Sie sind zu neunt, als sie eines Tages im Jahr 1119 den Pakt schließen, für immer keusch, arm und gehorsam zu leben. Um es gleich zu sagen: Gegen alle drei Versprechen werden alle neun Ritter verstoßen.
Die neun Männer nennen sich "Arme Ritter Christi vom Tempel Salomonis". Ihr Pakt ist ein absolutes Bekenntnis zu Gott: Sie wollen die christlichen Pilger und die heiligen Stätten in Jerusalem vor muslimischen Räubern schützen. Ihr Anführer ist ein gewisser Hugo von Payens; über ihn wird später noch zu berichten sein.
Schon früh gibt es Spekulationen über Anspruch und Wirklichkeit der christlichen Ritter, die ihren Ordenssitz auf dem Jerusalemer Tempelberg haben. In Wahrheit, so heißt es in zeitgenössischen Schriften, hätten die neun Ritter das Ziel, einen Schatz zu finden, dessen scheinbare Existenz viele Menschen bis heute zu den wildesten Theorien anstiftet: die Bundeslade. Darin sollen die Gesetzestafeln liegen, die Moses einst vom Berg Sinai mitbrachte. Und nicht zu vergessen: eben jene Texte, die nicht weniger versprechen, als den leider immer noch vermissten Stein der Weisen gefunden zu haben.
Spendable Herrscher
Das Bedürfnis nach Verschwörungstheorien scheint noch immer weit verbreitet, und der Orden der Tempelritter bietet massenhaft Stoff dafür. Hollywood wäre nicht Hollywood, wenn die amerikanische Filmindustrie das nicht längst erkannt hätte. Die Ritter sehen ja auch blendend aus: Leuchtend weiß sind sie gekleidet, auf der linken Schulter prangt das blutrote Templerkreuz. Später schmücken die kämpfenden Mönche auch Brust und Schild mit dem sogenannten Tatzenkreuz.
Ihr Anführer, Hugo von Payens, macht sich im Jahr 1127 von Jerusalem auf nach Europa. Er will neue Ordensbrüder rekrutieren. Auf seiner Werbetour sammelt er nicht nur neue Mitglieder, sondern auch Gold und Ländereien, die ihm Menschen vermachen, in dem Glauben an das Gute. Besonders spendabel erweisen sich die Herrscher Spaniens und Portugals. Sie wollen die Ritter aus Jerusalem für sich gewinnen, um die Iberische Halbinsel vor dem muslimischen Süden zu schützen.
Im Jahr 1128 wird der Templerorden auf dem Konzil von Troyes von Papst Honorius II. anerkannt und elf Jahre später sogar unmittelbar dem Oberhaupt der katholischen Kirche unterstellt. Das Beste daran: Die Templer werden mit einer Reihe Privilegien ausgestattet. Sie zahlen keine Steuern und Zölle, für die Gotteskrieger gelten weder weltliche noch kirchliche Gerichte.