto: dpa)

Der frühere Mitarbeiter der Liechtensteiner LGT-Bank und Datendieb Heinrich Kieber sagte dem Magazin Stern, er verfüge neben den Angaben zu Zumwinkel über Daten von insgesamt 46 sogenannten politisch exponierten Personen.

Zu seiner Überraschung sei der Ex-Postchef aber "bislang der einzige" Prominente, dessen Fall "zumindest teilweise öffentlich" geworden sei. Insgesamt habe er Daten von rund 5800 Personen und knapp 4000 Firmen, sagte Kieber.

Der Datendieb lebt heute an einem unbekannten Ort im Zeugenschutzprogramm eines Geheimdienstes und konnte nur "konspirativ interviewt" werden, wie der Stern aufgeregt mitteilt.

Mit dem Auto in den Tresor

Der Fall Zumwinkel wurde im Februar 2008 öffentlich, als die Staatsanwaltschaft Bochum unter anderem das Privathaus des Ex-Postchefs wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung durchsuchen ließ.

Zumwinkel musste schließlich 3,9 Millionen Euro Steuern nachzahlen und wurde zu einer Geldstrafe von rund einer Millionen Euro sowie zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Datendieb Kieber sagte dem Magazin, die Mitarbeiter der LGT-Bank seien teils über intime Details aus dem Privatleben ihrer Kunden informiert gewesen.

In den Kundenunterlagen der Bank habe es interne Vermerke etwa "über Familienstreitigkeiten, Zweit- und Drittfrauen oder uneheliche Kinder" gegeben. Die Bankmitarbeiter hätten damit mitunter teils mehr gewusst "als manche Ehefrauen oder die Kinder oder die Geschäftspartner." Der Kunde mit den größten Anlagevermögen sei ein italienischer Industriellen-Erbe mit 450 Millionen Euro gewesen, der Deutsche mit dem größten Anlagevermögen ein Düsseldorfer Geschäftsmann mit 35 Millionen Euro, sagte der Datendieb.

Ihr Geld hätten die Anleger direkt mit dem Auto in einen Tresorraum der LGT fahren können, sagte Kieber. Die Zufahrt sei durch eine geheime Stahltür in einem öffentlichen Parkhaus in Vaduz möglich gewesen.

Das Geld sei aber auch über Briefkastenfirmen im südeuropäischen Ausland, die der LGT gehörten, nach Liechtenstein geflossen. Kieber hatte die Steuerdaten an insgesamt 13 Staaten weitergegeben.

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