Steigende Energiekosten:Deutsche zahlen deutlich mehr für Strom als EU-Nachbarn

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Die Energiewende ist das grüne Projekt der Union. Doch der Schwenk von traditionellen Energiequellen hin zum Ökostrom lässt die Strompreise steigen. Die Deutschen zahlen ein Drittel mehr als ihre europäischen Nachbarn - im kommenden Jahr könnten es fast 50 Prozent sein.

Mit der Energiewende wollte sich die CDU einen grünen Anstrich geben, erneuerbare Energien sind ein Thema der Union geworden. Jetzt müssen die Christdemokraten den Bürgern steigende Strompreise erklären. Bald, haben die Marktforscher von McKinsey berechnet, liegen die Energiekosten eines deutschen Haushalts 45 Prozent über dem EU-Durschnitt.

Das Ziel der Bundesregierung, die Kaufkraft der Verbraucher zu erhalten, ließe sich nicht erreichen, schreibt die Zeitung Die Welt. Das Blatt bezieht sich auf den "Energiewende-Index" von McKinsey. Zahlen des Berichts würden zeigen, dass die Haushaltsstrompreise in Deutschland aktuell 32 Prozent über dem EU-Durchschnitt liegen.

Für eine Familie mit 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch und etwa 920 Euro jährlichen Stromkosten beliefen sich die Zusatzkosten gegenüber dem durchschnittlichen EU-Haushalt auf 220 Euro pro Jahr, schreibt die Zeitung und zitiert aus der Studie: "Dieses Geld steht nicht für sonstigen privaten Konsum zur Verfügung."

Wenn sich die Strompreise auch 2013 erhöhen, müssten deutsche Haushalte mit zusätzlichen Ausgaben von 95 Euro rechnen. Damit würden private deutsche Verbraucher dann 45 Prozent mehr für Elektrizität bezahlen als ihre europäischen Nachbarn.

Auch die deutsche Industrie ist betroffen

Die hohen Preise würden auch die deutsche Industrie belasten. Im vergangenen Jahr lagen ihre Kosten demnach 20 Prozent über dem Durchschnitt der EU. Seit 2008 habe sich der Abstand zu den Nachbarstaaten sogar verdoppelt.

Dadurch, dass die Kosten der Energiewende nicht nur auf Privathaushalte und kleinere Firmen, sondern auch auf stromintensive Unternehmen verteilt werden, würden diese enorm belastet, heißt es in der Studie. Demnach würden sich die Stromkosten der energieintensiven Industrie verdoppeln.

"Dies würde den durchschnittlichen Gewinn der stromintensiven Industrie um ca. 50 Prozent mindern. Einzelne Unternehmen könnten sogar über zwei Drittel ihres operativen Ergebnisses einbüßen", zitiert die Welt aus der Studie.

Einige positive Punkte stellen die Marktforscher allerdings auch heraus: Ehrgeizig im Ausbau alternativer Energieförderung zeige sich die Bundesregierung vor allem bei Fotovoltaik-Anlagen. Das Ausbauziel für Solarenergie sei sogar um "45 Prozent übererfüllt", heißt es in der Studie. Im Bereich der erneuerbaren Energien seien zudem Arbeitsplätze geschaffen worden.

Die Energiewende, so das Fazit der Studie, sei sinnvoll: Prognosen McKinseys zufolge könnte der weltweite Energiebedarf bis 2050 um mehr als die Hälfte zunehmen.

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