Schock im Ausland:Einmal Abheben für 7,50 Euro

Auf Reisen Bargeld ziehen kann teuer werden. Was hilft: Vor dem Urlaub über Gebühren informieren und oft bargeldlos zahlen. Ein Überblick über die Kosten.

Linda Ross

Mal ein Eis hier, ein Souvenir da - in den schönsten Wochen des Jahres schauen viele Urlauber nicht auf jeden Cent. Sie treten dann den Gang zum Geldautomaten oft häufiger an als eigentlich geplant. Wieder daheim, raubt der Blick auf den Kontoauszug dann so manchem die Resterholung.

Schock im Ausland: Die deutschen Banken erheben häufig sehr hohe Gebühren, wenn der Kunde im Ausland Geld abhebt. Verbraucherschützer empfehlen: Möglichst oft bargeldlos zahlen.

Die deutschen Banken erheben häufig sehr hohe Gebühren, wenn der Kunde im Ausland Geld abhebt. Verbraucherschützer empfehlen: Möglichst oft bargeldlos zahlen.

(Foto: Foto: SZ-Graphik)

Denn wer im Ausland sorglos einfach aus irgendeinem Automaten Geld zieht, muss mit hohen Gebühren rechnen. Die Europäische Kommission hat zwar bereits 2002 eine Regelung erlassen, wonach Gebühren im Ausland nicht höher ausfallen dürfen, als wenn ein Kunde der Bank A in Deutschland bei einer Bank B Geld abhebt.

"Die deutschen Banken kassieren besonders ab"

Wie hoch diese dann aber letztlich sind, legen die Banken individuell fest. Bisher gibt es hier keine von der Europäischen Kommission vorgegebene Deckelung nach oben; ganz anders bei den Handytarifen, die in diesem Sommer erneut gesenkt wurden.

"Die deutschen Banken kassieren besonders ab", sagt Bernd Krieger, Leiter des europäischen Verbraucherzentrums in Kiel. Das sei nicht überall so. "Österreicher und Niederländer beispielsweise, die bei einem Deutschland-Besuch Geld abheben, zahlen dafür nichts."

Bei den meisten Banken, bei der die SZ die Gebühren erfragt hat, funktioniert das Ganze so: Pro Abhebung im Ausland kassiert die Bank eine prozentuale Gebühr, mindestens aber einen bestimmten Betrag. Kunden der DKB, der Direktbankentochter der Bayerischen Landesbank, zahlen so mindestens zehn Euro, wenn sie mit ihrer Maestro-Karte (im Sprachgebrauch auch EC-Karte genannt) Geld im Ausland ziehen.

Deutsche Urlauber schenken ihren Hausbanken so schon mal den Wert von ein bis zwei Eisbechern pro Abhebung. Kostenlos Geld beziehen können DKB-Kunden allerdings mit ihrer Visa-Card an allen Visa-Automaten weltweit. Das gilt für Kunden vieler anderer Direktbanken: Häufig zahlen sie nichts beim Abheben mit der Kreditkarte.

Außerhalb des Euro-Währungsraumes kann der Bargeldbezug mit Karten der deutschen Hausbank oft richtig teuer werden. Denn dort kommt meistens noch ein Auslandseinsatzentgelt hinzu, das ebenfalls prozentual erhoben wird.

Für Kritiker wie Holger Buck von der Schutzgemeinschaft der Bankkunden (SdB) sind derart hohe Gebühren der Banken nicht gerechtfertigt. "An dem Abhebevorgang ist nichts händisches mehr, alles läuft automatisch ab", sagt Buck. "Bei Gebühren von zum Beispiel 7,50 Euro zahlt der Kunde vermutlich das zehnfache der eigentlich anfallenden Kosten."

Problemlos mit Karte zahlen

Einige Banken werben mit Kooperationspartnern im Ausland. So können zum Beispiel Kunden der Deutschen Bank in Frankreich kostenlos an Automaten der Partnerbank BNP Paribas abheben, ebenso in den USA bei der Bank of America.

Zudem unterhält die Deutsche Bank eigene Automaten unter anderem in Spanien und Italien, die wiederum von Commerzbank-Kunden gratis genutzt werden können. Solche Kooperationen sind aber eher die Ausnahme als die Regel.

Die Kreditkarte nie aus den Augen lassen

Um Abhebegebühren zu sparen, rät Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg generell dazu, öfter bargeldlos zu bezahlen. So ist zumindest laut Stiftung Warentest in Euro-Ländern das Bezahlen mit Maestro- und Kreditkarte kostenlos.

"Mittlerweile kann man in Mittelmeerländern in den meisten Supermärkten problemlos mit Karte bezahlen", sagt Nauhauser. Beim Bezahlen sollten Kunden aber die Kreditkarte nicht aus den Augen lassen.

Zu groß ist die Gefahr, dass Gauner die Karte in einem Hinterraum kopieren, die dreistellige Sicherheitsnummer auf der Rückseite notieren und später damit zum Beispiel im Internet einkaufen.

Finanzexpertin Kerstin Backofen von Stiftung Warentest rät Urlaubern zur Sparcard der Postbank. Die funktioniert wie ein Sparbuch, auf das zunächst etwas eingezahlt wird. Mit der Sparcard kann bis zu zehnmal pro Jahr an Automaten weltweit kostenlos abgehoben werden, die das "Visa-Plus"-Zeichen tragen.

Dennoch sollten die Kunden ihre Abrechnungen kontrollieren: Verbraucherschützer Nauhauser sind Fälle untergekommen, bei denen Gebühren aufgeschlagen wurden.Dass die Banken bei den Gebühren zulangen, hängt auch damit zusammen, dass sie "keinen Leidensdruck haben", sagt der Kieler Verbraucherschützer Krieger.

Im Urlaub seien die Menschen in einer entspannten Ausnahmesituation: Die Gebühren belasten ja nicht regelmäßig das Konto. "Insofern wird kaum ein Kunde das als Grund dafür nehmen, die Bank zu wechseln", so Krieger. Er wünscht sich mehr Beschwerden von verärgerten Reisenden:"So könnten wir der EU-Kommission melden, dass es an der Front nicht funktioniert."

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