Schuldenkrise in Europa:Schwächstes Rating auf der ganzen Welt

Die US-Ratingagentur Moody's senkt nach dem Euro-Gipfel Griechenlands Kreditwürdigkeit abermals ab. Tenor: "Zeit gekauft", Ausgang unklar. Wirtschaftsminister Rösler soll nun einen "Marshallplan" für die Griechen planen.

Die US-Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit Griechenland nach dem Euro-Sondergipfel in Brüssel erneut herabgestuft. Nach zuletzt "Caa1" laute die neue Bewertung "Ca". "Ca" ("near default") ist die zweitschlechteste Note. Ein Kreditausfall wird bei Moody's mit "C" bewertet, die Konkurrenten Standard & Poor's und Fitch bewerten diesen mit "D".

Europäische Länder in der Schuldenkrise

Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands nach dem EU-Sondergipfel in Brüssel herabgestuft.

(Foto: dpa)

Kein anderes Land wird derzeit von Moody's so schlecht beurteilt wie Griechenland. Der Kurs des Euro sank nach der Herabstufung Griechenlands nur leicht auf 1,4364 Dollar.

Beim Gipfel in Brüssel beschlossen die Regierungschefs der 17 Euro-Länder einen neuen Rettungsplan. Dem klammen Staat wird ein Teil seiner insgesamt 350 Milliarden Euro Schulden erlassen. Die Euro-Länder und der Internationale Währungsfonds (IWF) tragen mit insgesamt 109 Milliarden Euro die Hauptlast.

Private Gläubiger wie Banken und Versicherungen sollen der Einigung der Euro-Staats- und Regierungschefs zufolge freiwillig beteiligt werden. Sie sollen die Laufzeit bestehender Anleihen verlängern können oder sie in neue Anleihen mit niedrigerem Zinssatz umtauschen können. Zudem soll Griechenland mit finanzieller Hilfe des Rettungsfonds EFSF Anleihen zurückkaufen können, zu einem Preis deutlich unter dem Nennwert.

Durch das neue Rettungspaket werde für Griechenland "Zeit gekauft", hieß es nun in der Stellungnahme von Moody's. Es bedeute für die privaten Gläubiger des Landes allerdings "substantielle ökonomische Verluste".

Moody's zitiert die internationale Bankenvereinigung (IIF), die die Verluste für die Besitzer von griechischen Staatsanleihen auf mehr als 20 Prozent schätzt. Die Wahrscheinlichkeit eines Austauschs von griechischen Staatsanleihen in Papiere mit einer längeren Laufzeit liegt nach Einschätzung der Moody's-Experten bei "nahezu 100 Prozent". Ein solcher Umtausch würde von der Agentur dann als ein Zahlungsausfall gewertet, also als "default".

Moody's kündigte weiter an, nach dem Abschluss des geplanten Umtauschs von griechischen Staatsanleihen die Kreditrisiken aller bestehenden Anleihen und aller von der Regierung in Athen neu vergebenen Papiere zu bewerten. Immerhin sieht die Ratingagentur auch Anzeichen, dass sich die finanzielle Lage Griechenlands in den kommenden Jahren stabilisieren könnte. Das Land "könnte seine Schuldenlast möglicherweise reduzieren".

Die Ratingagentur Fitch hatte bereits unmittelbar nach dem Euro-Sondergipfel angekündigt, Griechenland während des Umtausches der Anleihen auf "beschränkt zahlungsfähig" (restricted default) zu setzen - wenn auch wohl nur für kurze Zeit. Der Zahlungsausfall werde im September erwartet und solle nur wenige Tage andauern, hieß es aus EU-Kreisen.

In erster Linie braucht Griechenlands Wirtschaft nun Investitionen. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler plant daher nach Informationen des Handelsblatts schon an diesem Mittwoch Gespräche mit den Präsidenten von mehr als 20 deutschen Wirtschaftsverbänden. Mit ihnen will Rösler beraten, unter welchen Voraussetzungen sich deutsche Firmen in Griechenland engagieren wollen.

Ziel sei eine "Investitions- und Wachstumsoffensive", eine Art "Marshallplan". Zuvor hatte auch die Welt am Sonntag über die geplanten Gespräche zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Griechenland berichtet. Dem Bericht zufolge arbeitet auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) an einem Konzept, die Investitionsanreize in dem südeuropäischen Land zu verbessern.

Laut Handelsblatt laufen die Gespräche bereits seit mehr als einem Jahr - auf ausdrücklichen Wunsch des Kanzleramts. Die deutsche Wirtschaft habe Interesse an einem Engagement in Griechenland signalisiert, berichtete das Blatt. An einem vertraulichen Gespräch mit dem griechischen Wirtschaftsminister Michalis Chrisochoidis in der vergangenen Woche seien mehrere Dax-Konzerne beteiligt gewesen.

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