Treffen in Berlin: Umbau der Landesbanken:Puzzle des Grauens

Die Regierung zitiert die Chefs der maroden Landesbanken nach Berlin. Dort sollen sich die sieben Institute endlich zu zwei oder drei Geldhäusern zusammenraufen. Doch es hakt, auch aus politischen Gründen.

Helga Einecke, Martin Hesse und Kristina Läsker

Die Landesbanken sind die größten Sorgenkinder des deutschen Finanzsystems. Viele hängen am Tropf des Staates, haben keine vernünftigen Geschäftsmodelle, sind überdimensioniert. Am Dienstagnachmittag will das Bundesfinanzministerium den Druck zu Fusionen der Institute erhöhen. Geladen sind die Eigentümer der Landesbanken, also die Finanzminister der Bundesländer und Sparkassenvertreter. Auch EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia wird erwartet. Gesucht wird eine Lösung, die ökonomisch sinnvoll, politisch in Deutschland und Brüssel akzeptabel und kostengünstig für den Steuerzahler ist. Die Süddeutsche Zeitung untersucht den aktuellen Zustand der einzelnen Landesbanken und deren Ambitionen für die Zukunft.

Treffen in Berlin: Umbau der Landesbanken: Geht es nach der Regierung, sollen die deutschen Landesbanken möglichst bald zu größeren Einheiten fusionieren. Gerungen wird um eine Lösung, die ökonomisch sinnvoll, politisch in Deutschland und Brüssel akzeptabel und kostengünstig für den Steuerzahler ist.

Geht es nach der Regierung, sollen die deutschen Landesbanken möglichst bald zu größeren Einheiten fusionieren. Gerungen wird um eine Lösung, die ökonomisch sinnvoll, politisch in Deutschland und Brüssel akzeptabel und kostengünstig für den Steuerzahler ist.

LBBW

Bei der größten Landesbank, der LBBW in Stuttgart, hat Hans-Jörg Vetter das Sagen. Der erfahrene Sanierer will erst einmal aufräumen. Die Stuttgarter verleibten sich im Jahr 2008 die SachsenLB ein. 2009 mussten sie von den Eigentümern - dem Land, der Stadt Stuttgart und den Sparkassen - mit fünf Milliarden Euro Kapital gestützt werden. Die EU verlangt, dass sich die Landesbank Baden-Württemberg verkleinert und in eine Kapitalgesellschaft umwandelt. Die LBBW ist eng mit den Sparkassen verbunden und stark im Mittelstand verankert. Vetter sieht die Bank mittelfristig eher als Magneten für andere Landesbanken, als dass er mit der LBBW unter ein fremdes Dach unterschlüpfen möchte. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) will die Landesbank erst im Jahr 2012 in eine Ehe führen.

BayernLB

Nach Fehlspekulationen und dem Debakel mit der österreichischen Hypo Alpe Adria, musste die Münchner BayernLB vom Freistaat mit zehn Milliarden Euro gestützt werden. Die Eigentümer werden dafür von der EU die Auflage bekommen, ihre Mehrheit abzugeben. Zwar hatte der neue Bankchef Gerd Häusler im April erklärt, bevor es um Verkaufs- oder Fusionspläne gehe, müsse die Bank ihre Hausaufgaben erledigen. Doch vor einer Woche verkündeten die Münchner, sie verhandelten mit der WestLB über einen Zusammenschluss. Ob das klappt, hängt auch von den Sparkassen ab. Zwar halten die in Bayern nur noch einen kleinen Anteil an der Landesbank, aber ohne ihre Unterstützung will Häusler keine Ehe mit der WestLB. Gut möglich, dass er bald doch woanders nach Partnern sucht. Ausgeschlossen ist ein Bund mit der SaarLB: Die Mehrheit an der kleinsten Landesbank haben die Bayern gerade erst an das Saarland zurückgegeben.

