Sport und Werbung:Die vielen Geschäfte des Johannes B. Kerner

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Tausendsassa Johannes B. Kerner: Er ist Sportjournalist, Werbefigur, Sporthilfe-Funktionär - und nun Investor einer Firma, die auch Top-Sportler vermarktet. Mit dabei sind drei Weggefährten.

Johannes Aumüller

FC Schalke 04 gegen Hapoel Tel Aviv, das klingt nicht gerade nach einem Fußball-Spitzenspiel. Doch mangels gescheiter Alternativen hat sich Sat.1 dafür entschieden, die Begegnung als Topspiel des dritten Champions-League-Spieltags am kommenden Mittwoch live zu zeigen.

Sportjournalist Johannes B. Kerner investiert mit Partnern in eine Agentur, die Werbeauftritte für Sportler vermittelt. (Foto: dpa)

Sehr wahrscheinlich kommt es während der Übertragung zu einem Moment, in dem der Sat 1-Moderator Johannes B. Kerner den Schalke-Trainer Felix Magath interviewt. Wer es zugespitzt mag, kann die Gesprächskonstellation aber auch so zusammenfassen: Der Mitbegründer einer Investorengruppe interviewt einen Fußballtrainer, dessen Werbeauftritte eine Agentur vermittelt, an der die Investorengruppe zu 75 Prozent beteiligt ist. Foulspiel?

Der Journalist Kerner, jahrelang mit seiner Talkshow die lächelnde Visitenkarte des ZDF, hat gemeinsam mit dem Medienmanager Werner E. Klatten, dem Air-Berlin-Vorstandsboss Joachim Hunold und dem Deutschlandchef der Werbeagentur DBB, Tonio Kröger, die United Professionals Agency GmbH gegründet. Und mit dieser GmbH ist die TV-Größe Kerner bei der Agentur People Brand Management (PBM) eingestiegen, wie Klatten, der als geschäftsführender Gesellschafter firmiert, sueddeutsche.de bestätigt. Es sei das erste Engagement, weitere sollen bald folgen.

Die Hamburger Firma PBM vermittelt Prominente als Werbeträger, vor allem Schauspieler (Veronica Ferres, Ralf Möller) und Sportgrößen (Felix Magath, Miroslav Klose). "Sport steht bei vielen dieser Agenturen im Vordergrund, weil die Sportler als Idealvorbilder für die Werbung interessant sind", sagt Investor Klatten. "Es ist häufig so, dass sich Sportler noch von ihren Eltern oder Freunden vermarkten lassen. Das wird sich ändern, und deswegen ist dieser Markt für uns interessant."

Die vier Investoren sind alte Weggefährten, ihre Karrieren kreuzten sich des Öfteren. Kerners Moderatorenstern ging Anfang der neunziger Jahre bei der Sat.1-Fußballsendung ran auf, als der Geschäftsführer des Senders Klatten hieß. Danach managte Klatten, der im Spiegel-Management arbeitete, den ZDF-Talker Kerner. Vor wenigen Jahren schließlich warb der Journalist, in einem vielkritisierten Engagement, unter dem Slogan "Bei Aktien setze ich auf Sieger!" für den Börsengang der Fluggesellschaft Air Berlin - wo Joachim Hunold als Vorstandschef die treibende Kraft ist.

Doch zumindest für Klatten und Kerner ist das neue Investment durchaus heikel. Denn es berührt andere Interessensgebiete: Klatten ist Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Sporthilfe (DSH), Kerner einfaches Mitglied dieses Gremiums und zugleich Sportmoderator bei Sat 1.

Kerner wollte sich auf Anfrage von sueddeutsche.de nicht äußern, Klatten weist jegliche Interessensverquickung zurück. Erstens habe man bei der PBM mit dem operativen Geschäft nichts zu tun. Zweitens sei es nicht umsonst so, dass kein einziger Athlet aus der Sporthilfe bei dieser Agentur sei, weil in Deutschland für den Fernsehmarkt nun einmal Sportarten wie Fußball und Formel 1 relevant wären - "und nicht die Sportarten und Sportler, die wir über die Sporthilfe vertreten", so Klatten. Der langjährige Chef von EM.TV und heutige Aufsichtsratschef der Nachfolgefirma Constantin Medien ergänzt: "Aber natürlich führe ich in meiner ehrenamtlichen Funktion, das heißt ohne jedes wirtschaftliche Interesse, mit den Athleten der Sporthilfe viele Gespräche auch über dieses Thema."

Sven Müller, Chef und Mitbegründer der PBM, der die übrigen 25 Prozent an der Agentur hält, möchte das Netzwerk der Investoren nicht missen. "Es ist geplant, weitere Sportler aufzunehmen. Dabei wollen wir auch von den Lebensläufen der neuen Anteilseigner profitieren", sagt Müller.

Von der Sporthilfe geförderte Athleten sollen auch künftig nicht zu den Kunden zählen. Müller: "Die von der Sporthilfe vertretenen Sportler bekommen in der Regel weniger Medienaufmerksamkeit und deshalb wäre es allgemein für uns auch schwieriger, sie für nationale Kampagnen zu vermitteln."

Die Sportwelt ist oftmals sehr eng und überschaubar, wie sich an einem aktuellen Werbespot der "Sportler-für-Sportler"-Kampagne der Deutschen Sporthilfe zeigt. Denn gemeinsam mit der Fünfkampf-Olympiasiegerin Lena Schöneborn ist dort ausgerechnet der PBM-Kunde Felix Magath zu sehen, wie er im Schwimmbecken durchaus nicht unelegant seine Bahnen zieht.

"Da haben wir aktiv nicht vermittelt. Für diesen Spot ist auch kein Geld geflossen, weil Felix Magath das aus Sympathie für die Sporthilfe gemacht hat", sagt PBM-Chef Müller. Sporthilfe-Chef Klatten erklärt: "Ich hatte mit der Entscheidung für diesen Spot nichts zu tun und war kein einziges Mal gefragt worden. Aber als ich ihn das erste Mal gesehen hatte, war ich begeistert, denn er ist einfach gelungen."

Bislang stehen nach Agenturangaben lediglich drei Sportler unter Vertrag, neben Magath noch Bayerns Angreifer Miroslav Klose und der Boxer Arthur Abraham. Wen sich Klatten wünschen würde, wenn er operativen Einfluss hätte? "Es gibt wie Özil, Vettel oder Kaymer ein paar neue Gesichter, die vom Alter, Erfolg und Karrierepotential her prädestiniert sind. Um die werden sich die Leute schlagen."

Formel-1-Fahrer Sebastian Vettel und Top-Golfer Martin Kaymer hätten dabei den Vorteil, dass ihre Sportarten nicht bei Sat.1 laufen. Somit käme Johannes B. Kerner nicht in die Verlegenheit, einen Sportler zu interviewen, dessen Werbeauftritte eine Agentur vermittelt, an der mittelbar beteiligt ist. Bei Felix Magath wird das anders sein.

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