Skandal um Hypo Alpe Adria:"Sehr geehrter Herr Minister"

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Das hätte wegen seines Regierungsamtes zu unangenehmen Diskussionen führen können. Und auch die Familie, die offiziell kassierte, ist womöglich nur vorgeschoben. Eingefädelt wurde das profitable Engagement bei der Hypo Alpe Adria nämlich von Grasser selbst, ausweislich einer E-Mail vom 22. Dezember 2006.

An diesem Tag ließ die Firma des Vermögensverwalters Tilo Berlin, der das alles geplant und abgewickelt hatte, dem Minister die Unterlagen zukommen. Im Auftrag von Berlin übermittele man hiermit den Zeichnungsschein für die Beteiligung an der Hypo Alpe Adria und den dazugehörigen "Genuss-Schein", schrieb die Vermögensverwaltung.

Kein Kommentar

Grasser möge bitte alles unterschreiben und den vereinbarten Betrag auf das in der E-Mail genannte Konto überweisen. Gerichtet war diese Botschaft nicht an den Privatmann Grasser. Die Anrede lautete vielmehr: "Sehr geehrter Herr Minister."

Grassers Anwalt Manfred Ainedter sagt dazu, seine Mandant habe nicht im eigenen Namen gehandelt, sondern für die Firma Ferint. Auch sei Grasser an diesem Geschäft nicht persönlich beteiligt gewesen, die Firma Ferint sei seinem Mandanten "wirtschaftlich nicht zuzurechnen".

Ainedter will nicht einmal bestätigen, dass Grassers Familie hinter Ferint steht und profitiert hat. "Dazu gebe ich keinen Kommentar ab."

Auch Tilo Berlin und dessen Vermögensverwaltung äußern sich nicht. Gegen Berlin ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zur Untreue. Die BayernLB soll bei der Übernahme der Hypo Alpe Adria geschädigt worden sein.

Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht nach, Berlins Investorengruppe hätte bei dieser Übernahme gar nicht dazwischen geschaltet werden müssen. Die dabei angefallenen Gewinne wären somit, zumindest teilweise, illegal gewesen, sollte sich dieser Vorwurf bestätigen. Berlin weist allerdings jeglichen Verdacht zurück und beteuert, er habe alle Vorschriften beachtet und sich nichts zu Schulden kommen lassen.

Wiederholt in Affären verwickelt

Grasser hatte in der FPÖ an der Seite von Parteichef Haider Karriere gemacht und war im Jahr 2000 Finanzminister in Wien geworden. Später trat Grasser aus der FPÖ aus und stand der ÖVP nahe.

Während seiner Amtszeit als Minister war er wiederholt in Affären verwickelt. Anfang 2007 ging er in die Privatwirtschaft. Jetzt wird er, wie alle Beteiligten, von der Vergangenheit eingeholt. Die vielen Altlasten in diesem Bankenskandal lassen niemanden ungeschoren. Die Hypo Alpe Adria gab am Donnerstag ihr Ergebnis für 2009 bekannt: 2,6 Milliarden Euro Verlust.

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