Rückkehr der ehemaligen Währung Frankreichs:Vive le Franc

Ein letztes Mal bezahlen wie früher: Viele französische Händler akzeptieren wieder die alten Franc-Scheine, denn die alte Währung kann nicht mehr lange umgetauscht werden. Hunderte Millionen werden wohl nie in Euro umgetauscht - das freut Frankreichs Regierung.

Michael Kläsgen, Paris

Ausgerechnet zum zehnten Geburtstag des Euro haben Händler vielerorts in Frankreich wieder den Franc eingeführt, und das mit Erlaubnis der Notenbank. In Tours sind es etwa hundert Geschäfte, die den "Delacroix", den "Montesquieu" oder den "Saint-Exupéry" gern nehmen. Die Genies auf den jeweiligen Scheinen stimmen manche Nostalgiker noch heute wehmütig.

Französische Franc

Die Franzosen schwelgen in Erinnerung: Sie dürfen nochmal mit dem Franc bezahlen.

(Foto: Reuters)

Auch in kleineren Ortschaften wie Mont-de- Marsan, Saverdun oder Decize zirkuliert das alte Geld wieder. Viele Franzosen nehmen weite Wege auf sich, um die letzten Franc-Bastionen aufzusuchen. Sie kramen ihre alten Scheine aus Spardosen, um damit ein letztes Mal zu zahlen. Als Wechselgeld erhalten sie den Euro, und alle akzeptieren das - trotz der Krise.

Viele Franzosen holen die Franc-Scheine nicht hervor, weil die Sehnsucht sie treibt nach der alten Währung. Vielmehr beeilen sie sich, nicht die Frist zu verpassen, bis zu der sie den Franc in Euro tauschen können. Sie läuft am 17. Februar ab. Auch in Italien, Griechenland und Finnland können die ehemaligen Landeswährungen noch bis Ende Februar eingewechselt werden, so es sich um Scheine handelt. In Deutschland gilt für den Umtausch keine Frist.

Die Händler in Frankreich kamen auf die Idee, den Franc wieder zu akzeptieren, um den Menschen den Weg bis zur nächsten Filiale der Notenbank zu ersparen. "Die Leute haben keine Lust, wegen eines 20-Franc-Scheins extra bis nach Toulouse zu fahren", sagt Grace Ballandi, Vorsitzende des Händlerverbandes von Saverdun, 50 Kilometer südlich der Regional-Metropole.

Die Händler übernehmen das für die Kunden. Und je nach dem, welchen Umtausch-Kurs sie verlangen, kann es für sie ein lohnendes Geschäft werden. "Für die meisten ist der Franc nur noch so etwas wie Spielgeld ohne Wert", erklärt Ballandi. Für die Geschäftsleute hingegen kann eine stattliche Summe zusammenkommen: Mehr als 15 000 Francs haben sie in Saverdun bereits gesammelt, also gut 2200 Euro.

Nach Angaben der Notenbank kursierten Ende 2011 noch fast Dutzende Millionen Franc-Scheine in der Welt, mit einem Wert von mehr etwa 500 Millionen Euro. Über 300 000 Euro haben davon allein die Gewerbetreibenden in der Ortschaft Blanc eingesammelt, bei denen man seit 2007 mit Franc zahlen kann. Jedes Mal wenn in den Medien Berichte über Umtausch-Aktionen erscheinen, laufen die Menschen zu den Schaltern der Banque de France, stellt ein Sprecher fest. Von Mal zu Mal schwäche sich der Andrang aber ab.

Dennoch wird wohl die halbe Milliarde Euro unauffindbar bleiben. Die Regierung freut das. Sie wird diese Summe, so will es das jüngst verabschiedete Haushaltsgesetz, von der Notenbank überwiesen bekommen. Dieser ist es untersagt, Gewinne zu machen - und die nicht umgetauschten Scheine gelten als Gewinn. Angesichts der erwarteten Neuverschuldung von 79 Milliarden Euro ist da jeder Euro recht. Übrigens: Die eingewechselten Francs werden geschreddert und zu Tennisplätzen verarbeitet.

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