Zahl der Überschuldeten wächst
Fast jeder Zehnte Verbraucher in Deutschland ist überschuldet, kann also seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Zu diesem Ergebnis kommt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform im "Schuldneratlas 2014". Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der Menschen im Alter von über 18 Jahren deutlich gestiegen: nämlich um 90 000 auf 6,7 Millionen - Tendenz steigend. Die Betroffen hätten mit "nachhaltigen Zahlungsstörungen" zu kämpfen.
Während die durchschnittliche Verschuldung um 400 Euro auf 32 600 Euro zurückgegangen sei, habe sich das gesamte Schuldenvolumen aus Konsumentenkrediten um eine Milliarde Euro auf 218 Milliarden Euro weiter erhöht. Die sogenannte Schuldnerquote in Deutschland sei von 9,81 Prozent auf 9,9 Prozent gestiegen.
Mehr Konsum, weniger Sparen
Die Schuldnerquote in Deutschland erreicht inzwischen den höchsten Stand seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008, wie die Creditreform-Experten feststellen. Besonders deutlich zugenommen habe dabei die Zahl der besonders schweren Fälle.
Die Creditreform-Experten sehen eine "Erosion der Sparkultur" und einen zunehmenden Bedeutungsverlust der Altersvorsorge. Damit steige das Überschuldungsrisiko vieler Verbraucher deutlich, warnen sie. Stattdessen hätten viele Verbraucher den vergleichsweise positiven Wirtschaftsverlauf der vergangenen Jahre genutzt, um vorhandene Anschaffungswünsche zu verwirklichen oder entgangenen Konsum nachzuholen. 2013 hatten die deutschen Verbraucher mit knapp 1,6 Billionen Euro so viel konsumiert wie noch nie, wie aus der Studie hervorgeht. Damit sei der oft kreditfinanzierte private Konsum zu einer wichtigen Stütze der Binnenkonjunktur geworden.
Die Überschuldung verhärte sich, der Trend dazu sei bedenklich stabil. Mindestens eine Million Menschen sei von dem Phänomen der im familiären Umfeld verankerten Verschuldung betroffen. "Offensichtlich bleiben immer mehr Menschen auch generationsübergreifend im Griff der Überschuldung oder lernen nie, sich daraus zu befreien", hieß es. Sinnvoll könne in solchen Fällen etwa der Einsatz von ehrenamtlichen Familienpaten sein, um Kindern aus überschuldeten Haushalten eine Hilfestellung zum Aufbau eines eigenen selbstverantwortlichen Lebens zu geben.
Wo ist die Quote am höchsten?
Besonders viele überschuldete Menschen leben in Bremerhaven, dort liegt die Quote bei 20,4 Prozent. Hoch ist sie auch in Pirmasens (18,3 Prozent) und Offenbach am Main (etwa 18 Prozent). In Eichstätt leben besonders wenige überschuldete Menschen, nämlich nur knapp 3,7 Prozent, in Erlangen-Höchstadt (knapp 4,8 Prozent) sowie in Schweinfurt (4,9 Prozent) - alle drei liegen in Bayern. Betrachtet man die Bundesländer, führt Bremen die Liste mit der höchsten Schuldnerquote an (knapp 14 Prozent), darauf folgen Berlin (13 Prozent) und Sachsen-Anhalt (12,6 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (11,5 Prozent).