WestLB

Die WestLB in Düsseldorf muss bis Ende 2011 verkauft werden. Das verlangt die EU, die staatliche Hilfen für die Landesbank nur unter der Auflage genehmigte, dass das Land Nordrhein-Westfalen als Mehrheitseigner aussteigt. Mit dem Verkauf ist der Anwalt und Politiker Friedrich Merz beauftragt. Parallel dazu verhandelt die Bankenspitze mit der BayernLB über eine Fusion. Neben dem Land NRW haben noch drei Sparkassenverbände bei der WestLB mitzureden, was den Verkauf nicht gerade erleichtert. Bisher hat die WestLB 17 Milliarden Euro an Kapitalspritzen und Garantien erhalten. Die Sanierung des Geldhauses ist weit fortgeschritten, weil die Bank riskante Wertpapiere in Höhe von 77 Milliarden Euro ausgelagert hat. Als stark gilt die WestLB am Kapitalmarkt, im Ausland und bei großen Unternehmen.

NordLB

Die Nord LB mit Sitz in Hannover hat die Finanzkrise ohne staatliche Hilfe überstanden. Allerdings zeigte die Bank zuletzt Schwächen. Im Stresstest landete sie im Vergleich aller Landesbanken auf dem letzten Platz. Dem gebeutelten Geldhaus blieb im Härtetest lediglich eine Kernkapitalquote von 6,2 Prozent. Das norddeutsche Institut möchte dennoch - wenn auch mit verkleinerte Bilanzsumme - eigenständig bleiben. Die Frage, ob die NordLB mit Rivalen über Fusionen spricht, hat Bankchef Gunter Dunkel zuletzt verneint.

Helaba

Die Landesbank Hessen-Thüringen erzielt Gewinne und brauchte keine Hilfe vom Staat. Das Institut gehört den Sparkassen der Länder Hessen und Thüringen, mit denen es einen engen Verbund pflegt. Seine Eigentümer zeigen sich offen für Fusionen, stellen aber Bedingungen. Die Partner sollen auch private Kunden haben und in öffentlicher Rechtsform geführt werden. Die LBBW erfüllt die erste, nicht aber die zweite Bedingung, weil sie sich in eine AG wandeln soll. Infrage kommen möglicherweise die NordLB und die LBB, die komplett den Sparkassen gehört. Außerdem könnte der Fondsdienstleister Dekabank eine Rolle in spielen. Er gehört jeweils zur Hälfte den Sparkassen und Landesbanken. WestLB, LBBW und NordLB wollen aussteigen, die Sparkassen die Mehrheit übernehmen.

HSH Nordbank

Die HSH Nordbank muss ihre Bilanzsumme auf etwa 100 Milliarden Euro halbieren - und hat dafür eine Abbaubank geschaffen. Seit Monaten fährt der weltweit größte Schiffsfinanzierer daher die Vergabe von Krediten zurück. Überlebt hat die HSH die Krise nur durch Hilfe der Haupteigner Hamburg und Schleswig-Holstein. Diese haben ihr eine Kapitalspritze von drei Milliarden Euro verpasst und die Bilanz mit einer Garantie von zehn Milliarden Euro abgesichert. Das hatte die EU-Kommission aber nur erlaubt, wenn die Länder ihre Kontrollmehrheit mittelfristig verkaufen. Erschwert wird die Sanierung durch eine Reihe von Skandalen und staatsanwaltlichen Recherchen, in die die HSH verwickelt ist.

Landesbank Berlin

Die Berliner haben schon hinter sich, was Wettbewerber jetzt durchmachen. Die Bank geriet vor Jahren ins Trudeln, wurde saniert, entpolitisiert und auf EU-Geheiß verkauft. Den Zuschlag bekam der nationale Sparkassenverband DSGV. Im Kern ist die LBB eine große Sparkasse, die aber Ambitionen als eine Art Zentralbank der Sparkassen über Berlin hinaus hat. Es gibt Überlegungen, sie in einen Verbund mit anderen von Sparkassen dominierten Landesbanken wie die Helaba einzubringen.

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