Süddeutsche Zeitung

Schutz vor telefonischer Werbung:Brite richtet sich kostenpflichtige Privatnummer ein

Lee Beaumont hat mit einer besonderen Maßnahme auf unerwünschte Werbeanrufe von Unternehmen reagiert. 300 Pfund verdiente der Brite bereits mit seiner "0871-Nummer". Doch die Geschäftsidee hat einen Haken.

Von Catherine Hoffmann

Lee Beaumont sann auf Rache. Immer wieder wurde der 25-jährige Brite von unerwünschter telefonischer Werbung belästigt. Besonders hartnäckig war ein Anbieter von Restschuldversicherungen, der Beaumont mit einer Flut von Anrufen überschüttete. "Cold Calls" heißen diese nervigen Initiativanrufe, mit denen Unternehmen neue Kunden gewinnen wollen - mit allen Mitteln.

Also suchte Beaumont nach einem Weg, seine Peiniger zu stoppen. Er schlug die Quälgeister mit ihren eigenen Mitteln, wie jetzt der Guardian berichtet: Beaumont besorgte sich eine kostenpflichtige Telefonnummer - und verdiente damit bisher mehr als 300 Pfund.

Dazu kaufte der freischaffende Designer für zehn Pfund eine persönliche 0871-Nummer und schaltete sie auf seine private Telefonnummer. Ein Anruf vom Festnetz bei ihm kostet seither zehn Pence je Minute, von denen Beaumont sieben Pence bekommt. "0871-Nummern sind ein hervorragender Umsatzbringer, wenn Sie viele Anrufe erhalten, aber sie helfen auch, Menschen abzuschrecken", schreibt der Anbieter der 0871-Nummern, schließlich müssen sie für jede Minute zahlen.

Beaumont war zufrieden, er hatte den Spieß umgedreht - nun ärgerten sich die kalten Anrufer. "Ursprünglich habe ich die 0871-Nummer gekauft, um sie zu stoppen", erzählte er dem Guardian. "Aber als ich begann, Geld zu verdienen, dachte ich: Das ist besser."

Inzwischen sorgt er sogar aktiv dafür, dass Unternehmen bei ihm durchklingeln - und lässt kaum eine Gelegenheit aus. Egal, ober er ein neues Bankkonto eröffnet, den Energieversorger wechselt oder eine andere Firma ihn um seine Festnetznummer bittet - immer gibt er die teure 0871-Nummer an. Nur Freunde und Familie wissen, wie er privat zu erreichen ist, ohne Zehn-Pence-Aufschlag.

Nachahmern drohen Geldstrafen

Beaumont ist nicht der einzige Brite, der sich mit Witz gegen Kaltakquise wehrt. Der britische Regulierer PhonepayPlus, eine Art britische Bundesnetzagentur, rät allerdings "dringend" davon ab, Beaumonts Idee zu kopieren und warnt Nachahmer vor Geldstrafen. PhonepayPlus sagte, dass die sogenannten Premium-Rate-Nummern schlicht nicht dafür gedacht sind, sie als Privatmann zur Abwehr ungeliebter Anrufe zu verwenden. Zudem seien die Telefonanbieter verpflichtet, die Verbraucherrechte zu schützen, zu denen auch Transparenz und Fairness zählen. Konkret bedeutet dies, dass in UK - wie in Deutschland auch - Anrufer vor dem Gespräch klar und deutlich auf die Zusatzkosten hingewiesen werden müssen.

In Deutschland ist unerwünschte Telefonwerbung durch das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb untersagt. Anrufe von Unternehmen bei Kunden sind nur zulässig, wenn Verbraucher ausdrücklich zugestimmt haben. Bei Missbrauch oder Zuwiderhandlung ist seit vier Jahren ein Bußgeld bis zu 50.000 Euro möglich. Wer im Stile Beaumonts von Werbeanrufen profitieren möchte, dürfte es schwer haben. Die kostenpflichtigen 0180-Service-Nummern, die jeder vom Anruf bei der Telefongesellschaft kennt, vergibt die Bundesnetzagentur, die über Rufnummernmissbrauch und unerlaubte Telefonwerbung wacht.

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