Serie: Das 1x1 der Geldanlage (3):Breit gestreut, nie gereut

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Wer direkt Aktien kauft, anstatt Fonds oder Zertifikate zu ordern, sollte auf eine gute Mischung achten - dann winkt hoher Gewinn.

Alexander Mühlauer

Die meisten Deutschen wissen nicht, wie sie mit Aktien umgehen sollen - warum auch? "Es hat ihnen nie jemand beigebracht", sagt Wolfgang Gerke, ehemaliger Finanzprofessor an der Universität Erlangen-Nürnberg. Lange Zeit gab es ja auch keinen wichtigen Grund, sich um die Börse zu kümmern. Für das Alter sorgte der Staat vor, und die Firma spendierte oft eine zusätzliche Betriebsrente. Die Deutschen hatten es einfach nicht nötig, für höhere Renditen zu sorgen. Seit klar ist, dass sich die Bürger nicht allein auf den Staat verlassen können, setzen sich immer mehr Menschen mit dem Thema Aktie als Anlage auseinander.

Gute Mischung bei Aktien sorgt für hohen Gewinn. (Foto: Foto: dpa)

Fest steht: Wer sein Geld ertragreich anlegen will, kommt an Aktien nicht vorbei. Wissenschaftliche Studien liefern den Beweis, dass sich diese Papiere lohnen: Von 1979 bis 2003 brachte der deutsche Aktienmarkt eine durchschnittliche Jahresrendite von 14 Prozent. Da kann kein Sparbuch, kein Tagesgeld-Konto, kein Rentenfonds mithalten. Es sind vor allem fünf Punkte, auf die Anleger bei der Aktien-Direktanlage achten sollten:

1. Das Kapital

Wie viel Geld sollte man von seinem Gesamtvermögen in Aktien stecken? Stiftung Warentest rät, bei einer Direktanlage in Aktien mindestens 5000 Euro zur Verfügung zu haben, um am Anfang mindestens fünf bis zehn verschiedene Titel kaufen zu können. Das Deutsche Aktieninstitut hält eine Aktien-Direktanlage erst ab 20.000 Euro für sinnvoll. Auf keinen Fall sollten Anleger ihr gesamtes Vermögen in Aktien stecken, sondern nur den Anteil, den sie nicht in den nächsten fünf bis zehn Jahren brauchen.

2. Das Risiko

Eine Studie des Deutschen Aktieninstituts zeigt, dass eine repräsentative Auswahl deutscher Aktien nach spätestens 15 Jahren stets im Plus war - selbst wenn man kurz vor einem Börsencrash gekauft hatte. Das Risiko, auf lange Sicht Geld zu verlieren, ist also nicht so hoch. Vorausgesetzt, man investiert nur Geld, das man auf unbestimmte Zeit - mindestens fünf Jahre oder länger - nicht braucht. Wer beispielsweise nach drei Jahren unbedingt an sein Geld muss, sollte besser zu sicheren Zinspapieren greifen. Um das Risiko eines Kursverlustes so gering wie möglich zu halten, sollten Anleger ihr Geld auf möglichst viele unterschiedliche Aktien verteilen, also das Risiko streuen. Das betrifft vor allem die Branchen: Wer nur Aktien von Automobilunternehmen kauft, trägt das Risiko, dass bei einem Gesetz, das die Autohersteller stark benachteiligt, alle Kurse von Auto-Aktien abstürzen.

3. Die Analyse

Bevor man Aktien kauft, sollte man sich über die Lage am Aktienmarkt informieren und die Papiere genau beobachten. Nur so bekommt man ein Gefühl für die Börse. Viele Anleger achten auch auf intuitive Kriterien: Welches Unternehmen findet man sympathisch, oder welche Branchen haben eine gute Zukunft vor sich?

Anders als bei Fonds muss man Einzelwerte exakter verfolgen. Der Aktionär ist sein eigener Portfolio-Manager. Am besten definiert man seine persönlichen Kriterien. Dabei helfen die Kennzahlen. Was Empfehlungen von Aktien-Analysten betrifft, so sollten Privatanleger diese als nützliche Hintergrundinformation betrachten, aber nicht ausschließlich danach handeln. Wem die eigene Analyse zu aufwendig ist, kann aber auch ganz einfach losen. In einer empirischen Untersuchung hat das Deutsche Aktieninstitut aus den 30 Dax-Werten zehn beliebige ausgelost und nach zehn Jahren eine jährliche Durchschnittsrendite von acht bis zehn Prozent errechnet.

