Skandalbank IKB:Krisenbank vor dem Verkauf

Die staatliche KfW will das Krisen-Kapitel IKB rasch schließen - nun endlich soll eine Entscheidung über zwei mögliche Käufer fallen.

Helga Einecke und Martin Hesse

Das Drama um die Mittelstandsbank IKB geht dem Ende entgegen. Am Mittwoch will die staatliche Förderbank KfW, der die Mehrheit an der Krisenbank gehört, über den Verkauf entscheiden. Nach dem Zusammenbruch des Instituts im vergangenen Sommer begann die Eskalation der weltweiten Finanzkrise.

Skandalbank IKB: Eine Entscheidung über die Zukunft der IKB soll bereits am Mittwoch fallen.

Eine Entscheidung über die Zukunft der IKB soll bereits am Mittwoch fallen.

(Foto: Foto: dpa)

Auf dem Tisch der staatlichen KfW Bankengruppe liegen die Angebote der beiden Finanzinvestoren RHJ, dem europäischen Ableger der amerikanischen Ripplewood, und Lone Star. Die schwedische Finanzgruppe SEB, die lange als Favorit der Regierung galt, hatte in der letzten Runde kein Angebot abgegeben.

Eine Entscheidung soll am kommenden Mittwoch fallen, dann tagt der Präsidialausschuss des Verwaltungsrats der KfW. In den Tagen danach soll der Verkaufsvertrag aufgesetzt werden. Im Präsidialausschuss steht das Thema IKB nicht zum ersten Mal auf der Agenda. Dieses Mal soll jedoch der KfW-Vorstand den Favoriten präsentieren und begründen, warum er einen der beiden verbliebenen Interessenten bevorzugt.

Ahnungslose Politik

Dem Präsidialausschuss gehören die Bundesminister Michael Glos (CDU) und Peer Steinbrück (SPD), Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU), Michael Meister (CDU), Bankenpräsident Hans-Peter Müller (CDU), Generalsekretär Hanns-Peter Schleyer vom Handwerksverband und Gewerkschaftsboss Franz-Josef Möllenberg an. Die KfW und die Regierung wollen das Thema IKB noch im August vom Tisch haben. Denn der künftige Chef Ulrich Schröder soll im September sein Amt unbelastet von den Querelen um die Mittelstandsbank in Düsseldorf antreten.

Komplett wird ihm das nicht gelingen. Denn der IKB-Verkauf steht unter dem Vorbehalt der EU-Kommission. Die IKB hatte sich in großem Stil am US-Hypothekenmarkt verspekuliert und musste mit 8,5 Milliarden Euro gerettet werden. Der überwiegende Teil des Geldes stammt von der staatlichen KfW. Die EU-Kommission muss dies genehmigen, ebenso wie die gerade vollzogene Kapitalerhöhung der IKB, die nochmals über eine Milliarde Euro kosten wird. Beihilfen dieser Art belegt die EU-Kommission häufig mit Auflagen oder verhängt Strafen, die erneut Geld kosten können. Vor September oder Oktober dürfte Brüssel sich jedoch nicht melden.

Der IKB-Verkauf ist auch aus anderen Gründen eine kostspielige Angelegenheit. Denn die Mittelstandsbank musste vor dem Verkauf erst in einen guten und einen schlechten Teil getrennt werden. Verkauft wird der gute Teil, der als Kern die Adressenliste und die Verbindung zu den Mittelstandskunden enthält. Als Kaufpreis hatte sich die Regierung zunächst 800 Millionen Euro erhofft. In Finanzkreisen galt zuletzt ein Preis um 500 Millionen Euro als wahrscheinlicher.

Der schlechtere Teil der IKB, in dem sich die spekulativen Geschäfte verbergen, verbleibt dagegen bei der KfW und soll zu einem späteren Zeitpunkt verkauft werden. Es handelt sich um den Wertpapierbestand, dessen Bewertung im Zuge der Finanzkrise potentiellen Käufern als zu riskant erscheint. Ende März belief sich der Wertpapierbestand der IKB laut ihrer Bilanz noch auf 4,4 Milliarden Euro.

Davon ist inzwischen eine halbe Milliarde Euro verkauft, weitere Gelder werden von anderen Banken abgesichert. Wie aus dem Prospekt zur IKB-Kapitalerhöhung hervorgeht, ist die KfW bereit, Wertpapiere für mehr als zwei Milliarden Euro zu übernehmen. Die KfW, die im vergangenen Jahr wegen der IKB einen Verlust ausweisen musste, kann diesen Betrag kaum schultern, zumal sie auch für die Kapitalerhöhung gut eine Milliarde Euro bereit stellen muss. Möglich wäre eine zweite direkte Hilfe vom Bund, wie dies Anfang des Jahres schon einmal der Fall war.

Bislang kein Favorit

Die Kapitalerhöhung war für die IKB nötig, um das Überleben zu sichern. Mit ihr wurde die KfW Bankengruppe zum Mehrheitsaktionär. Vor einem Jahr gehörte ihr nur ein Drittel der privaten Mittelstandsbank. Dessen ungeachtet musste sie von Anfang an die Hauptlast für das Scheitern der IKB tragen. Die frühere KfW-Chefin Ingrid Matthäus-Maier (SPD) gab ihr Amt auf. Politiker taten sich mit der Sanierung der IKB schwer, weil sie selbst in den Kontrollgremien beider Banken ahnungslos blieben.

In Finanzkreisen gilt bis jetzt keiner der verbleibenden Bieter als Favorit. Neben dem Preis, gilt auch das unternehmerische Konzept als ausschlaggebend. Auf Arbeitsplatzgarantien werde sich keiner der Bieter einlassen, jeder der beiden werde vermutlich harte Sanierungsschritte einleiten, heißt es. Zwar genieße Lone Star in Regierungskreisen nicht den besten Ruf. Die Amerikaner sind in Deutschland, wo der Banker Karsten von Köller das Geschäft leitet, vor allem durch den Kauf und Verkauf von Wohnungen und Immobilienkrediten bekannt geworden. Allerdings übernahm Lone Star Ende 2005 die Gewerkschaftsbank AHBR und bewahrte sie mit einer harten und teils umstrittenen Sanierung vor der Insolvenz. Bei der IKB könnte Lone Star nun damit punkten, dass man auch Interesse an den schlechten Wertpapieren zeigt.

RHJ will nach Angaben aus Finanzkreisen die IKB in ähnlicher Form wie bisher fortführen. Allerdings will der Investor, dass die Bank ihre mittelständischen Kunden außer mit Krediten stärker mit Angeboten rund um den Kapitalmarkt versorgt. RHJ wird von dem früheren Dresdner-Bank-Vorstand Leonard Fischer geführt, der in Regierungskreisen eine gute Reputation genießen soll.

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