Schuldenkrise in Europa:Ratingagentur Moody's straft Italien ab

Die nächste Ohrfeige für Italiens Premier Berlusconi: Nach der US-Ratingagentur Standard & Poor's senkt auch Moody's die Bewertung italienischer Staatsanleihen - und warnt vor weiteren Herabstufungen. Aus Rom kommt eine schmallippige Reaktion.

Die Ratingagentur Moody's hat ihre Bewertung für italienische Staatsanleihen zurückgenommen. Die Einstufung werde von "Aa2" auf "A2" gesenkt, teilte die Ratingagentur mit. Ihre kurzfristige Bewertung von "Prime-1" behielt Moody's bei. Die Risiken für die italienische Wirtschaft seien gestiegen. Moody's warnte zudem vor weiteren Herabstufungen, indem die Agentur das Rating mit einem negativen Ausblick versah. Auch anderen Ländern der Euro-Zone drohen der Agentur zufolge weitere Herabstufungen. Der Euro gab in Folge der Ankündigung von Moody's nach, erholte sich aber später wieder.

In der derzeitigen Schuldenkrise hätten sich für hoch verschuldete Euroländer wie Italien die Refinanzierungsrisiken verschärft, begründete die Agentur den Schritt. Das Vertrauen der Märkte sei erschüttert und die italienische Wirtschaft stehe vor großen strukturellen Herausforderungen. Das Risiko, dass Italien seine Haushaltsziele nicht erreichen kann, sei gestiegen und die staatlichen Reformbemühungen hätten gerade erst begonnen.

Moody's hatte das Rating im Juni auf die Überprüfungsliste gesetzt. Die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi erklärte in einer ersten Reaktion, die Entscheidung sei erwartet worden. Sie arbeite daran, ihre Etatziele zu erreichen. Die Pläne dazu seien von der EU-Kommission gut aufgenommen und akzeptiert worden, argumentierte die Mitte-Rechts-Regierung in Rom. Die linke Opposition aber sprach von einem Schlag, wobei Italien besser sei als dieses Rating: "Wenn es aber keinen Wandel gibt, dann besteht die Gefahr, dass das Misstrauen uns auf den Boden zieht", sagte Oppositionsführer Pierluigi Bersani.

Das EU-Sorgenkind Italien, dessen Staatsverschuldung im Juli auf mehr als 1,9 Billionen Euro anstieg, strebt bereits für das Jahr 2013 einen ausgeglichenen Etat an. Im September hatte die Rating-Agentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit Italiens von "A+" auf "A" herabgestuft. Als Grund verwies S&P auf pessimistischere Prognosen für das italienische Wirtschaftswachstum. Der Ausblick sei "negativ", teilte S&P damals mit. Der Regierung Berlusconi bescheinigte S&P eine mangelnde Handlungsfähigkeit.

Japan stellt weitere Käufe von EFSF-Bonds in Aussicht

Im Kampf gegen die Schuldenkrise will Japan Europa weiter unter die Arme greifen. "Die Haushaltsprobleme in Europa sind auch für Japan wichtig. Wir werden Wege prüfen, Europa beispielsweise durch Käufe von EFSF-Bonds zu unterstützen", sagte Regierungssprecher Osamu Fujimura. Dadurch könne die finanzielle Situation Europas stabilisiert werden. Details nannte der Regierungssprecher nicht.

Es wird erwartet, dass sich Japan auf dem Treffen der Finanzminister und Notenbanker der 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G20) am 14. Oktober in Paris genauer äußert. Japan hält bereits 20 Prozent an den bisher vom Euro-Rettungsfonds EFSF platzierten Bonds. Dies entspricht etwa einem Volumen von 2,7 Milliarden Euro. Die Anleihen erwarb Japan im Januar und Juni.

Tokios Börse startet mit Verlusten

Die Tokioter Börse verzeichnete am Mittwochvormittag aufgrund des starken Yen und der Senkung der Bewertung für Italiens Staatsanleihen durch die Ratingagentur Moody's Verluste. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte notierte zur Handelsmitte ein Minus von 70,41 Punkten oder 0,83 Prozent beim Zwischenstand von 8385,71 Punkten.

Der breit gefasste Topix büßte bis dahin um 8,99 Punkte oder 1,22 Prozent auf 727,19 Zähler ein. Der Dollar wurde im frühen Geschäft mit 76,64-66 Yen gehandelt nach 76,67-68 Yen am späten Vortag. Der Euro notierte zum Yen fester mit 101,86-90 Yen nach 100,88-92 Yen am späten Vortag. Zum Dollar lag er fester bei 1,3287-90 Dollar nach 1,3157-58 Dollar am späten Vortag.

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