Schlupfloch:Geld vor dem Fiskus retten

Mit ungeförderten Riester-Verträgen schützen Anleger ihr Geld vor der Abgeltungsteuer

Thomas Müncher

Das Thema Riester-Rente löst bei Nadine Lemaitre skeptische Blicke aus. Zum einen hat die BWL-Studentin noch kein eigenes Einkommen, um Geld fürs Alter zur Seite zu legen. Zum anderen hält sie persönlich von dem staatlichen Angebot nicht viel: "Wer in jungen Jahren mit der Altersvorsorge beginnt, sollte sein Geld lieber selber anlegen, um eine bessere Rendite zu erzielen", sagt die 22-jährige Münchnerin kritisch, die sich bedingt durch ihr Studium intensiv mit Geldanlage und Finanzthemen auseinandersetzt.

Doch ihre reservierte Haltung könnte sich bald ändern. Wer nämlich einen Riester-Vertrag abschließt, ohne die staatliche Förderung in Anspruch zu nehmen, schützt sein Geld vor der Abgeltungsteuer. Vorsorgesparer können bei dieser noch eher unbekannten Variante ihre Beiträge in renditestarke Riester-Fonds investieren, brauchen in der Ansparphase keine Steuern zu zahlen und kassieren bei der Ausschüttung den halben Gewinn steuerfrei. Auch mit weniger riskanten Banksparplänen ist das ungeförderte Riestern möglich.

Dagegen sehen die Pläne für die Abgeltungsteuer vor, dass von 2009 an Einnahmen aus Wertpapiergeschäften und Zinsen pauschal mit 25 Prozent - plus Solidaritätszuschlag und eventuell Kirchensteuer - zu versteuern sind. Wer mit Aktienfonds für das Alter vorsorgt, gehört zu den großen Verlierern der geplanten Regelung. Denn immer dann, wenn Anleger einen schlecht laufenden Fonds gegen einen besseren austauschen oder ihr Geld von einem Aktien- in einen Rentenfonds umschichten wollen, fällt künftig die neue Wertertragssteuer an.

Im Gegensatz dazu profitieren nicht geförderte Riester-Sparer von den günstigeren Steuervorschriften für Versicherungen. "Zahlen sie Beiträge, ohne dafür Steuervorteile oder Zulagen zu bekommen, in einen Riester-Fondssparplan ein, sind Kursgewinne, Dividenden und Zinsen in der Ansparphase steuerfrei", sagt Markus Temme von der Fondsgesellschaft Union Investment. Für solche Anleger gelten auch nicht die strengen Riester-Regeln. Sie brauchen sich deshalb zum Beispiel bei der Kapitalauszahlung nicht auf maximal 30 Prozent der Sparsumme zu beschränken.

Im Alter kann der Riester-Sparer wählen, ob das angesparte Vermögen auf einen Schlag ausgezahlt werden soll oder er lieber eine lebenslange Rente bekommen möchte. In beiden Fällen muss er nur die Hälfte der Erträge mit seinem persönlichen Satz versteuern. Der Steuervorteil ist an zwei Bedingungen geknüpft: "Der Vertrag muss mindestens zwölf Jahre bestanden haben und das Kapital darf nicht vor dem 60. Lebensjahr ausgezahlt werden", sagt Berater Temme.

Doch Beispielrechnungen über einen längeren Zeitraum zeigen, dass ungeförderte Riester-Fondssparpläne deutlich besser als Fondspolicen abschneiden. Auch im Vergleich zu normalen Fondssparplänen dürften sie von 2009 an bei der Nettorendite vorne liegen. Denn bei nicht geförderten Riester-Sparern kommt dank der steuerfreien Ansparphase der Zinseszinseffekt voll zum Tragen. Bei Fondssparplänen wird von 2009 an die Abgeltungsteuer die Rendite deutlich schmälern - besonders bei langen Laufzeiten.

"Wichtig ist, dass der ausgewählte Fonds eine überdurchschnittliche Rendite erzielt", sagt Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern. Das Angebot an zertifizierten Riester-Fondssparplänen ist jedoch bisher begrenzt, da es nur wenige Anbieter gibt. Attraktive Rendite erzielen derzeit zum Beispiel die Produkte von DWS und Cominvest. Die meisten neuen Angebote, einen Fondsparplan zu übersparen, werden wohl erst 2009 auf den Markt kommen. "Bis dahin ist es günstiger, Fonds nach bisherigem Recht zu kaufen und die Kursgewinne nach einem Jahr steuerfrei zu kassieren", rät Temme. Doch nicht nur unter Renditegesichtspunkten sind ungeförderte Riester-Verträge attraktiv. Sie bieten dem Vorsorgesparer auch ein Stück Sicherheit. Denn am Ende der Laufzeit ist garantiert, dass er zumindest die eingezahlten Beiträge zurückbekommt. Ein weiterer Vorteil: Nicht gefördert riestern kann jeder. Neben Arbeitnehmern und Beamten profitieren auch Selbständige und Freiberufler, die bei normalen Riester-Verträgen nicht förderberechtigt sind.

Was müssen Riester-Sparer tun, um die Steuervorteile zu ergattern? Erste Möglichkeit: Sie übersparen einen bestehenden Vertrag. Das heißt, dass sie mehr als den erforderlichen Höchstbetrag von 2100 Euro abzüglich Zulagen in ihren Sparplan einzahlen. Zweite Möglichkeit: Der Anleger schließt einen neuen ungeförderten Riester-Vertrag ab. Wer einen Riester-Vertrag übersparen will und auf eine Kapitalauszahlung Wert legt, sollte darauf achten, dass sein Vertrag dies vollständig zulässt. "Die 100-prozentige Kapitalauszahlung ist nicht bei jedem Vertrag möglich", sagt Verbraucherschützer Larisch.

Nicht geförderte Riester-Fondssparpläne bieten dem Anleger viele Vorteile, haben jedoch auch Nachteile. "Der Sparer muss sich langfristig binden", gibt Helga Schlosser, Kundenberaterin der Augsburger Aktienbank, zu bedenken. "Will er kurzfristig an sein Geld, kostet das Rendite." Zudem muss er bei Riester- Verträgen mit teuren Abschluss und Verwaltungsgebühren rechnen. Es gibt allerdings Möglichkeiten, diese Kosten zu reduzieren: "Wer Riester-Fondsanteile bei einem freien Fondsvermittler kauft, erhält einen Rabatt beim Ausgabeaufschlag", sagt Merten Larisch. Auch Nadine Lemaitre hält es für wichtig, bei den Gebühren zu sparen: "Sonst geht zu viel Rendite verloren."

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