Spar-Tipps bei Verträgen:So sparen Sie mit neuen Verträgen für Mobilfunk, Internet und Pay-TV

Neuer Vertrag: Sparen bei Handy, Internet und Pay-TV

Auch bei Telekommunikationsunternehmen ist es möglich, für deutlich mehr Leistung weniger zu bezahlen, wenn man taktisch kündigt. Für manche Kunden lohnt sich das besonders.

(Foto: dpa)

Nur der Neukunde ist König: Wer seinen Handy- oder Pay-TV-Vertrag taktisch kündigt, bekommt hinterher oft ein deutlich besseres Angebot - vom selben Anbieter.

Von Georg Berger

Da ist zum Beispiel das Abonnement des Fernsehsenders Sky. Martin Becker zahlt dafür 34,99 Euro im Monat. Derzeit zumindest, aber er muss aufpassen. Sollte er vergessen zu kündigen, wären ab Juli kommenden Jahres knapp 70 Euro monatlich fällig. Denn in dem Fall würde sich sein Vertrag automatisch um ein Jahr verlängern, und er müsste die normalen Konditionen eines Kunden bezahlen, der dann eben kein Neukunde mehr ist, sondern ein Bestandskunde. Aber Becker möchte unbedingt verhindern, dass er den normalen Tarif zahlt. Auf Sky verzichten will er allerdings auch nicht - seine Kündigung wird darum ausschließlich taktischer Natur sein. Weil er fürchtet, dass Sky dieses Spiel durchschaut, will er seinen wahren Namen auch nicht in der Zeitung lesen.

Viele andere Bürger machen es wie Becker. Sie alle haben erlebt: Nicht der Kunde ist König, sondern höchstens der Neukunde. Ihn umwirbt das Unternehmen mit vorteilhaft aussehenden Konditionen, solange er noch die Wahl zwischen vielen Anbietern und Verträgen hat. Doch ist die Phase des Buhlens abgeschlossen, ist es vorbei mit dem Königsstatus, und der Kunde ist nur noch ein schnöder Zahler, den man in Telefonwarteschlangen zappeln lässt und dem allzu oft signalisiert wird: Stör' bitte nicht.

Jedes neue Angebot von Sky ist günstiger als das vorherige

Viele Kunden aber lassen sich das nicht mehr gefallen. Mitunter empfehlen Unternehmen ihnen sogar ganz offen das Instrument Kündigung als letztes Mittel. Erst wenn die Kündigung auf dem Tisch liegt, dürfen die Mitarbeiter bessere Konditionen anbieten.

Becker wird im April 2017 kündigen - drei Monate vor Vertragsende. Seit dreieinhalb Jahren macht er das so. Die vorsorgliche Kündigung kurz vor Ende der Vertragslaufzeit hat sich für ihn zu einem Ritual entwickelt, seit er von Freunden erfahren hatte, dass man so einen günstigeren Tarif aushandeln kann. Und er weiß, wie es dann wohl auch im kommenden Jahr weitergeht: Sky wird seine Kündigung bestätigen und ihm mitteilen, dass er mit dem Kundencenter telefonieren könne, falls er es sich es anders überlegen sollte.

Wer die rechtzeitige Kündigung seines Vertrags verpasst, zahlt drauf

Becker weiß, dass es besser ist, dieses Schreiben einfach zu ignorieren. Ein neues Angebot wird bald kommen, und es wird deutlich günstiger sein als die knapp 70 Euro, die er normalerweise zahlen müsste. Alle zwei bis drei Wochen werden weitere Offerten bei ihm eintrudeln - jedes Mal ein paar Euro günstiger als die vorherigen.

Dann: Zwei Wochen, bevor sein alter Vertrag ausläuft, wird Sky ihn anrufen und alle vorherigen Angebote noch einmal deutlich unterbieten. Beim letzten Mal verlängerte er für zwei Jahre. Als Bonus schenkte Sky ihm auch noch die Auflösung im höherwertigen HD-Format.

Einen kleinen Haken hatte die Sache allerdings: Das Abo verlängerte sich nicht um exakt zwei Jahre, sondern nur um 23 Monate. "Wenn man wie ich jedes Mal kurz vor Vertragsende kündigen will, muss man das im Kopf haben", sagt Becker. Denn durch die 23 Monate beginnt die Kündigungsfrist jedes Mal einen Monat früher. Ein Freund von Becker, der vergessen hatte zu kündigen, muss nun ein Jahr lang den regulären Tarif zahlen.

