Säumige Beitragszahler:Versicherte schulden Krankenkassen 1,5 Milliarden Euro

Den Versicherern fehlt Geld, weil viele ihre Beiträge nicht zahlen. Mehr als 600.000 Versicherte haben Schulden bei den Krankenkassen. Viele der Betroffenen können sich die Zahlungen schlichtweg nicht leisten - dann helfen auch Mahnungen und Inkassostellen nicht.

Auf fast 20 Milliarden Euro belaufen sich die Reserven im deutschen Gesundheitssystem. Alleine im vergangenen Jahr verzeichneten die gesetzlichen Krankenkassen einen Überschuss von vier Milliarden Euro - und das, obwohl noch nicht mal alle Versicherten ihren Verpflichtungen nachgekommen sind.

Säumige Beitragszahler schulden den gesetzlichen Krankenkassen immer mehr Geld: Insgesamt stehen mehr als 1,5 Milliarden Euro aus, teilte der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung GKV mit.

Die Summe ist in den vergangenen Monaten nach Angaben des Verbandes deutlich gewachsen. Im August 2011 hatten 638.000 Versichertenkonten noch Rückstände von gut einer Milliarde Euro aufgewiesen, Ende des vergangenen Jahres hatte sich der Fehlbetrag dann schon auf 1,2 Milliarden summiert. Im Februar diesen Jahres waren die Außenstände nochmals binnen eines Monats enorm gestiegen.

Ein großer Teil der säumigen Zahler war nach Einführung der Versicherungspflicht 2007 in die gesetzliche Krankenversicherung zurückgekehrt. Deren Beiträge hatte zuvor noch das Sozialamt gezahlt. Nun schuldet allein diese Gruppe den Kassen 466 Millionen Euro. "Die Einführung der Versicherungspflicht bedeutete nicht, dass die Mitglieder ihre Beiträge auch zahlen können", sagte Verbandssprecherin Ann Marini. Auch freiwillig versicherte Selbständige sind unter den säumigen Zahlern.

Die meisten der Versicherten, die den Krankenkassen Geld schulden, gelten als arm. Bei den Kassen gibt es in der Regel gestaffelte Mahnverfahren. Säumige Zahler werden oft mehrere Male angeschrieben. Zuletzt versuchen die Hauptzollämter als Inkassostellen des Bundes und anderer öffentlich-rechtlicher Einrichtungen das Geld einzutreiben. Hierbei sollen Vollziehungsbeamte im Außendienst ausstehende Beiträge eintreiben.

Wenn die Betroffenen allerdings wenig Mittel haben, gebe es auch nichts zu holen, sagen auch die Versicherungen.

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