Schuldenkrise in Europa:Standard & Poor's straft Spanien ab

Neuer Rückschlag für Spanien: Nun hat auch der Ratingriese Standard & Poor's die langfristige Bonität spanischer Staatsanleihen gesenkt. In Portugal stellt Premier Coelho derweil eine lange Liste harter Sparmaßnahmen vor.

Eine Woche nach der Ratingagentur Fitch beurteilt auch Standard & Poor's die Zuverlässigkeit Spaniens bei der Rückzahlung seiner Schulden schlechter. Die Kreditwürdigkeit des Landes werde um einen Punkt von "AA" auf "AA-" gesenkt, zudem sei der Ausblick negativ, teilte die Ratingagentur mit.

Ratingagentur Fitch stuft Kreditwuerdigkeit Spaniens herab

Abwärtstrend in Spanien: Die Ratingagentur Standard & Poor's stufte die Kreditwürdigkeit des Landes herab.

(Foto: dapd)

Grund für die Herabstufung der viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone seien auch die "ungewissen Wachstumsaussichten". Standard & Poor's führte die hohe Arbeitslosigkeit, die schwierige Finanzsituation und eine "wahrscheinliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums bei Spaniens wichtigsten Handelspartnern" an. Für Spanien dürfte die Einschätzung der Ratingagenturen bedeuten, dass es noch teurer wird, Geld an den Finanzmärkten zu leihen.

Die Zweifel an der Finanzkraft Spaniens haben auch dem Euro-Kurs einen Dämpfer verpasst. Die Gemeinschaftswährung wurde am Freitag mit 1,3741 Dollar gehandelt. Der Euro blieb aber dennoch auf Kurs für das größte Plus binnen einer Woche seit Januar. Seit Montag hat er insgesamt um 2,5 Prozent zugelegt.

Portugals Premier kündigt "Zeit des nationalen Notstandes" an

Unterdessen will die portugiesische Regierung mit drakonischen Sparmaßnahmen das Haushaltsdefizit des Landes senken. Regierungschef Passos Coelho stellte am Donnerstagabend in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache den vom Kabinett beschlossenen Haushalt für 2012 vor, der massive Einschnitte vorsieht. "Das Land durchlebt eine Zeit des nationalen Notstandes", sagte Coelho. "Wir müssen mehr, viel mehr tun als ursprünglich geplant."

Unter anderem sollen besser verdienende Staatsbedienstete auf ein 13. und 14. Monatsgehalt verzichten. Die Mehrwertsteuer soll erhöht, Ausgaben bei Bildung und Gesundheit sollen gekürzt werden. Die Maßnahmen sollen aber nur so lange gelten, wie das Land von internationaler Hilfe abhängig ist. Portugal hatte vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU im Mai die Zusage für ein Hilfspaket von 78 Milliarden Euro erhalten und sich dafür zu strikten Sparmaßnahmen verpflichtet.

Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker versucht derweil Optimismus zu verbreiten und erklärte sein Vertrauen in eine Lösung der griechischen Schuldenkrise. "All diejenigen, die darauf spekulieren, dass Griechenland den Euro-Raum verlassen muss, liegen in ihrer Einschätzung falsch", sagte er am Donnerstagabend nach einem Treffen mit Ministerpräsident Giorgos Papandreou in Brüssel. Europa werde alles in seiner Macht stehende unternehmen, um der Regierung in Athen zu helfen.

IWF bereitet kurzfristige Kreditlinien vor

An diesem Freitagabend treffen sich die Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industriestaaten und Schwellenländer, um ihre Politik abzustimmen. Im Vorfeld des Treffens sollen kurzfristige Kreditlinien für die Unterstützung wirtschaftlich gesunder Staaten vorbereitet werden. Ein Plan dafür soll in den kommenden Tagen dem IWF vorgelegt werden, sagte ein Delegationsvertreter der G 20. Die G-20-Gruppe stimme dem Vorschlag zu. Das Vorgehen würde die Euro-Zone dabei entlasten, angeschlagene Mitglieder zu unterstützen.

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