Sanierungskonzept der BayernLB:Dem Löwen geht es ans Fell

Für BayernLB-Chef Michael Kemmer beginnt das Bangen: Er schickt seinen Umbauplan zur EU-Kommission - und hofft, dass er sein Tafelsilber behalten darf. Ohne Opfer wird das wohl nicht gehen.

T. Fromm und K. Ott

Es ist für Manager schwierig, über Dinge zu sprechen, die sie nicht selbst in der Hand haben. BayernLB-Chef Michael Kemmer reagierte in der Vergangenheit daher immer sehr verhalten, wenn er gefragt wurde, wie die EU-Kommission wohl auf das Sanierungskonzept seiner Landesbank reagieren würde.

Sanierungskonzept der BayernLB: Für ein Schaubild der BayernLB-Beteiligungen klicken Sie bitte auf das Bild.

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(Foto: Foto: Reuters)

Bei der Jahrespressekonferenz Ende März ließ er sich dann doch zu einigen Aussagen verleiten. Er gehe davon aus, grünes Licht von der Europäischen Union (EU) für die staatlichen Hilfsgelder in Milliardenhöhe zu bekommen, sagte er. Die Gespräche mit Brüssel seien konstruktiv.

Wie konstruktiv, wird sich nun zeigen - für Kemmer und seine Mitarbeiter beginnt nun das große Bangen. Wie es aus Bankkreisen heißt, soll das Restrukturierungskonzept an diesem Mittwoch oder Donnerstag nach Brüssel geschickt werden, im Sommer dann soll es eine Entscheidung der Kommission geben.

Auf der Kippe

Es geht um die Zukunft einer Bank und ihrer vielen Beteiligungen, die sie in den vergangenen Jahren für viel Geld gesammelt hat. Und darum, dass vieles von dem nun auf der Kippe steht.

In Brüssel hieß es zuletzt, auf die BayernLB kämen "kräftige Auflagen" zu. Beteiligungen im Ausland sollen wegfallen, das Kapitalmarktgeschäft wird eingedampft, möglich ist auch, dass sich die BayernLB von ganzen Einheiten trennen muss.

Die Bank, die 2008 Verluste von über fünf Milliarden Euro einfuhr, muss in den nächsten vier Jahren 5600 der knapp 20.000 Stellen im Konzern kappen. Nur wo - das ist die Frage.

Noch hofft Kemmer, dass er die Stellen mit feinchirurgischen Schnitten möglichst schmerzlos los wird. Käme es hart auf hart, müsste er sich von ganzen Töchtern trennen. Von der Kärntner Osteuropa-Bank Hypo Alpe Adria (HGAA) etwa, die in 2008 einen Verlust von über 500 Millionen Euro einfuhr und wie die Mutter gestützt werden muss.

Krise aussitzen

Gewinnbringend zu verkaufen ist die HGAA zum gegenwärtigen Zeitpunkt ohnehin nicht. "Wir haben nichts zu verschenken", sagte Kemmer im März. Das klang eher so, als wolle man warten - und die Krise aussitzen.

Besser verkaufen ließe sich dagegen die Direktbank DKB. 1995 übernommen, hatte sie zuletzt 1,5 Millionen Kunden; der Gewinn lag in 2007 bei 479 Millionen Euro. Wenn es in München etwas zu verkaufen gäbe, dann die DKB. Vielleicht sind gerade deshalb nun Gerüchte aufgekommen, die Kommission könnte auf einen Verkauf der profitablen Tochter drängen.

Kemmer weiß zwar nicht, wie die Kommission entscheiden wird. Aber er gehe nicht davon aus, dass es "Notverkäufen" kommen wird, sagte er vor einigen Wochen.

Lesen Sie auf der zweiten Seite, wie sich die BayernLB Luft verschaffen will.

Teilverkauf der SaarLB angestrebt

Ein Manager der Bank drückt es so aus: Man müsse ja schließlich noch "irgendwie Geld verdienen, um überhaupt Geld ausleihen zu können".

Das Thema beschäftigt nicht nur die Mitarbeiter. Vor ein paar Tagen musste sich auch Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) wieder einmal mit seinem ärgsten Sorgenkind befassen. Der von Fahrenschon geleitete Verwaltungsrat der Bayerischen Landesbank beriet, wie das Institut aus der Krise kommen solle.

Bei den Verwaltungsräten, sie beaufsichtigen die Staatsbank, waren dieses Mal nicht nur eigene Ideen gefragt. Die Minister, Kommunalpolitiker und Sparkassenvertreter, die dem Kontrollgremium angehören, berieten vor allem über die Pläne der EU für die in der Klemme steckende BayernLB.

Eindeutige Signale

Immerhin kostet die Rettung der Staatsbank den Freistaat zehn Milliarden Euro. Die Signale aus Brüssel sind offenbar eindeutig. Das Staatsinstitut soll langfristig privatisiert werden, ob nun ganz oder teilweise; es solle zu einer "Mittelstandsbank" für die bayerische Wirtschaft mit Kunden im eigenen Land werden; und es solle sich aus Süd- und Osteuropa verabschieden.

"Wenn diese Signale kämen, fände ich das ausgesprochen positiv", sagt Ernst Weidenbusch (CSU), Chef der parlamentarischen Kontrollkommission des Landtags für die BayernLB.

Ein Schritt vor, zwei zurück

So ist es sicherlich kein Zufall, dass die BayernLB ausgerechnet jetzt mit dem Saarland über einen Verkauf eines 25,2-Prozent-Pakets an der SaarLB verhandelt.

Der Teilverkauf kommt der BayernLB gelegen - und er ist ein wichtiges Signal nach Brüssel. Wahrscheinlich ist auch, dass es bei einem ersten Teilverkauf nicht bleiben wird und dass sich die BayernLB in einem zweiten Schritt komplett von der SaarLB trennen wird.

Mit einer Minderheitsbeteiligung von weniger als 50 Prozent könnten die Bayern nicht mehr uneingeschränkt in Saarbrücken regieren, da das Saarland gemeinsam mit den regionalen Sparkassen dann die Mehrheit an der kleinsten deutschen Landesbank hielten. Gleichwohl aber könnten die Bayern weiterhin zur Kasse gebeten werden, sollte die SaarLB finanziell klamm sein.

Was bliebe, wäre ein schaler Beigeschmack: Als die BayernLB Anfang 2002 75 Prozent SaarLB übernahm, galt dies als wichtiger Schritt hin zur Konsolidierung in der Landesbankenszene.

Nun geht es wieder zurück: Sieben Landesbanken gibt es zurzeit - zu viele, sagen Kritiker, die zügige Fusionen verlangen. Würde die SaarLB wieder selbständig, wäre sie die achte Landesbank in Deutschland. In einer Zeit, in der eine womöglich ausreichen würde.

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