Sparkassen-Chef Naser:"Notfalls brauchen wir eine Milliarde plus X"

Sparkassen-Präsident Siegfried Naser über die Lage der BayernLB, die auf eine Erlaubnis der EU für Staatsgarantien hofft.

Klaus Ott

Die Weltfinanzkrise belastet seit langem auch die Bayerische Landesbank (BayernLB), die je zur Hälfte den Sparkassen und dem Freistaat gehört. Falls keine anderen Lösungen gefunden werden, müssen die Eigentümer nach Einschätzung von Sparkassen-Präsident Siegfried Naser noch in diesem Jahr mehr als eine Milliarde Euro aufbringen. Naser ist Vizechef des Verwaltungsrats, der die Landesbank kontrolliert.

Sparkassen-Chef Naser: Wie steht es um die BayernLB?

Wie steht es um die BayernLB?

(Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Naser, in Finanzkreisen heißt es, die BayernLB brauche dringend frisches Kapital. Wie schlimm ist die Lage?

Siegfried Naser: Aktuell steht eine Kapitalerhöhung nicht auf der Tagesordnung, weil das von verschiedenen Punkten abhängig ist.

SZ: Die Sparkassen und das Land Bayern müssen also nicht sofort Geld zuschießen, aber noch in diesem Jahr?

Naser: Entscheidend wird sein, ob die EU-Kommission in Brüssel noch in diesem Jahr das sogenannte Abschirmmodell genehmigt, bei dem die Eigentümer Garantien für unsere Risiken übernehmen sollen. Das würde zu einer deutlichen Kapitalentlastung bei der BayernLB führen. Weitere Kapitalmaßnahmen wären dann unwahrscheinlich.

SZ: Die EU zögert aber. Auf der Fachebene gibt es Bedenken gegen staatliche Garantien.

Naser: Jetzt sind die deutsche und die europäische Politik gefordert. Wenn viele Staaten der Welt Banken mit Staatsmitteln stützen, kann es doch nicht sein, dass wir mit Paragrafen des europäischen Wettbewerbsrechts eine reine Garantieerklärung verhindern.

SZ: Und wenn doch?

Naser: Dann schließe ich derzeit nicht aus, sofern keine anderen Lösungen gefunden werden, dass gegen Jahresende auch eine Kapitalerhöhung erforderlich sein könnte.

SZ: Was müssten die Sparkassen und der Freistaat dann zahlen?

Naser: Die Größenordnung kann heute nicht genau konkretisiert werden, aber sie wird sicher jenseits einer Milliarde Euro sein müssen. Also eine Milliarde Euro plus X. Wie groß das X sein muss, würde man im Dezember zu entscheiden haben.

SZ: Gibt es überhaupt noch Alternativen?

Naser: Sparkassen und Kommunen treten für eine Fusion mit der Landesbank Baden-Württemberg zu einer SüdLB ein. Wir führen darüber mit Hilfe der Politik konstruktive Gespräche. Allerdings ist eine solche Lösung in Zeiten einer Weltfinanzkrise nicht einfach.

SZ: Die FDP, die möglicherweise bald mit in der Regierung sitzt, fordert eine Privatisierung der BayernLB.

Naser: Unser erster Wunsch ist die Südbank, aber wir prüfen auch eine Teilprivatisierung der BayernLB und sprechen derzeit mit verschiedenen möglichen Investoren. Der Ausgang ist offen.

SZ: Bayerns Sparkassen sind nervös. Sie befürchten, schon jetzt bei der BayernLB mit viel Geld einspringen zu müssen, falls sich die Krise weiter verschärft. Können Sie ausschließen, dass die Landesbank kurzfristig Geld braucht?

Naser: Sollte die Weltfinanzkrise zusätzliche Reaktionen erfordern, so zeigen andere Staaten wie Amerika und England jetzt schon, welcher Weg beschritten werden muss.

SZ: Also Geld vom Staat?

Naser: Wir müssten nicht einmal diesen Weg gehen, wenn wir mit der EU zu einer vernünftigen Lösung kämen und Staatsgarantien erlaubt würden. Die Gespräche sind konstruktiv, aber auf Fachebene juristisch nicht einfach. Nun ist aber nicht mehr die Fachebene, sondern die Politik gefordert. Wir sind dann auch bereit, jede sinnvolle Strukturveränderung der BayernLB zu akzeptieren.

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