Schätzung der Rentenversicherung:Rentner dürfen mit spürbar mehr Geld rechnen

  • Die Renten in Deutschland könnten im kommenden Jahr um ein bis zwei Prozent steigen. Das prognostiziert die Deutsche Rentenversicherung.
  • Gleichzeitig sollen die Beiträge zur Rentenkasse 2015 sinken, wie die Bundesregierung angekündigt hat.
  • Die Grünen werfen der schwarz-roten Koalition vor, die Finanzierung des Rentensystems zu gefährden.

Mehr Geld - auch nach Abzug der Inflation

Die etwa 20 Millionen Rentner in Deutschland können für 2015 erneut auf eine Rentenerhöhung hoffen, die ihnen mehr Kaufkraft bringt. Nach einer am Dienstag veröffentlichten ersten Schätzung der Deutschen Rentenversicherung Bund werden die Altersbezüge zum 1. Juli 2015 in West- und Ostdeutschland um ein bis zwei Prozent steigen. Entschieden wird darüber erst im Frühjahr nächsten Jahres. Erst dann liegen alle Daten zur Lohnentwicklung vor, an der sich die Rentenerhöhung orientiert.

Je nach tatsächlicher Höhe hätten die Rentner dann auch nach Abzug der Inflation mehr Geld zur Verfügung. 2015 soll diese bei etwas mehr als einem Prozent liegen. Bereits im laufenden Jahr hatte die Rentenerhöhung mit 1,67 Prozent im Westen und 2,53 Prozent im Osten die Preissteigerungsrate von knapp einem Prozent übertroffen.

Die gesetzliche Rentenanpassung zum 1. Juli eines Jahres wird 2015 durch eine Änderung in der Beschäftigtenstatistik geschmälert. Die Bundesagentur für Arbeit hat weitgehend zum 30. Juni 2013 neue Gruppen in die Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten neu aufgenommen - darunter alleine 300 000 Menschen mit einer Behinderung, die etwa in Werkstätten arbeiten. Das wiederum beeinflusst die Höhe der Rentenanpassung. Experten rechnen damit, dass so ein Prozentpunkt verloren geht. Diese sollen aber bei der Erhöhung 2016 nachgeholt werden, so dass unter dem Strich kein Nachteil entsteht.

Rentenbeitag sinkt

Bereits jetzt steht fest, dass der Beitragssatz zur Rentenversicherung Anfang 2015 von 18,9 auf 18,7 Prozent gesenkt wird. Dies hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel vorige Woche angekündigt. Arbeitnehmer und Arbeitgeber werden dadurch zusammen um etwa zwei Milliarden Euro entlastet. Ein Durchschnittsverdiener spart etwa 35 Euro.

Nach derzeitigen Berechnungen müsse der Beitragssatz erst 2019 wieder steigen, sagte die Chefin der Rentenversicherung, Annelie Buntenbach. 2014 werde das Nettorentenniveau vor Steuern bei 48 Prozent und 2015 sowie 2016 voraussichtlich bei 47,1 Prozent liegen, erklärte sie. Bis 2030 werde ein Absinken auf 43,8 Prozent erwartet. Das läge noch knapp über der gesetzlichen Untergrenze von 43 Prozent.

Hohe Kosten für Rente mit 63 und Mütterrente

Die zum 1. Juli neu eingeführte abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren erfreut sich nach Buntenbachs Worten großer Beliebtheit. Bis Ende Oktober seien bereits 163.000 Anträge eingegangen. Die Kosten für das laufende Jahr würden auf knapp 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Die Ausweitung der Mütterrente seit dem 1. Juli schlage in diesem Jahr mit etwa 3,4 Milliarden Euro zu Buche.

Die Grünen warfen der schwarz-roten Bundesregierung vor, die Rentenfinanzen zu gefährden: "Schon ab 2018 stehen wir vor einer finanziellen Steilwand", sagte der Rentenpolitiker Markus Kurth. Die Sicherungsziele für das Rentenniveau würden bis an die Grenzen getrieben.

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