Sie lohnt sich, sie lohnt sich nicht. Um kein staatlich gefördertes Altersvorsorgeprodukt wird so leidenschaftlich gestritten wie um die Riester-Rente. Das hinterlässt Spuren: Im ersten Quartal 2013 ging erstmals seit dem Start der staatlich geförderten Privatrente im Jahr 2002 die Zahl der bestehenden Verträge zurück.
Zwar beträgt der Rückgang nur 27.000 Stück, angesichts 15,6 Millionen weiterhin laufender Verträge eine verschmerzbare Zahl. Auch die Finanzkrise sorgt dafür, dass Verbraucher sich insgesamt damit zurückhalten, sich langfristig festzulegen.
Aber der negative Trend bei Riester sorgt dennoch für Aufmerksamkeit. "Auf Seiten der Verbraucher hat sich eine gewisse Verunsicherung breit gemacht", sagt Thomas Hentschel, Altersvorsorgeexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Hentschel glaubt, dass sich ein Riester-Vertrag durchaus lohnen kann - allerdings nur, wenn der Kunde auf ein kostenarmes Produkt setzt und die persönlichen Rahmenbedingungen stimmen.
Die Ausschüttungen liegen nur bei 85 Euro im Monat
Um Kürzungen bei der gesetzlichen Rente auszugleichen, hat die rot-grüne Bundesregierung 2002 die nach dem ehemaligen Arbeitsminister Walter Riester (SPD) benannte Form der geförderten Altersvorsorge eingeführt. Sparer erhalten dabei vom Staat eine Grundzulage von 154 Euro pro Jahr. Zusätzlich gibt es für jedes Kind 185 Euro, für nach 2008 geborene Sprösslinge sogar 300 Euro. Um die volle Förderung zu erhalten, müssen Sparer mindestens vier Prozent ihres Einkommens einzahlen, maximal jedoch 2100 Euro, wobei die Zulagen angerechnet werden. Darüber hinaus können Kunden die Beitragszahlungen für die Riester-Rente steuerlich geltend machen; sie müssen dann allerdings im Alter die Auszahlungen versteuern.
Es ist aber zweifelhaft, ob die Riester-Rente wirklich der Altersarmut vorbeugt, wenn wie geplant die gesetzliche Rente immer weiter gesenkt wird. Wer Versicherer befragt, wie hoch denn die später auszuzahlenden Riester-Renten aus den heute bestehenden Verträgen sind, verliert Illusionen: Sie liegen im Durchschnitt bei rund 1000 Euro im Jahr - also bei 85 Euro im Monat.
Dennoch: Es ist gerade für Jüngere sinnvoll, sich mit der Riester-Rente zu befassen. Die staatliche Förderung wird auf verschiedene Anlageformen gewährt. Die gängigste Variante ist der Abschluss in Form einer Versicherung, entweder als fondsgebundene oder als klassische Police. Sie machen mit 10,9 Millionen Abschlüssen das Gros der bestehenden Verträge aus. An zweiter Stelle folgen Sparverträge mit Investmentfonds, davon sind 2,9 Millionen in Kraft. Auch als Banksparplan sind Riester-Renten erhältlich. Rund 795.000 Sparer haben sich für diese Form der geförderten Altersvorsorge entschieden.
Tendenziell lohnt es sich vor allem für kinderreiche Sparer
Seit 2008 fördert der Staat zudem den Bau oder Kauf von selbst genutztem Wohneigentum mit denselben Vorteilen wie die Renten-Option. Die Zulagen können die Kunden bei dieser Variante in Sparverträge für die eigene Immobilie investieren oder zur Darlehenstilgung verwenden. Einzahlungen oder Tilgungsleistungen können sie zudem steuerlich im Rahmen des Sonderausgabenabzugs geltend machen.
"Die Riester-Rente kann sich über die Förderung durchaus lohnen", sagt Hentschel. Mit Hilfe der Zulagen und der steuerlichen Absetzbarkeit ließen sich Förderquoten von zum Teil über 50 Prozent erzielen. "Im Vergleich zur ungeförderten Geldanlage ist das durchaus attraktiv", glaubt Hentschel. Andererseits könnten Riester-Renten aber auch sehr kostenintensiv sein, das gelte insbesondere für Versicherungen. Die Anbieter berechnen bei Riester meist höhere Kosten als bei ungeförderten Verträgen.
So ist es durchaus nicht unüblich, dass Anbieter 16 Prozent Vertriebs- und Verwaltungskosten zugrunde legt. Von jedem Euro, den der Kunde einzahlt und den der Staat zuschießt, werden erst einmal 16 Cent abgezogen. Verzinslich angelegt werden nur 84 Cent. Dass sich Riester-Verträge überhaupt lohnen, liegt nur an der Förderung.
Aber selbst dann ist die Riester-Rente nicht für jeden empfehlenswert. Es hängt von der persönlichen Situation ab. "Riester ist kein Produkt von der Stange", erklärt der Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein. Er war bis vor kurzem Chef des Bundes der Versicherten und gehört zu den Kritikern von Riester-Rentenversicherungen. "In vielen Fällen rentiert sich die Riester-Rente nicht, nur in wenigen Fällen ist sie gut", sagt er. Bevor sich ein Verbraucher für diese Form der staatlich geförderten Altersvorsorge entscheidet, sollte er sich daher intensiv beraten lassen, etwa bei einer Verbraucherzentrale.