Sterbegeldpolicen:Wenn der Todesfall eintritt

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Seit dem Wegfall des von den Krankenkassen bezahlten Sterbegeldes setzen viele auf eine Sterbegeldversicherung. Verbraucherschützer sehen dies sehr kritisch.

Matthias Autenrieth

Ein Todesfall in der Familie bedeutet Trauer und viel Arbeit. Behördengänge müssen erledigt, die Wohnung eventuell aufgelöst und die Bestattung geregelt werden. Neben die emotionale tritt dann auch die finanzielle Belastung.

Finanziell lohnend ist eine Sterbegeld-Versicherung nur dann, wenn der Versicherte möglichst rasch nach Abschluss des Vertrages stirbt. (Foto: Foto: afp)

In Deutschland kostet eine durchschnittliche Bestattung rund 5000 Euro - Geld, das die Angehörigen rasch aufbringen müssen. Bis Ende 2003 unterstützte die gesetzlich Versicherten die Krankenkasse mit dem sogenannten Sterbegeld.

Diese wurde zum 1. Januar 2004 aus dem Leistungskatalog gestrichen, seitdem bleiben die Hinterbliebenen auch mit den Kosten allein.

Um hier vorzusorgen, schließen viele Menschen eine Sterbegeldversicherung ab, im Jahr 2007 waren das mehr als 700.000. Allerdings werden Sterbegeldversicherungen statistisch unter der Rubrik Kapitallebensversicherung geführt und nicht gesondert ausgewiesen.

Für ein Begräbnis sparen

Seit letztere aber nach den Änderungen in der Besteuerung 2005 praktisch bedeutungslos geworden ist, gehen die Experten vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft davon aus, dass die 2007 abgeschlossenen Verträge in erster Linie Sterbegeldversicherungen sind.

In diese werden monatlich meist kleinere Beiträge eingezahlt, im Todesfall steht dann die vereinbarte Versicherungssumme plus eventueller Gewinnanteile für die Bestattung zur Verfügung.

Auf Wunsch kann der Versicherte auch ganze Bestattungs-Pakete abschließen, die dann genau definierte Leistungen - etwa einen Eichensarg, einen Schleifenkranz oder ein Grabkreuz enthalten, dazu sind aber auch die üblichen Formalitäten, die ein Todesfall mit sich bringt, abgedeckt.

Kleine Beträge sichern den letzten Weg

Während solche Paket-Angebote eher für Menschen ohne Angehörige interessant sind, punkten die "einfachen" Sterbegeldversicherungen damit, dass der Versicherte für geringe Monatsbeiträge seinen Angehörigen "für die Zukunft Sorgen und Nöte abnehmen" kann, wie Versicherer für das Produkt werben.

Ein 50jähriger Mann bezahlt für den Rundumschutz beispielsweise rund 20 Euro pro Monat, eine gleichalte Frau knapp 16 Euro. Die Versicherungssumme beträgt jeweils 5000 Euro.

Dabei sind die Beiträge nicht unbedingt bis zum Tod zu bezahlen, sondern höchstens 35 Jahre.

Lesen Sie weiter, welche Summen für eine Bestattung zur Verfügung stehen.

Auch für diejenigen, die später mit dem Einzahlen beginnen, ist mit den Zahlungen mit 85 Jahren Schluss. Dann jedoch erhöhen sich die Beiträge. So zahlt ein 60jähriger Mann etwa 30 Euro monatlich für die Versicherungssumme von 5000 Euro.

Der Haken dabei: Finanziell lohnend ist eine solche Versicherung nur dann, wenn der Versicherte möglichst rasch nach Abschluss des Vertrages stirbt. Allerdings sollte er auch nicht zu rasch das Zeitliche segnen, denn die Sterbegeldversicherungen enthalten gewisse Sperrfristen, innerhalb derer nicht die gesamte Versicherungssumme ausgezahlt wird. Damit schützen sich Versicherungen davor, dass Schwerstkranke kurz vor ihrem Tod eine solche Police abschließen.

Eine hohe Lebenserwartung reduziert die Auszahlungssumme

Bei einer längeren Lebensdauer entsteht dagegen die Situation, dass die eingezahlten Beiträge höher sind als die Summe, die nach dem Tod ausgeschüttet wird.

So ist beispielsweise die Versicherungssumme von 5000 Euro im beschriebenen Beispielsfall bei einem 50jährigen Mann nach knapp 21 Jahren, also im Alter von 71 Jahren erreicht. Sollte der Kunde älter als 85 Jahre werden, so hat er 8400 Euro dafür gezahlt, dass seine Angehörigen nach seinem Tod die garantierte Summe von 5000 Euro erhalten.

Aus diesem Grund wie und wegen der anfallenden Abschluss- und Verwaltungskosten raten Verbraucherschützer von der Sterbegeldversicherung ab. So findet sich die Sterbegeldpolice beispielsweise bei der Verbraucherzentrale Hessen auf der Liste der überflüssigen Versicherungen.

Dabei begrüßen Verbraucherschützer durchaus den hinter der Versicherung stehenden Grundgedanken. "Es ist sicherlich sinnvoll, auch für diesen Fall Vorsorge in geldlicher Form zu treffen, um die Angehörigen später nicht zu belasten", sagt Jens Trittmacher vom Bund der Versicherten.

Nur sei die Sterbegeldversicherung hierfür eine sehr ungünstige Vorsorgeform. Trittmachers Rat: "Wer es sich leisten kann, sollte anderweitig und mit höherer Verzinsung Geld zurück legen. Das hat dann auch den Vorteil, dass die Person in finanziellen Notlagen darauf zugreifen kann. "

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