Shell setzt auf Premium-Kraftstoffe:Adieu, Normalbenzin!

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Eine Ära geht zu Ende: Als erster Mineralölkonzern nimmt Shell Normalbenzin aus dem Programm. Dafür bietet der Ölmulti seinen Kunden künftig eine neue Premium-Supersorte.

Ein Satz beendet Benzingeschichte. "Shell Benzin mit 91 Oktan wird aufgrund der geringen Nachfrage vom Markt genommen", heißt es in einer Pressemitteilung, die der Mineralölkonzern Shell verschickte. Es ist jedoch ein Abschied, der vorhersehbar war. Experten hatten auf diesen Tag nur gewartet. Immer weiter hatten die Mineralölkonzerne die Preise für Super- und Normalbenzin angeglichen. Als die Literpreise dann völlig identisch waren, beteuerten die Unternehmen, Normalbenzin werde so lange geführt, bis es nicht mehr nachgefragt werde.

Aus für das Normalbenzin: Als erster Konzern nimmt Shell den Kraftstoff aus dem Programm. (Foto: Foto: ddp)

Nun nimmt Shell das Normalbenzin aus dem Programm und will eigentlich gar nicht darüber reden. Lieber beschreibt der Konzern das neue Produkt, das eingeführt wird: Eine zusätzliche Sorte Luxus-Superbenzin mit 95 Oktan soll unter dem Namen Shell V-Power angeboten werden. Damit könnten Shell-Kunden mit Otto-Motoren unter den drei Sorten Standard-Super, verbessertes Super und Hochleistungs-Benzin mit 100 Oktan wählen.

Rohöl deutlich günstiger

Normalbenzin kostet seit dem vergangenen Jahr gleich viel wie Superbenzin und mache bei Shell lediglich noch fünf Prozent des Absatzes aller Otto-Kraftstoffe aus.

Unterdessen stehen die Ölmultis wegen des hohen Benzinpreises wieder mächtig unter Druck. Trotz der gefallenen Preise für Rohöl müssen Autofahrer an den deutschen Tankstellen wieder deutlich tiefer in die Tasche greifen, kritisiert der ADAC. Der Liter Superbenzin verteuerte sich demnach innerhalb der vergangenen Woche und knapp drei Cent auf durchschnittlich 1,50 Euro. Der Preis für Diesel-Kraftstoff kletterte um 0,5 Cent in die Höhe und liegt im Schnitt bei knapp 1,38 Euro. Noch vor einer Woche hatte das Fass Rohöl der Nordsee-Sorte Brent über 100 US-Dollar gekostet. Am Mittwoch lag der Preis an der Londoner Rohstoffbörse bei knapp 92 Dollar je Barrel.

Hoffnung auf sinkende Preise

Angesichts der fallenden Ölpreise sei das Benzin an den Tankstellen "extrem überteuert", erklärte der ADAC. Ein Vergleich der Spritpreise im Oktober 2007 mit den derzeitigen Kosten zeige, dass die Autofahrer rund zehn Cent mehr je Liter Benzin zahlen müssten als noch vor knapp einem Jahr. Damals seien sowohl der Ölpreis als auch der Dollar-Kurs auf einem ähnlichen Niveau gewesen wie heute. Die derzeit hohen Preise an den Tankstelle seien deswegen "durch nichts zu rechtfertigen", erklärte der ADAC. Die Ölkonzerne müssten deswegen "den dramatisch gefallenen Ölpreis unverzüglich an die Autofahrer über deutlich niedrigere Kraftstoffpreise" weitergeben, hieß es.

Der Mineralölwirtschaftsverband wies die Vorwürfe prompt zurück. "Die Senkung der Einkaufskosten ist voll an die Verbraucher weitergegeben worden", erklärte Sprecherin Barbara Meyer-Buckow. Der Gewinn der Ölkonzerne betrage pro Liter Benzin durchschnittlich lediglich zwischen einem halben und einem Cent.

Zugleich machte die Mineralölwirtschaft Hoffnung auf fallende Preise: Die Notierungen am europäischen Ölmarkt in Rotterdam, die letztlich für die deutschen Benzinpreise entscheidend sind, bewegten sich seit Montagnachmittag nach unten. Das könnte sich im Laufe der Woche an den Zapfsäulen bemerkbar machen.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/Reuters/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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