Firmen wissen, ob Kunden bald ihren Vertrag kündigen

Ganz ähnlich funktioniert es bei Telekommunikationsunternehmen: Für deutlich mehr Leistung weniger zu bezahlen als im alten Vertrag, gelang etwa Svenja Flosse bei Vodafone. Statt 38 Euro für eine All-Net Flat und 500 Megabyte Datenvolumen zahlt sie nun 23 Euro für die neue Flat und drei Gigabyte Datenvolumen. Ursprünglich hatte sie tatsächlich den Anbieter wechseln wollen.

Sechs Monate vor Ende des Vertrags kündigte sie. Plötzlich rief Vodafone an, aber nur, um ihr zu sagen, dass das Unternehmen noch kein neues Angebot machen könne. Doch zwei Monate vor Ende des Vertrags meldete sich Vodafone erneut - dieses Mal mit einem Angebot. Das erste Angebot lehnte sie ab, doch noch im selben Gespräch machte ihr der Mitarbeiter ein weiteres, das sie schließlich annahm.

Oder da ist der etwas kuriose Fall von Udo Brucke: Nachdem sein alter Vertrag mit dem Unternehmen 1&1 ausgelaufen war, wollte er bei seinem neuen Vertrag nicht mehr für Internet und Telefon bezahlen als vorher. 1&1 lehnte das ab und verlangte statt 30 Euro pro Monat nun 40 Euro. Brucke kündigte und ignorierte zunächst die Nachrichten von 1&1. Schließlich unterschrieb er einen Vertrag, bei dem er mit 27 Euro für die gleiche Leistung weniger bezahlte als vorher. Zusätzlich bekam er 80 Euro gutgeschrieben.

Auch ein günstiger Mobil-Vertrag kann sich für den Anbieter lohnen

Natürlich ist den Unternehmen klar, dass ihre Angebotsstruktur Kündigungen provoziert. In einer Umfrage des Online-Kündigungsdienstes Aboalarm waren 84 Prozent aller Kündigungen bei Sky taktischer Natur. Der Bezahlfernsehsender war damit Spitzenreiter in diesem Ranking. Sky sind solche Fälle bekannt, wie viele Kunden taktisch kündigen, will das Unternehmen aber nicht sagen.

Hohe Werte haben der Umfrage zufolge auch die Telekommunikationsunternehmen: Fast die Hälfte der Kunden, die bei ihnen kündigen, wollen so weniger zahlen oder mehr Leistung bekommen. Gleichwohl ist es für die Unternehmen attraktiv, auf diesem Weg zumindest noch Kunden zu halten.

Der Bezahlsender Sky gibt beispielsweise viel Geld für Übertragungsrechte aus. Allein für die Fußballbundesliga zahlt Sky von der kommenden Saison an im Schnitt 876 Millionen Euro pro Spielzeit, beinahe doppelt so viel wie zuvor. Diese Kosten sind fix, das heißt, sie steigen nicht mit jedem weiteren Kunden. Darum ist bei diesem Geschäftsmodell jeder Kunde viel wert. Selbst wenn er weniger zahlt, hilft er Sky, die Kosten auf mehr Schultern zu verteilen.

Algorithmen sollen helfen, um Kündigungen zuvorzukommen

Deutlich besser für die Unternehmen sind Kunden, die gar nicht erst kündigen und sich möglichst wenig mit den Angeboten der Konkurrenz auseinandersetzen. Darum versuchen Firmen mittlerweile die Kündigungsbereitschaft der Kunden früher zu erkennen. Mit Hilfe von Algorithmen werde etwa ausgerechnet, wann der Kunde kündigen könnte, um ihm zuvor noch schnell ein neues Angebot zu machen, sagt Manfred Schwaiger, Marketing-Experte von der Universität München. Ein Telekommunikations-Unternehmen schaue sich beispielsweise an, wie oft der Kunde in andere Netze telefoniere. Die Logik dahinter: Wenn viele seiner Bekannten einen anderen Anbieter haben, könnte auch der Kunde bald wechseln.

Ebenso zählten die Unternehmen, wie viele Gespräche des Kunden nur wenige Sekunden dauern. Das nähmen sie als Zeichen für schlechten Empfang. "Zusammen mit weiteren Daten wie Alter, Beruf und Geschlecht wird eine Wahrscheinlichkeitskurve erstellt", erzählt Schwaiger. "Ziel ist es, dem Kunden genau dann ein neues Angebot zu machen, wenn er eigentlich kündigen will: Keinen Tag davor und keinen Tag danach." So werde er niemals zum Neukunden.

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