4. Die Kennzahlen

Wer sich nicht auf sein Losglück verlassen will, dem helfen Kennzahlen, um Aktien besser bewerten zu können. Die wohl bekannteste Kennziffer ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Das KGV ist der Kurs geteilt durch den Gewinn pro Aktie. Bei der Deutschen Bank zum Beispiel liegt das KGV auf Basis der Gewinnschätzung für das Jahr 2008 bei 7,7, die Commerzbank hat einen Wert von 8,9, und bei der Postbank beträgt das KGV 10. Damit haben die beiden Großbanken deutlich günstigere Werte als die teure Postbank.

Von entscheidender Bedeutung ist auch, inwieweit ein Unternehmen seine Aktionäre am Jahresergebnis in Form von Gewinnausschüttungen beteiligt. Wird eine sogenannte Dividende gezahlt, kann das bedeuten, dass das jeweilige Unternehmen rentabel arbeitet und im Kern gesund ist. Um herauszufinden, wie dividendenstark eine Gesellschaft ist, wird die Dividende ins Verhältnis zum Aktienkurs gesetzt und so die Dividendenrendite ermittelt. Weitere Aktienkennzahlen findet man im Internet, zum Beispiel unter www. sueddeutsche.de/finanzen, www.onvista.de oder www.aktiencheck.de. Anleger sollten die einzelnen Kennzahlen als Puzzleteile betrachten. Erst zusammengefügt ergeben sie ein aussagekräftiges Gesamtbild.

5. Der Kauf und Verkauf

Wer Aktien kauft, muss seine Papiere irgendwo verwahren. Die Bank wickelt nur dann für ihre Kunden Wertpapieraufträge ab, wenn sie vorher ein Depot eröffnen, über das sämtliche Transaktionen laufen. Dafür bitten die meisten Banken - zusätzlich zu den reinen Kauf- und Verkaufsgebühren - extra zur Kasse. Ein Durchschnittsdepot kostet pro Jahr zwischen 20 und 60 Euro. Wer keine Bankberatung wünscht, kann bei Direktbanken auch ein kostenloses Depot eröffnen. Um eine Kauf-Order zu übermitteln, nimmt man am besten die Bestellnummer für Wertpapiere, kurz ISIN genannt.

Den idealen Zeitpunkt für Ein- und Ausstieg wird man wohl nie treffen können. Daran muss man sich gewöhnen. Anleger, die sich nicht ständig mit ihrem Aktiendepot auseinandersetzen wollen, müssen nichts anderes tun, als cool zu bleiben und abzuwarten. Es kann sich auch lohnen, sogenannte Stop-Loss-Marken zu setzen. Bei einer Stop-Loss-Order wird das betreffende Papier verkauft, wenn der aktuelle Börsenkurs die einmal gesetzte Grenze berührt oder unterschreitet - allerdings nicht zu diesem Preis, sondern erst zum nächsten, darauffolgenden Kurs, der an der Börse festgestellt wird. Diese Marken begrenzen Verluste - zum Beispiel, wenn man eine bestimmte Aktie eine Zeit lang nicht permanent verfolgen will. Allerdings verlangen viele Banken für das Einlösen von solchen Marken Geld. Wer sein Depot kostenlos im Internet verfolgen will, kann sich unter www.sueddeutsche.de ein Online-Depot sowie eine Watchlist erstellen.

Das Deutsche Aktieninstitut rät, eine Stop-Loss-Marke in einem Abstand von 15 Prozent zum aktuellen Marktkurs zu setzen. Denn justiert man die Marke zu nahe am Kaufkurs, kann es dazu kommen, dass man zu schnell verkauft und so oft Verkaufsgebühren zahlen muss. Am besten legt man die Marke nicht auf eine runde Zahl, also beispielsweise nicht auf 23, sondern auf 23,17. Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass Anleger runde Zahlen bevorzugen. Erreicht der Kurs diesen Wert, kann das leicht eine Verkaufswelle auslösen. Deshalb ist es besser, auf ungerade Stop-Loss-Marken zu setzen, um so Gewinne besser absichern zu können.

Wer keine Zeit oder Lust hat, sich mit solchen Feinheiten auseinanderzusetzen, sollte entweder seine Aktien lange halten oder in Fonds und Indexzertifikate investieren. Auch das bringt, wie die historische Erfahrung zeigt, üblicherweise eine viel höhere Rendite als das bei den Deutschen nach wie vor beliebte Sparbuch. Spätestens im Alter macht sich die Anlage in Aktien dann bezahlt.

© SZ vom 23.02.2008/ang - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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